Thomas Heher im Gespräch: Waves Festival 2013

Wir sprachen mit dem Direktor des Waves Vienna, Thomas Heher, über Programm, Strukturen und Sinn des Waves Festivals.

Zum dritten Mal findet dieses Jahr vom 3. bis zum 6. Oktober das Waves Festival Vienna statt. Neben einem spannenden, mehrere Wiener Locations umfassenden musikalischen Programm rund ums Biotop der alternativen Musik, ist das Waves – allein schon wegen seiner geographischen Gegebenheit – auch ein potenzieller musikwirtschaftlicher Knoten- und Treffpunkt für die Centrope-Region: Neben Showcases österreichischer wie internationaler Acts finden auch Konferenzen und Panels zu diversen (den kontemporären Musikmarkt im Wandel betreffenden) Themen statt – dieses Jahr liegt der Länderschwerpunkt auf Belgien und Slowenien. Gleichermaßen ein Festival also für Musikafficionados, die Neues entdecken wollen, wie für Künstler, Labels und Musiknetzwerker. Darüber sprach Markus Brandstetter mit Festival-Direktor Thomas Heher.

Was sind für dich die größten Änderungen des Waves 2013 gegenüber dem Vorjahr?

Thomas Heher: Ich denke, die größte Änderung und auch Erweiterung ist, dass wir dieses Jahr am Samstag, dem 5. Oktober, auch sieben Location in Bratislava dazu bekommen haben. Es wird also parallel zum Waves Vienna auch das Waves Bratislava staffinden. Das unterstreicht auch den tieferen Sinn des Festivals, den wir zu transportieren versuchen: „east meets west“. Tatsächlich ist es so, dass es außer dem Waves kein Showcasefestival in ganz Europa gibt, dass sich diesem Austausch von Ost- und Westeuropa im musikalischen wie auch im musikwirtschaftlichen Hinsicht widmet. Das ist auch eine Art Alleinstellungsmerkmal, das auch dazu beigetragen hat, dass das Festival bereits 2011 und noch mehr 2012 auf viel Aufmerksamkeit gestoßen ist. Einerseits beim Publikum, andererseits auch bei den Besuchern der Konferenzen.

Letztes Jahr lag der Schwerpunkt auf Polen und Frankreich, dieses Jahr auf Slowenien und Belgien.

Es ist so, dass wir jedes Jahr zwei Gastländer haben – eines, das Osteuropa repräsentiert und eines für Westeuropa. Letztes Jahr waren das Polen und Frankreich, dieses Jahr sind es Belgien und Slowenien. Ein weiteres Schwerpunkt ist auch, ausgehend von Slowenien, ein Panel, das sich ausschließlich mit Festivals in Südosteuropa auseinandersetzt. Das ist etwas, das wir bereits 2011 bemerkt haben: es besteht ein großes Interesse von westeuropäischen Festivalbetreibern, weil Osteuropa immer noch eine Art große Unbekannte in der Musikwirtschaft ist. Da gibt es andere Strukturen, als man das beispielweise von Deutschland, Frankreich oder England gewohnt ist – und gerade wenn Strukturen anders aufgebaut sind und Dinge anders rennen, hilft der Kontakt zu den Protagonisten des jeweiligen Marktes und Landes. Das möchten wir so anbieten, als Austauschplattform, und dazu ist Wien natürlich schon aus geographischer Sicht ideal.

Wie sieht beim Waves die Organisationsstruktur in puncto Planung, Kuration und dergleichen aus?

Wir haben ziemlich viele Kooperationspartner, die sich in das Programm einbringen. Bei den Konferenzen arbeiten wir beispielsweise eng mit dem MICA und Franz Hergovic zusammen, gemeinsam passiert ein Großteil der Programmierung der Konferenzen. Es gibt auch zahlreiche andere Leute, die Input liefern, beispielsweise der Austrian Music Export oder Leute, mit denen wir bei sonstigen Exportaktivitäten zusammenzuarbeiten. Im Artist Bereich ist das ähnlich. Bei uns gibt es Max Zeller, der die ganzen Bookingaktivitäten koordiniert, meine Wenigkeit – ich bin ja auf vielen Showcasefestivals unterwegs, als Speaker wie auch als Zuseher. Es gibt auch viele Labels, mit denen wir zusammenarbeiten – das Waves hat ja spezielle Labelnights, beispielsweise von Ink Music oder Earcandy, Siluh, Seayou mit Problembär, Labels, die eigene Nächte gestalten und kuratorisch tätig werden. Andererseits gibt es auch eine Kooperation mit der Vienna Songwriting Association, mit der gemeinsam wir Donnerstags das Odeon bespielen. Es ist quasi ein Flickwerk, und die Aufgabe von Max Zeller ist es dann auch, dieses Flickwerk zu einem Ganzen zu machen.

Das Odeon war letztes Jahr eine der Toplocations, ich erinnere mich beispielsweise an das grandiose Konzert von Dillon.

Ja, auf jeden Fall. Es hat aufgrund der architektonischen Besonderheiten einen speziellen Reiz für Künstler, dort aufzutreten – und es ist natürlich auch für das Publikum etwas anderes. Es ist ja eine Sitzlocation, wo sonst nur ganz wenige Konzerte stattfinden, vielleicht so zwei oder drei pro Jahr. Das Problem ist es, dass es sehr kostenintensiv ist etwas dort zu machen – einerseits aufgrund der produktionstechnischen Vorgegebenheiten – es ist im ersten Stock und es gibt nur einen Flaschenzug zum Transport der gesamten Tonanlage – andererseits ist die Miete auch nicht besonders günstig. Alles in allem ist es aber eine tolle Location.

Letztes Jahr hatte ich den Eindruck, dass es beinahe ein Überangebot an Programm gibt, man wusste streckenweise nicht mehr, wohin man als nächstes gehen sollte.

Das ist auch eine Herausforderung, die wir den Besuchern stellen möchten: dass man sich mit dem Programm schon im Vorfeld auseinandersetzt, dass man sich Sachen sucht, die einen interessieren. Das ganze soll auch ein Entdeckerfestival sein: es gibt zwei Herangehensweisen für den Besucher: einerseits kann man sich die Arbeit und die Mühe machen, sich die Playlists anzuhören (es gibt ja Tools zur Hilfestellung, wir haben Deezer-Playlists mit allen Artists) und sich Dinge zu markieren, es wird auch eine eigene Mobile-App geben und es gibt einen Waves-Planer, einen Katalog mit 200 Seiten. Oder man lässt sich einfach treiben, hat ein, zwei Highlights pro Abend, die man sich ansehen will und geht dann von Venue zu Venue. Es sind auch viele unbekannte Sachen, und wir sind uns bewusst, dass es auch eine Herausforderung für jeden Besucher ist. Es ist aber tatsächlich so, dass sich Besucher des Waves sehr stark für die Musik interessieren und sich auch mit neuer Musik auseinandersetzen wollen. Mit Sicherheit ist es kein Festival für jemanden, der sich die altbekannten Sachen, die er bereits x-mal gesehen hat, sich noch einmal in möglichst großem Rahmen ansehen will. Es ist ein Clubfestival, es gibt keine Riesenbühnen, die Konzerte sind auch recht kurz. Bei uns dauern die längsten Konterte – abgesehen von den elektronischen Acts – maximal eine Stunde, und das sind auch die Ausnahmefälle.

Gab es bei der Programmierung des Line Ups spezielle Gewichtungen?

Wir laden Artists unter verschiedenen Gesichtspunkten zum Waves ein. Wir schauen, dass der Artist möglichst zeitnah zum Festival einen Release hat, weil es ja auch neben einem Festival fürs Publikum eines für die Konferenzteilnehmer ist, wo auch Labelleute dabei sind, die sich in erster Linie für Artists interessieren, die etwas Neues haben, die für Konzerte oder beispielsweise auch einen Vertriebsdeal in Frage kommen. Das Waves wird ja nicht zuletzt auch als Plattform vom Austrian Music Export genutzt, und dafür bekommen wir auch bei der Konferenz eine finanzielle Unterstützung dieser Seite. So müssen die Artists sowohl interessant und frisch sein – das ist der Anspruch von unserer Seite – und müssen auch diverse Voraussetzungen in puncto Releases erfüllen. Auf der anderen Seite schauen wir auch, dass wir einen roten Faden haben: sprich, dass wir keine Hardcore Band in die Pratersauna stellen, das Line Up muss schon zusammenpassen. Es gibt aber andererseits auch Bühnen, die für alles offen sind, das Flex beispielsweise, wo alle Genres durchdekliniert werden. Also entweder muss ein roter Faden da sein oder eine derartige Abwechlung, die sich mit anderen Venues ergänzen kann: man sieht sich einen Act im Flex an und geht dann ins Badeschiff weiter. Das ist die Vorgabe, die wir an uns selbst haben – die wir bis zu einem gewissen Grad einhalten können, im Großen und Ganzen entsteht so das Programm.

Ist die Organisation von so einem Großprojekt auch ein Kampf gegen Windmühlen, oder rennt es im Jahr drei schon smooth?

Wir fordern uns ja auch selbst heraus, es kommt jedes Jahr ein großer anderer Brocken dazu, dieses Jahr eben Bratislava. Es gibt diese Schiffahrt von Wien nach Bratislava, wo auch Bands am Schiff spielen – smooth läuft das eigentlich nie (lacht), es sind immer Hürden, die wir uns teilweise auch selbst stellen, die es zu überwinden gilt. Ein Kampf gegen Windmühlen ist es bis zu einem gewissen Grad insofern, dass es im ersten Jahr so war, dass ein derartiges Festival in Österreich gänzlich unbekannt war. Außer für Leute, die jährlich zu ähnlichen Festivals auf die Reeperbahn, aufs South by Southwest und dergleichen fahren, aber das ist ein sehr kleiner Teil. Viele Leute aus der Musikbranche wussten nicht, was sie mit einem derartigen Festival anfangen konnten, und es war sehr viel Aufklärarbeit, was das für eine Chance darstellt, wie man das für sich nutzen kann. Als Wiener Label fährst du zum Reeperbahn-Festival und hast eine Band, die dort auftritt. Du versuchst, möglichst viel Wind um diese Band zu machen, das möglichst viele Leute zum Gig kommen. Hier hast du eine ganz andere Voraussetzungen. Es ist ein Prozess, dass die Leute realisieren, was das für Möglichkeiten für sie bringt. Letztes Jahr mussten wir manche Labels noch bitten, heute ist es beinahe zu viel, was uns angeboten wird. Das tut sich langsam aber sicher: dass sich das in den Köpfen festsetzt, was man daran hat.

Ein derartiges Festival ist essenziell für den Musikstandort Wien.

Absolut, und auch weil wir es versuchen, als regionales Event aufzusetzen. Wir haben sehr viel Kommunikation mit Partnern in Tschechien und Slowenien, wir versuchen das ganze als Zentraleuropäisches Event zu etablieren – weil man auch nicht vergessen darf, dass die wichtigen Bookingagents – Glastonbury, Southside etc – auch nicht zu viel Zeit haben. Die fahren bestimmt nicht zu einem slowakischen, einem slowenischen, einem ungarischen und zu einem österreichischen Festival: wenn wir das schaffen, asl regionales Festival zu etablieren, ein Bild über die ganze Region geben zu können – dann hat man viel mehr Chacne, auch diese Leute dorthin zu bekommen.

Wie sehen für dich als Festival-Direktor die letzten Tage vor dem Event aus?

Es sind leider noch imer Baustellen fofen, man versucht alles sukzessive abzuarbeiten. Es kommen in den letzten Tagen immer wieder Querschläger wie dass eine Band entschieden hat, doch nicht per Bahn zu komen sondenr zu fliegen, Hotellisten, Catering, es gibt immer wieder Umstellungen bei der Konferenz dass der eine Speaker doch nicht kann Pnael umorganisieren. Das sind schon viele Sachen, bei denen man versucht abzuschließen. Die Liste mit offenen Punkten ist noch wahnsinnig lang, und man versucht einzelne Details nicht zu vergessen.

Alles weitere unter www.wavesvienna.com. Besuch schwer empfohlen. 
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