Rod Stewart glänzt mit einer Hit-Revue in der Wiener Stadthalle

Wer ein Konzert von Rod Stewart besucht, wird nicht überrascht, aber dafür bestens unterhalten. Das bestätigte sich am Dienstagabend in der Wiener Stadthalle aufs Neue

Rod Stewart, der 69-jährige Liebhaber von Models und Modelleisenbahnen, lieferte eine Hit-gespickte Show. Als es am Ende immer weniger der Gäste auf den Stühlen hielt, kam die unvermeidliche Schlussfrage „Da Ya Think I’m Sexy?“ im Ballonregen.

Im goldglänzenden Sakko erschien der Brite, eine 13-köpfige Begleitband unterstützte den Charmeur mit der Stachelfrisur. Die bekannten Songs ließen nicht lange auf sich warten, „Tonight’s the Night“ und ein sehr rockiges „Some Guys Have All the Luck“ servierte der einstige Vorzeige-Playboy seinem durchwegs der Generation 50-plus angehörendem Publikum. Dabei kam auch das im Genre oft verpönte Saxofon zum Einsatz. Mit einem erfreuten „Ahhhhh“ des Erkennens begrüßte man „Rhythm of My Heart“, das trotz Jahrgang 1991 zu den neueren Songs im Repertoire gehörte.

Die Songauswahl des Auftritts im Rahmen seiner „Live The Life Tour 2014“ ähnelte dem vor vier Jahren – war aber damals viel Soul im Programm, war es gestern der Balladenteil, der den größten Unterschied ausmachte. Da ließ sich „Rod the Mod“, der sein Sakko inzwischen abgelegt hatte, von seinem weiblichen, kurzberockten Streicherseptett und gar mit Harfenistin durch die Schmuseklassiker „The First Cut Is the Deepest“, „I Don’t Want to Talk About It“, „Have I Told You Lately“ sowie „Reason To Believe“ begleiten.

Keiner dieser Songs stammt aus der Feder von Stewart, doch mit seiner Reibeisenstimme machte er sie allesamt zu Hits. Die Veröffentlichung des Tim Hardin-Covers „Reason To Believe“ bedeutete 1971 den endgültigen Durchbruch, wie er gestern dem Publikum verriet. Aber anders als gedacht, denn das Mittel zum Erfolg war die B-Seite mit der Eigenkomposition „Maggie May“, nachdem Radio-DJs dieser gegenüber der A-Seite den Vorzug gaben.

„Ich bin ein Dienstleister“ sagte Stewart in einem Interview mit der „Zeit“. Als solcher bot er den Anwesenden auch neben der Musik einiges an Unterhaltung. Zu „Hot Legs“ schoss der Fußballfan mit dem Lieblingsverein „Celtic Glasgow“ wieder einmal zahlreiche Bälle in den Saal, seine Fans begannen da in Richtung Bühne zu drängen – man war bereits nahe dem Finale und so musste man eigentlich nur darüber nachdenken, welcher von den Hits noch fehlte, um zu wissen, was noch kommen würde.

Es war „Baby Jane“, einer der wenigen Erfolge in den von Stewart selbst einmal als „finstre Periode“ bezeichneten 80er-Jahren, der den letzten Song vor den zwei Zugaben in Form von „Sailing“ und dem unvermeidlichen Disco-Klassiker „Da Ya Think I’m Sexy?“ ausmachte. Der „Commander of the British Empire“ zeigte abermals, dass er sich selbst nicht allzu ernst nimmt. Auf der Videowand sah man ein altes Cover des „Rolling Stone“, wo zu lesen war, dass er diesen Song mit 50 nicht mehr spielen wolle, um nicht eine Parodie seiner selbst zu werden. Er sang ihn aber auch gestern, begleitet von einem Ballonregen, wieder – und trotz seiner 69 Jahre war es nicht peinlich, sondern das passende Ende einer unterhaltsamen Hit-Revue.