Citroen Aircross: Cactus fürs Grobe

Der neue Citroen Aircross will der Softie unter den SUV sein. Zumindest zeigt das eine Studie, die auf der Motorshow in Shanghai präsentiert wird.

Bullig, arrogant und aggressiv – so beliebt kompakte Geländewagen auch sein mögen, so schlecht ist ihr Ruf. Das will ausgerechnet Citroen jetzt ändern und zeigt in zwei Wochen auf der Motorshow in Shanghai mit der Studie Aircross deshalb den Softie unter den SUV. Im gleichen Geist gezeichnet wie der unkonventionelle Cactus, der es immerhin gerade zum Word Design Car des Jahres gebracht hat, gibt sich der französische Geländegänger betont weich und zurückhaltend.

Sympathisch

Das gilt nicht nur im übertragenen Sinne für die vergleichsweise sanfte und irgendwie sympathische Grundform des 4,58 Meter langen und 2,10 Meter breiten Allradlers, der statt auf böse Blicke und harte Kanten auf kuschelige Kurven und weiche Rundungen setzt. Sondern das kann man sogar wörtlich nehmen. Denn so, wie sich der Cactus mit seinen Airbumps gegen Parkrempler gewappnet hat, schützt sich der Aircross mit Knautschelementen aus Aluminiumschaum gegen die Fährnisse des Großstadtdschungels. Neben diesen Alloy Bumps an Front und Flanke wird das Karosseriedesign vor allem von aerodynamischen Elementen bestimmt: Kiemen in den Kotflügeln legen einen Vorhang aus Luft über die 22-Zoll-Räder und reduzieren so den Strömungswiderstand und so genannte Air-Signs lassen den Fahrtwind glatter von der Flanke um das Heck streichen. 

Wohlfühlfaktor

Auch innen legen die Franzosen Wert auf einen hohen Wohlfühlfaktor. Die fast schon esoterische Farbenlehre kann man zwar getrost als überzogen abhaken und allenfalls auf ein paar Designer-Drogen zurückführen. Und ob man zu weißem oder orangem Leder auch noch bunte Strickwaren braucht, sei mal dahin gestellt. Doch die Idee mit den kuschelweichen Ohrensesseln hinter den gegenläufig öffnenden Türen ohne B-Säule ist genauso gelungen wie das Cockpit, in dem es nur noch zwei große Digital-Displays gibt – eines ist fest hinter dem fast eckigen Lenkrad montiert, das zweite kann der Beifahrer in einer Schiene verschieben.  Und auch die vielen Ablagen und die von Gepäckgurten inspirierten Haltegriffe sind mal was Neues im Einerlei der Geländewagen.

Fast schon Mainstream

Während Citroen bei Design und Interieur gegen den Strom schwimmt, ist die Technik der Studie fast schon Mainstream. Denn wie die allermeisten neuen Geländewagen dreht sich auch der Aircross als Plug-In-Hybrid im Messelicht: Vorn ein 1,6 Liter großer Turbo-Benziner mit 218 PS, an der Hinterachse eine E-Maschine mit 95 PS und dazwischen ein Lithium-Ionen-Akku – fertig ist ein Power-Pack, mit dem man gleichermaßen spurten und sparen kann. Nicht umsonst nennt Citroen für den Showstar einen Sprintwert von nur 4,5 Sekunden und einen Normverbrauch von 1,7 Litern.

Wie der Cactus

Zwar ist der Aircross bislang nur eine Studie ohne konkrete Serienaussage. Doch wenn man bedenkt, wie viel Lob die Franzosen für den unkonventionellen Cactus eingefahren haben, wie rosig die Aussichten für Geländewagen sind und wir groß angesichts des altbackenen C4 Aircross der Nachholbedarf bei Citroen ist, stehen die Chancen für den Softie unter den SUV gar nicht so schlecht.