ACTION

Musik aus Österreich die uns auch 2016 noch gefällt

Sarah Wetzlmayr

Gekommen um zu bleiben

Ob man den Austropop eigentlich wirklich retten musste ist fraglich. Ob Wanda das tatsächlich getan haben kaum zu beantworten. Aber auch wurscht. Fest steht: 2015 haben uns Musiker aus Österreich viel gutes auf die Ohren geklatscht. Welche das bestimmt auch noch 2016 tun werden, lest ihr hier.

von Sarah Wetzlmayr

Wäre ein ganz schöner (Schick) Schock wenn Wanda, gemäß ihres lustigen Buchstabenspiels und ihrer Italo-Affinität, nach „Amore“ und „Bussi“, im nächsten Jahr „Ciao“ abliefern würden, um sich wieder vermehrt ihren Hobbies (fischen und so) zu widmen. Wird aber nicht passieren. Welche Bands aus Österreich uns außer dem „Wunder Wanda“ 2016 noch gabelbissenweise musikalische Gustostückchen bescheren werden, gibt es hier nachzulesen. Apropos Bescherung, kippt man auf den kürzlich vom Zeit Magazin plakatierten Wien-Hype hinein, könnte man glauben, hier ist jeden Tag Weihnachten. Wenn jemand fragt wohin du gehst, sag nach Wien…

…oder nach Linz, denn da kommt Marcus Füreder her, Herz und Hirn dessen was weit über die Grenzen der Alpenrepublik hinaus als Parov Stelar bekannt wurde. In seinen Songs vermischen sich Jazz, House, Electro und Electroswing, die dann als wohlproduzierte Musikperlen direkt von Herz und Hirn des Herrn Stelar in die Beine seines Publikums gehen. Vor kurzem füllte er das Playstation Theatre am New Yorker Times Square and „who’s gonna make it there, makes it everywhere“.

Aus Oberösterreich kommen auch die mit der Bilderbuch-Karriere. Vor dem Oberösterreich-Blues sind die vier Jungs aber rechtzeitig nach Wien abgehaut, um dort 2013 mit der Single „Plansch“ ihren Durchbruch zu feiern und dann mit „Maschin“ und „Om“ nochmals eins draufzulegen. In die Meditation ziehen sie sich 2016 aber bestimmt nicht zurück. Vielleicht in ein Meditationscamp mit dem Urenkel des Maharishi – aber was daraus entsteht, bewegt uns bestimmt auch noch 2016.

Sad Francisco heißt gerade eine der Fm4-Bands der Stunde. Vom Plattencover von „ich bin“ schaut einem ein Hund der Rasse Malteser traurig und treuherzig entgegen. Schön und traurig liegen hier auch musikalisch verdammt nah beieinander. Traurige Hippies für künftige Sonntags-Blues-Tage. Tanz in der Schwere ohne Schwerfälligkeit.

Ein wenig traurig und schön sind auch Leyya. Und ihre Musik auch. Die österreichische Ausgabe von The XX sind auch ein bisschen zu den Aushängeschildern dieser Generation Y(Y) geworden. Name als Programm eben. Plätschernder und tröpfelnder Electro mit internationalem Potential – gerade mit Metric auf Deutschlandtour. Im Jänner am Eurosonic Norderslaag Festival in den Niederlanden.

Nach dem Club ist vor dem Club. Das gilt zwar meistens in der Praxis nicht – für Julian und der Fux allerdings schon. Sie haben es vom Club auf die Bühne geschafft und sind dabei ein wenig ins Poppige abgedriftet. Fm4-Größe Hermes ist auch mit dabei und „Mischduft“ schon längst zu einem dieser Würmer im Ohr geworden. Vanille heißt das Album dazu, das graue Tage aromatisch versüßen kann.

Auch wenn man über Johann Sebastian Bass nichts weiß, so weiß man doch eines: Wären die statt den Makemakes zum Songcontest gefahren, hätte es ziemlich sicher mehr Punkte gegeben – ist aber nicht so schwer. Die drei ausgebildeten Musiker sind Zeitreisende, die direkt aus dem Barock in das 21. Jahrhundert gereist sind um das Tragen von Perücken zu promoten und Elektrobeats mit Rokoko-Einschlag zu produzieren.


Zwar nicht aus einer anderen Zeit, aber aus einem anderen Leben als Professor der Musik  und Orchesterleiter muss Dorian Concept hierher gereist sein. Der musikalische Autodidakt setzt auf Improvisation statt Notenlesen und reist mit seiner zwischen Jazz und Electro changierenden Musik auf internationale Festivals. Sieht man ihn live, traut man ihm nicht mal zu jemals eine Gelse erschlagen zu haben. Aber das muss er auch nicht – sondern einfach nur solche Musik machen.

Zum Schluss noch ein Bussi von Wanda – diese Band die unter einem H & M-Viererpack verschwitzter Shirts von Antifeminismus bis zum Austropop-Rettertum so ziemlich alles vereint. Also: Wenn dich jemand fragt wohin du gehst, sag nach Wien. Sag auf ein Konzert einer dieser großartigen Musiker.