Film & Serie

My Talk With Florence

Sarah Wetzlmayr

Paul Poet hat mit Florence Burner-Bauer gesprochen und einen Film daraus gemacht

FILM ALS GESPRÄCH

Konfrontation als Filmtechnik – Paul Poets „My Talk with Florence“ ist eine verspätete Zeugenaussage.

von Sarah Wetzlmayr

Ein Name, ein Begriff. Denkt man an Kommune, kommt einem sofort Otto Muehl in den Sinn, der mittlerweile verstorbene und sieben Jahre lang inhaftierte diktatorische Anführer der Kommune am Friedrichshof im Burgenland. Den Namen zu bebildern und die Geschichte zu dokumentieren haben schon einige versucht. Der Wiener Filmemacher Paul Poet hat aber Konfrontation als wichtigstes Dokumentationswerkzeug definiert und einen Interview-Film gemacht, in dem eine einzige Fraus – Florence Burner-Bauer – die Hauptrolle spielt. Mit ihrer eigenen Vergangenheit in der Kommune konfrontiert, der sie 1980 beitrat, nimmt der Film durchaus kathartische Züge an. Zehn Jahre verbrachte sie dort und gepackt wurden diese in zwei Stunden aufgezeichneter Gesprächstherapie. Missbrauchsfall and Missbrauchsfall reihen sich aneinander, in französischem Akzent Dialekt nacherzählt und gleichzeitig eine alte Puppe umklammernd – alleine will Florence da nicht nochmal durch. Die Aufnahmen Poets gibt es schon seit 2008, waren ursprünglich für ein Theaterprojekt gedacht, dann aber doch als Film veröffentlicht und der ist ziemlich roh und verlässt sich auf nur zwei Takes.

Von Betörung zu Zerstörung

Ihre Tochter hatte sie auch mit dabei als sie am Friedrichshof ankam, beide gerieten in den Fänge Mühls und wurden zu Opfern seiner manipulativen Strategien. Auf einem Pfad der von Betörung zur Zerstörung führte wandelte Florence Burner-Bauer in diesen Jahren dahin, auf der Suche nach einem Leben das sie aus den Schwierigkeiten ihres vorigen Lebens befreien sollte. Was passierte war jedoch das Gegenteil von Befreiung. Der Film, der mit einem minimalen Budget auskommen musste, bringt viel Dunkles über eine damalige selbsternannte Lichtgestalt und trotzdem einiges an Licht in diese dunkle Vergangenheit österreichischer Geschichte. Er schafft den Spagat zwischen künstlerischem Anspruch und dokumentarischer Kraft, denn Paul Poet hat Florence Burner-Bauer die Möglichkeit einer verspäteten Zeugenaussage verschafft.

Im Rahmen der Filmreihe „Otto Mühl – Kommunenkinder“ gibt es Paul Poets Dokumentation am 8. Februar zum vorerst letzten Mal im Filmarchiv Austria zu sehen.

Foto: Screenshot Trailer © polyfilm