Essen

Rülpsen kostet

Sarah Wetzlmayr

Beim Essen der Zwiebel…

ATEMWEGE

Während das mit dem Rauchverbot an öffentlichen Orten noch immer so im undurchsichtigen Schwebezustand über unseren Köpfen hängt, wird öffentliches Rülpsen wohl jetzt streng geahndet. So erging es jedenfalls einem Dönerkonsumenten kürzlich im Wiener Prater. 

von Sarah Wetzlmayr

Ein Döner der 70 Euro kostet? So teuer wäre wohl nicht einmal ein Exemplar aus der Riege eines der beliebtesten Produkte aus der Imbissindustrie wenn das Fleisch von dem glücklichsten Lamm der Welt gewesen wäre und der Salat von rechts nach links gedreht aus der Erde gezogen worden wär. Im Wiener Pater kostete er aber letztens einem fröhlichen Dönerkonsumenten tatsächlich genau so viel. Nicht etwa weil es sich hier um die Luxusvariante handelt, sondern weil er nach dem Imbisskonsum einmal heftig aufstoßen musste. Dagegen ist ja prinzipiell nichts einzuwenden, das passiert, vor allem wenn sich zwischen dem letzten herzhaften Biss und dem Rülpser noch ein oder zwei Schlucke Kohlensäurehaltiges befinden. Nun trug sich die Geschichte aber blöderweise vor dem undankbarsten Publikum zu – einem Wiener Polizeibeamten, der sich durch das eindeutige Geräusch mehrdeutig angegriffen fühlte – der „öffentliche Anstand wurde verletzt“ so in Polizeisprache.

Anders als mit Humor kann man das nicht nehmen, sonst müsste man wohl in den Hungerstreik gehen und das will man ja prinzipiell auch nicht, weil der Döner ja noch immer – auch nach der Auseinandersetzung mit dem Gesetz – recht gut schmeckt. Das hat der beschuldigte Verletzer des öffentlichen Anstandes auch getan und auf Facebook einen kleinen Erlebnisbericht in Geschichtenform, mit dem Titel „Mein Tag am Wiener Praterstern – Ein Ort vieler kleiner und großer Verbrechen“, veröffentlicht. Laut dieser trug es sich so zu: Er verspürte ein Hungergefühl außerdem akute Unsicherheit in dieser von „kleineren und größeren Vebrechen“ durchzogenen Gegend und hat sich seinen Döner deshalb“wie immer mit bissi scharf und Zwiebel“ gegeönnt und vielleicht auch, unsicherheitsbegdingt beim Verzehr etwas gehudelt, so schildert er die Rahmenhandung. Plötzlich machte sich ein mulmiges Gefühl in seinem Innenleben breit: „Irgendetwas kommt. Es wurde selbstständig und löste sich.” – der Rülpser. Und dann, „plötzlich, keine 20m weiter, spürte ich eine Hand auf meine Schulter.. Unser Freund & Helfer! Da sind sie ja“. Das waren aber bereits die kuriosen Höhepunkte der Geschichte, später geht es ein wenig tiefer abwärts ins Katastrophental, wo plötzlich ein- und mehrdeutige Größenvergleiche anstehen und man sich nicht sicher ist ob man nun mehr Fremdschämpotential in die Wiener Exekutive oder doch in den vom Gesetz verfolgten Geschichtenrülpser investieren sollte. Am Schluss probiert er sich dann noch im weiten Feld der Ironie: „Achja und liebe Polizei: Ich danke euch für eure Ambition das Problemviertel sicherer gemacht zu haben. Die Probleme sind mit dieser Strafverfügung gelöst“.  Jetzt will er ganz unironisch in Berufung gehen.

Es wird vermutlich der Zeitpunkt kommen an dem diese, doch eher lange, Geschichte gerülpst wird. Um ein lauten Zeichen zu setzen. Und man wird sich ein bisschen schämen, dafür nämlich, dass sich Menschen tatsächlich mit solchen Dingen auseinandersetzen (die Autorin dieser Zeilen inklusive). Wer sich selbst und seinem Atem ein wenig mehr Freiraum verschaffen möchte und das auch öffetnlcih kundtun will kann am 27. Februar beim LautRülps-Flashmob teilnehmen, der in Kooperation mit dem Würstelstand „Zum Scharfen Rene“ stattfinden wird. Mal sehen wer nach der Berufung den längeren (und stinkenderen) Atem hat.