AKUT

Klavierspielen in Idomeni

Sarah Wetzlmayr

Ai Weiwei in Idomeni

Klavierspiel im Schlamm

Ai Weiwei hat wieder ein Zeichen gesetzt. Dieses Mal in Form eines weißen Flügels im schlammigen Lager in Idomeni.

von Sarah WetzlmayrEs ist so eine Sache mit Ai Weiwei. Es fällt oft nicht leicht sich zu entscheiden ob man seine Kunst auf mutige Art und Weise direkt und provozierend findet oder man sich doch über ihn ärgert weil man denkt dass er seine stattliche Figur immer in die im Moment am stärksten beleuchtete Nische schiebt. Die Diskussion loderte bereits auf als er im vergangenen Winter das Foto des toten Flüchtlingsbuben Aylan Kurdi nachgestellt hat und damit definitiv eine Grenze überschritt. Unter dem Mantel der Kunst möchte Weiwei damit auf die für die meisten unvorstellbare Situation vieler Flüchtlinge aufmerksam machen. Zu wie viel Prozent er die Aufmerksamkeit damit auf sich selbst lenkt und wie viel davon tatsächlich noch für die Sache selbst übrig bleibt war für viele der Anstoßpunkt einiger Diskussionen über Weiweis Aktionen. Das leichte Unwohlsein in der Magengrube das sich bei dem zur Ikone stilisierten Schwarz-Weiss-Foto bereits eingestellt hat, lebt bei seiner neuesten Aktion in ein wenig abgeschwächter Version neu auf.

Der chinesische Künstler ließ am Samstag einen weißen Flügel in das Lager bei dem griechischen Grenzort Idomeni bringen. Dort harren seit einiger Zeit schon mehr als 10.000 Flüchtlinge in Kälte und Schlamm aus. Einige Helfer sowie der Künster selbst hielten dann eine Platikplane auf unter der eine Syrerin auf dem weißen Flügel zu spielen begann. Der jungen Frau blieb es kriegsbedingt mehr als ein Jahr verwehrt Klavier zu spielen. Mit dieser Kunstaktion sollte auf die unvorstellbar schwierige Lage der Flüchtlinge in diesem Lager aufmerksam gemacht werden. Die Initiative sich diesem Thema weiterhin anzunehmen ist dem Künstler auf jeden Fall hoch anzurechnen und gerade in einer Phase in der die Berichterstattung über die Situation in den Flüchtllingslagern wieder etwas abflaut, muss die Kunst oft an ihre Stelle treten und Zeichen setzen. Inwiefern Ai Weiwei das mit dieser Aktion gelungen ist, wird aber auch noch diskutiert werden,

 

Foto: Mehmet Kaman/Anadolu Agency/Getty Images