AKUT

Neues aus der Lugner City

Sarah Wetzlmayr

Aus dem Hause „Lugner City“

Mit Lugner in Putins Kleiderschrank

Obwohl Lugner einen Skurrilitäts-Baustein auf den nächsten setzt möchte er alles andere als ein Hochstapler sein. Das betont er jedenfalls in seinem Wahlkampf-Song. Das Konzept des „Fremdschämens“ müsste am heutigen Tag neu definiert werden.

von Sarah WetzlmayrDer Lugner hat noch einen Bauklotz draufgesetzt – auf sein Antrittsreden-Video – und das ist tatsächlich kaum zu glauben. Mit einer dicken Schicht Mörtel zwischendrin hat er jetzt nämlich auf das ohnehin Unfassbare noch eine „Wahlkampf-Hymne“ draufgepappt, deren aburd-tragischer Inhalt von einem Höchstmaß an Flexibilität was Versmaß und Reimschema anbelangt getragen wird. Es ist einer dieser ziemlich eindeutigen Lugner-Momente bei dem man nur schwer zwischen lachen und weinen wählen kann. Nicht ganz so schwer sollte, nachdem man dieses Stück „Musik“ in seine Gehörgänge gelassen hat, die Entscheidung fallen ob Lugner tatsächlich wählbar ist.

Abgesehen davon, dass beim Eintrag „Skurrilität“ im Österreichischen Wörterbuch schon längst auf Bildsprache gesetzt werden sollte und ein Foto des Baumeisters als Erklärung mehr als ausreichend wäre, sind die im Text enthaltenen politischen Forderungen ebenfalls Teil eines dystopischen Gesamtbildes. Der grenzenlose Irrsinn den Lugner hier vorbringt gipfelt in der Forderung nach Grenzzäunen im Osten – damit die Wiener nicht mehr nach Ungarn zum Einkaufen fahren können: „Als Präsident würd‘ ich an Zaun auch im Osten an der Grenze baun. Damit die Wiener mit ihren G’schroppen am Sonntag nicht in Ungarn shoppen!“. Außerdem findet er es durchaus vorstellbar mal mit Angela Merkel und der Queen durch seine Lugner City flanieren. Fantasielosigkeit kann man ihm deshlab kaum vorwerfen. Und weil er ja international so gut vernetzt ist, weiß er natürlich auch dass im Kleiderkasten Wladimir Putins ein Foto seiner Frau Cathy hängt.

Wer hinter dem eingängigen Discobeat des Songs steckt ist momentan noch nicht klar, es ist dem Tausendsassa Lugner aber durchaus zuzutrauen dass er diesen Beat selbst gebastelt oder einfach bei Tagada im Prater geklaut hat. Er spricht sich außerdem für HC Strache als Bundeskanzler aus und bekennt sich offen zu seinem ORF-bedingten Würgereflex („“Der ORF – es ist zum Speiben – meint, Lugner soll draußen bleiben!“). Sowohl inhaltlich als auch musikalisch hat MC Strache nach dieser Nummer eine ernsthafte Konkurrenz in der österreischischen Ausgabe von „Politik sucht den Superstar“ bekommen. Die Volksnähe die sich Lugner mit diesem Auftritt herzustellen erhofft, geht einem dann auch irgendwie nah und man möchte weinen.