AKUT

Ein eigenes Haus für Tetris

Sarah Wetzlmayr

Tetris spielen auf einer Hauswand

Es regnet wieder bunte Steine

Wer sich mittlerweile zu alt für seinen Gameboy fühlt und außerdem die Altersweitsichtigkeit schon ein wenig zu spüren beginnt muss trotzdem auf den geliebt-gehassten Tetrisstein-Regen nicht verzichten. Denn Tetris kann man jetzt auch auf einer Hauswand spielen.

von Sarah WetzlmayrWer kennt es nicht: Mühsam hat man aus den verwinkelten Tetris-Steinen einen hübschen erfolgversprechenden Block zusammengebastelt, fehlt nur noch einer dieser raren langen Steine um ihn seitlich hineinzuklopfen und einen Haufen Punkte auf einmal abzukassieren. Aber er kommt und kommt einfach nicht. Und ist er dann da, ist das verwinkelte, löchrige Tetris-Gebäude schon viel zu weit oben um das lange Teil von der Waagrechten noch in die Senkrechte zu bringen.

Der Zorn ist groß, die Konsole wird in die Ecke gepfeffert. Aber nicht lange bleibt sie dort – zu groß ist der Bann der vom Tetris-Himmel fallenden Steine. Und abends im Bett, wenn man die Augen schließt fallen hinter den geschlossenen Lidern weiter die Steine vom Himmel. Nichts als Tetris im Kopf hatte auch der Erfinder der Spiele-Legende, der russische Programmierer Alexei Paschitow, der Millionen von Menschen diesen Virus eingepflanzt hat. Warum er nicht einen etwas höheren Prozentsatz an langen Bausteinen eingeplant hat, wollte ihn vermutlich die Hälfte der Infizierten schon einmal lautstark fragen.

Viele Steine im Kopf und einen hohen Grad an Tetris Viren im Körper haben wohl auch vier junge Informatiker von der Uni Kiel, die seit neuestem Tetris auf einem Uni-Hochhaus spielen. Nicht weil sich bei ihnen, von den vielen Stunden des Zockens, eine Sehschwäche herausgebildet hat, sondern weil sie damit ein Forschungsprojekt realisierten. 56.448 LEDs brachten sie auf 392 Fenstern an – auf einem Riesenbildschirm mit einer Diagonale von gut 43 Metern. Außer „Tetris“ spielen sie dort auch noch „Breakout“. „Das ist keine reine Spielerei, damit ist auch ernsthafte Forschung möglich“, argumentiert einer der jungen Studenten in einem Interview mit Spiegel Online.

Hinter der Fassade, oder besser gesagt auf der Fassade sieht das ganze so aus: In 14 Stockwerken mit jeweils 28 Fenstern wurden Aluminiumleisten mit Leuchtdioden angebracht. In ihnen steckt ein Computer klein wie ein Fingernagel. Zusammengeschaltet ergeben sie eine Riesenspielkonsole.  30.000 Euro hat die Installation insgesamt gekostet und circa 5000 Arbeitsstunden sind für die mutierte Spielkonsole draufgegangen. Mit einem Notebook kann der Tetrisstein-Regen dirigiert werden. Wer sich jetzt Gedanken darüber macht ob bei einem heftigen Tetris-Rausch in Kiel bald mal das Licht ausgeht, der sei beruhigt: „Die Stromkosten für eine Stunde ‚Tetris‘ liegen im niedrigen Cent-Bereich“, so Lutz. Sogar bei maximaler Helligkeit, betragen die Stromkosten keine drei Euro.