KULTUR

Thorsteinn Einarsson

Hannes Kropik

Zwei Herzen wohnen, ach!, in seiner Brust. Doch letztendlich glaubt „Kryptonite“-Sänger Thorsteinn Einarsson an einen Sieg seiner Isländer über die Elf seiner Wahl-Heimat Österreich.

Text: Hannes Kropik

Island liegt im Freudentaumel: Gleich bei der ersten Teilnahme an einer EM-Endrunde kann sich die Fußball-Nationalmannschaft nach Unentschieden gegen Portugal und Ungarn für das Achtelfinale qualifizieren. Einziger kleiner Haken aus unserer Sicht: Davor müssten die Wikinger am Mittwoch-Abend in Paris ausgerechnet gegen Österreich gewinnen. Für Sänger Thorsteinn Einarsson kein Problem, wie er im Gespräch mit dem WIENER deutlich macht …

Thorsteinn, du bist Isländer, lebst aber praktisch dein halbes Leben in Salzburg. Ganz ehrlich: Zu wem wirst du heute Abend halten?

Natürlich zu Island. Aber es wird ein komisches Spiel, denn all meine Freunde, mit denen ich beim Public Viewing zuschauen werde, sind Österreicher. Ich finde es fast unangenehm, dass meine beiden Heimatländer gegeneinander spielen müssen.

Wenn du die beiden Länder vergleichst: Was sind die größten Unterschiede?

Ich sehe lieber das Gemeinsame: Beide Länder haben wunderschöne Landschaften und die Menschen sind zurecht stolz darauf. Außerdem sind beide Länder sehr stark von der Musik geprägt. Aber einen großen Unterschied gibt es natürlich: Das Essen schmeckt in Österreich viel besser!

Du hast ja nicht zuletzt via Social Media engen Kontakt nach Island. Wie ist die Stimmung auf der Insel?

Es herrscht eine Euphorie wie noch nie zuvor. Unsere Handballer haben zwar 2008 bei den Olympischen Spielen die Silbermedaile gewonnen und waren bei der EM 2010 Dritter, aber die Stimmung war damals nicht so gut wie jetzt. Warum? Wie soll ich sagen: Handball ist halt Handball und Fußball wird doch auf der ganzen Welt gespielt.

Hast du selbst eigentlich auch Fußball gespielt?

So wie wahrscheinlich jedes Kind in Island habe auch ich Handball und Fußball gespielt. Ich war aber nicht besonders gut und bin lieber Musiker geworden.

Isländer sind unglaublich zweikampfstark!Island ist ein vergleichsweise kleines Land mit etwas mehr als 330.000 Einwohnern. Wie kann es sein, dass ihr trotzdem so viele gute Fußballer hervorbringt?

Dazu kommt ja noch, dass wir nicht einmal eine Profi-Liga haben und die Amateur-Mannschaften nur im Sommer spielen können! Aber sobald ein Junge mit 14, 15 Jahren sein Talent zeigt, geht er zur fußballerischen Ausbildung nach England, Deutschland oder Holland. Unser Nationalteam hat einen sehr niedrigen Altersdurchschnitt und ist noch lange nicht am Zenit angelangt. Dass wir so erfolgreich sind, verdanken wir in erster Linie Teamchef Lars Lagerbäck: Unter ihm spielt die Mannschaft extrem diszipliniert. Wir haben zwar nicht besten Einzelspieler, aber eine kompakte Einheit und wir sind unglaublich zweikampfstark.

Island hat bei dieser EM gegen Portugal und Ungarn jeweils 1:1 gespielt und deshalb die historische Chance, gleich beim Debüt ins Achtelfinale einzuziehen. Auf der anderen Seite kann Österreich mit einem Sieg im direkten Duell ebenfalls aufsteigen – also ein echtes Herzschlagfinale! Was spricht aus deiner Sicht für Island, was für Österreich?

Beide Mannschaften können gewinnen, aber Island hat den Vorteil, dass ein Unentschieden schon für den Aufstieg reicht. Österreich hat die besseren Einzelspieler, ein Weltklasse-Mann wie David Alaba kann das Match jederzeit mit einer genialen Aktion im Alleingang entscheiden. Wir hingegen haben große, wuchtige Leute dabei, die wahnsinnig schnell sind und im Konter sehr gefährlich sein können.

Also, zum Abschluss dein Tipp: Wie geht das Match aus?

Ich glaube, Island gewinnt 1:0, Torschütze ist Gylfi Sigurðsson.Thorsteinn Einarsson, 20, kam als Sohn eines Opernsänger mit fünf Jahren erstmals für einige Zeit nach Österreich. Danach verbrachte er noch einmal sechs Jahre mit seiner Mutter in Reykjavik, ehe er mit 14 endgültig nach Salzburg übersiedelte. In der ORF-Castingshow „Die große Chance“ präsentierte sich Thorsteinn 2014 erstmals einer breiten Öffentlichkeit, seine Single „Leya“ kletterte bis auf Rang 7 der österreichischen Charts. Vor wenigen Wochen ist sein Debüt-Album „1“ erschienen, die Single „Kryptonite“ entwickelt sich zum Radio-Dauerbrenner.

Am Sonntag, dem 26. Juni, gastiert Thorsteinn Einarsson beim Wiener Donauinselfest auf der Ö3-Bühne, am 29. Juni spielt er beim Human Rights Festival in Graz.

Weitere Infos über Thorsteinn gibt es auf seiner Facebook-Seite.