KULTUR

Verdichtung

Sarah Wetzlmayr

Love, peace, understanding und noch viel mehr präsentiert diese dichte Collage an einprägsamen Boygroup-Momenten. Man braucht nur dieses eine Video gesehen zu haben und man kennt sie alle. 

von Sarah Wetzlmayr

Da haben fünf (klassische Boygroup-Zahl) Typen ziemlich tief in den Boygroup-Werkzeugkasten gegriffen und einen Song inklusive Video gezimmert, der den Tiefpunkt der Seichtheit markiert. Ausgelassen wird darin nichts, was das Boygroup-Phänomen bislang so hervorgebracht hat: Identische Outfits und Tanzbewegungen, nackte Oberkörper an denen wahlweise Regentropfen, Schweiß oder stilles Mineralwasser herunterrinnen, Werkstatt-Szenarien inklusive Jeans-Latzhosen, Schnee-Romantik, gebrochene Herzen, die unter Tränen wieder zusammenfinden, Freundschaft und Zusammenhalt. Die Ups and Downs des Lebens in munter poppige Boygroup-Melodien gepresst eben.

Posterboys

So oder so ähnlich muss es sein, wenn ein Meer an Klischees sich zu einem Sumpf verdichtet, aus dem dann am Schluss fünf gut gebaute junge Männer mit nackten Oberkörpern emporsteigen. Stichwort Verdichtung – muss man dicht gewesen sein um so etwas zu machen? Entweder das, oder man liest dieses Video als postmoderne Collage die Stereotypen aufdecken möchte und dabei einmal kräftig die Klischeeschublade durchwühlt. Eines trifft jedoch in jedem Fall zu: Nicht nur die eingänge Melodie trägt einen durch dieses Stück verdichteter Seichtheit, sondern auch eine Welle an Flashback-Momenten, die einen an seine eigenen Boygroup-Poster im Kinderzimer erinnern. Und möglicherweise am Schluss auch an jenen Moment, als man sie wieder runtergerissen hat und nichts davon zurückblieb als die fehlende Farbe an der Wand, dort wo die Tixostreifen Nick Carter und Co als Säulenheilige des Kinderzimmers gerade noch fixiert hatten.