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Der Teufel trägt ein Pikachu-Kostüm

Sarah Wetzlmayr

Satan steckt im Pokéball – wenn es nach der russisch-orthodoxen Kirche in Wien geht. 

von Sarah Wetzlmayr

An alle die es noch nicht wussten – in Wien Landstraße befindet sich ein „satanisches Pokémon-Zentrum“. Und das obwohl sogar der wenig bis mittelmäßig ambitionierte Pokémon-Trainer weiß, dass Pokémon zwar nicht Gottes Werk aber wohl auch nicht des Teufels Beitrag sind. Soweit der Informationsfluss reicht, wurde bislang auch noch kein kleines schwarzes Monster namens „Satano“ oder „Luziferius“ im Pokédex registriert. Dennoch legte die russisch-orthodoxe Kirche in Wien Beschwerde bei der Pokémon Go-Herstellerfirma Niantic ein, weil allem Anschein nach ein Pokémon Go-Charakter mit dem teuflischen Namen „Ra666“ inmitten des orthodoxen Altarraums platziert wurde. Den könnte man dort sogar fangen, so die Aussendung der Kirche.

Das sogenannte „Pokémon-Zentrum“ ist eigentlich eine Arena und auch ein Pokémon namens „Ra666“ ist bislang noch nicht bekannt. Das Beschwerdeschreiben fordert dennoch eine „unverzügliche“ und dauerhafte Entfernung des Zentrums satanischer Gewalt, das ja eigentlich eine ziemlich harmlose Pokémon-Arena ist.Weiters hält das Schreiben fest, dass die russisch-orthodoxe Kirche in Wien Landstraße ein Gotteshaus und demnach ein „sakrales Bauwerk“ ist, das „als solches ausschließlich dem gottesdienstlichen Gebrauch vorbehalten“ ist. „Ort für Spiel“ ist sie also definitiv nicht.

Die Kirche dürfte also in den vergangenen Tagen etwas besser besucht gewesen sein, als zuvor. Nicht nur mit Pokémon Go spielenden Menschen, sondern es könnte wohl auch in den Rängen der unsichtbaren Freunde in dieser Kirche in letzter Zeit etwas eng geworden sein. Auch wenn der Teufel also seine Finger nicht im Spiel hatte, streiten sich hier die heiligen gegen die etwas weniger heiligen Geister um die besten Plätze. Doch damit soll jetzt Schluss sein – diese kleinen Ausgeburten Satans werden, wenn es nach der Gemeinschaft „Orthodoxe Kirche in Österreich“ geht, sich nach ihrer Vertreibung aus der Kirche nun wieder auf den Straßen Wiens tummeln. Eigentlich gar nicht so wirklich im Sinne der Kirche. Aber sind irgendwo Pokémon im Spiel, kann von Sinn sowieso nur noch sehr schwer die Rede sein. Und real sind sie ja sowieso nicht. Oder?Foto © Thomas Ledl