AKUT

Rauchen sichert Arbeitsplätze

Sarah Wetzlmayr

„Mit dem Tod ist nicht zu spaßen“ – ist wohl die am weitesten verbreitete Grundhaltung gegenüber dem Sensenmann. Wien ist da jedoch eine Ausnahme – das behauptet auf jeden Fall die Bestattung Wien. 

von Sarah Wetzlmayr

Die Bestattung weiß wohl als eine der wenigsten Institutionen was das Wort „Galgenhumor“ wirklich bedeutet. Wie gut die sich da auskennen, lässt sich im Moment ziemlich einfach an den etwas umgestalteten Zigarettenpackungen der Bestattung Wien ablesen. „Rauchen sichert Arbeitsplätze“ steht da nämlich, wo sonst „Rauchen gefährdet die Gesundheit“ oder ähnlich Erschreckendes steht. Das ist wahr und das weiß mittlerweile auch jedes Kind. Die schwarz auf weiss abgedruckte Behauptung der Bestattung Wien stimmt aber auch – das weiß zwar glücklicherweise nicht jedes Kind, aber jeder der bei der Bestattung seine Brötchen verdient. Da haben sich die von der Bestattung also einen Schmäh erlaubt, dessen Wahrheitsgehalt sich nicht ganz einfach negieren lässt. Dennoch sorgt die neue Marketingstrategie der Bestattung Wien für ein paar erhobene Zeigefinger und den ein oder anderen strengen Fingerzeig in Richtung onkologische Station. Die Sache ist ernst, wie der Tod eben auch. Genauso denkt man jedoch in Wien nicht über den Tod, so das Bestattungsmuseum Wien und entschied sich deshalb dafür mit den Zigarettenpäckchen und noch so einigen anderen Marketing-Schmähs, wie einem T-Shirt mit aufgedrucktem „Der letzte Wagen ist immer ein Kombi“ zu werben.

In Wien begegnet man dem Sensenmann nämlich immer mit einem zwinkernden Auge. Nicht weil man die Augen – zumindest partiell – davor verschließen möchte, sondern weil es wichtig ist, das alles ein wenig mit Humor zu sehen. Man setzt dem Sensenmann sozusagen eine Clownsmaske auf. Dass das in Wien gut ankommt, beweisen die steigenden Verkaufszahlen im Museumshop des Bestattungsmuseums – die Zigarettenpackungen sind der Verkaufsschlager schlechthin. Außerdem: Seit auch in Österreich Schockbilder auf den Zigarettenpäckchen prangen, ergibt sich plötzlich ganz von selbst ein Markt für Hüllen, in die man die Packerl mitsamt Gruselfotos einfach reinstecken kann. Hier befindet man sich im Museumshop des Bestattungsmuseums also neuerdings tatsächlich am Puls der Wirtschaft, denn die pulsiert auch noch, wenn er bei dem ein oder anderen plötzlich nicht mehr schlägt.Fotos © B&F Wien / Bestattungsmuseum