AKUT

Hipster-Suizid

Sarah Wetzlmayr

Jedem Hipster der schon mal, nach Untergang seines Jutebeutel-Start Ups, mit einer halbleeren und nicht halbvollen Flasche Club Mate von einem Enzi runtergschaut hat und dabei mit dem Gedanken an Selbstmord gespielt hat, dem sei hier geholfen. Es gibt nämlich noch viele weitere Möglichkeiten sich als hipper Mensch das Leben zu nehmen.

von Sarah Wetzlmayr

_o1. Tod durch Sturz vom Enzi. Wir kennen die Enzis als Orte an denen man die Sorgen des Alltags vergessen kann. Zurücklehnen und die Seele baumeln lassen. Was aber wenn die Angst die Hipster-Seele auffrisst, wenn der Ort an dem du dich einst so wohlgefühlt hast, plötzlich der Platz wird, an dem du dir denkst „Was ist das für 1 life?“ und diesem einen Leben ein kurzes, schmerzloses Ende setzen willst? Dann liegt der Sprung vom Enzi nahe._02. Am Bart ersticken. Ein voller, gut gepflegter Hipster-Bart ist natürlich erstrebenswert. Was aber, wenn sich dieses Aushängeschild des eigenen Hipstertums plötzlich gegen den eigenen Träger wendet? Dann ist das ungefähr so, wie wenn man mit dem goldenen Pokal des Schulskikurses von einem Einbrecher erschlagen wird. Die vordergründige Gefahrenquelle ist natürlich nicht zu übersehen, es geht um die Erstickungsgefahr – vor allem im Schlaf. Ab einer gewissen Bartlänge kommt zusätzlich auch noch die Möglichkeit dazu sich damit zu erwürgen. Sieht nach einem zufälligen Tod aus, kann aber konkret forciert werden._03. Mit dem Fixie-Bike in den Tod. Ultradünne Reifen plus nasse Straßenbahnschienen. Mehr muss man dazu nicht sagen._04. Überdosis Club Mate. Club Mate ist mit 20 mg pro 100 ml schon ziemlich an vorderster Front der koffeinhaltigen Getränke dabei. 10 Gramm Koffein im Blut kann einen schon umbringen. Da muss man schon einiges der gelb-braunen Flüssigkeit runterschütten. Alles eine Frage des Wollens. Wer sich also für die flüssige Variante des Hipster-Suizids entscheidet, sollte mal mit dem VW-Bus zum Metro fahren._05. An der Luft außerhalb des Gürtels ersticken. Wenn man seit der Geburt nur die Luft innerhalb des Wiener Gürtels in die Lunge gelassen hat, ist es schon ein sehr großer Schritt von Wien 7 nach Wien 16, auch wenn es räumlich gesehen nur ein kleiner ist. Die Angst zu ersticken ist schon ziemlich groß, wenn die Lunge bislang nur die Partikel aus den Auspuffrohren von Minis und Mini Cabrios, den Ausdünstungen von Food Trucks und den neuesten Parfumlinien aus der Bio-Drogerie gewöhnt ist. Wird das alles plötzlich durch diverse andere Gerüche ersetzt, nimmt die ursprüngliche Definition der Luftwatschn plötzlich ganz neue Gestalt an – die kann dann nämlich tödlich enden. Natürlich kann man das auch forcieren – einfach mit der U1 vom Stephansplatz direkt auf den Reumannplatz fahren, aussteigen und schauen was passiert._06. Mit dem Bio-Fair-Trade-Holzcover vom iPhone die Pulsadern aufschlitzen. „Ohne künstliche Zusätze und schädliche Lacke“ – damit rühmt sich so manch ein Hersteller von streng ökologisch abbaubaren iPhone-Covers. Doch damit schneidet man sich schnell mal ins eigene Fleisch. Der erste eingezogene Schiefer während des Telefonats mit dem Kollegen vom Jutebeutel-Start Up bringt einen nämlich auf eine ganz spezielle Möglichkeit einem unerfüllten Hipster-Leben schnell ein Ende zu setzen. Sicher die ökologischste Variante des Hipster-Suizids._07. Überdosis Chia-Samen. Die Variante für die experimentierfreudigsten aller Hipster-Selbstmörder, denn die Wirkung der kleinen, schwarzen Samen ist noch nicht erforscht. Deshalb wird auch eine Tagesdosis von 15 g (ca. 2 Esslöffel) empfohlen. Man weiß nämlich noch nicht so genau wie sich eine höhere Dosis auf den menschlichen Organismus auswirkt – möglicherweise tödlich, vielleicht wird man aber auch einfach nur so stark wie Obelix.