AKUT

Diese Woche hassen wir Menschen die Lebkuchen hassen!

Lasst euren Grant woanders raus, aber nicht am Lebkuchen. Und nicht am Billa-Verkäufer, der diesen so hübsch neben der Kassa platziert.

von Sarah Wetzlmayr

Das alljährliche Gejammere darüber, dass es im September beim Billa des Vertrauens schon Lebkuchen in allen Farben des Regenbogens zu kaufen gibt, geht uns eigentlich mittlerweile genauso sehr am Arsch, wie der Lebkuchen selbst. Denn: Du musst ihn ja eh nicht kaufen – genauso wenig wie du das Hundefutter kaufen musst wenn du eigentlich gar keinen Hund hast, nur weil es gerade da und möglicherweise im Sonderangebot ist. Außerdem – für alle denen es noch nicht aufgefallen ist – es gibt das gesamte Jahr über Lebkuchen beim Billa zu kaufen, nur ab September eben ein wenig mehr davon. Der Lebkuchen im Supermarkt nimmt auch niemandem etwas weg, weder zwingt er uns in den finanziellen Ruin, noch nimmt er irgendwelchen anderen Lebensmitteln, die vor ihm da waren, den Platz weg. Es herrscht grundsätzliche Willkommenskultur im Supermarktregal. Das gilt auch für unsere klebrig-trockenen Freunde. Es gibt auch tatsächlich Menschen, die Lebkuchen auch im Juni gerne essen, weil ihr Gaumen sich über die würzige Mischung aus Anis, Fenchel, Ingwer, Kardamom, Koriander, Macis, Muskat,Nelken, Piment und Zimt freut. Was sind das dann für Menschen? Weihnachtshasser? Außerhalb-der-Norm-Fresser? Oder Zahnarzt-Fetischisten? Tut uns Leid, aber das sind Menschen, wie Du (der sich heimlich einmal pro Woche mit ekelhaften Sardellenringen eindeckt).

Ganz hinten in der Waffenkammer der „Lebkuchenhasser“, ihr Trumpf: Das Argument „Der Lebkuchen beim Billa, wenn draußen die Sonne scheint, zerstört unser geliebtes Weihnachten“. Völliger Blödsinn, denn Lebkuchen und Sonne begegnen sich so niemals, weil beim Billa niemals die Sonne scheint, und zu Weihnachten, wenn man laut ungeschriebenem Lebkuchen-Gesetz den trockenen Teigbrocken eigentlich mit Genuss verzehren sollte, dafür (dank Klimawandel) meistens schon. Das wirft jetzt ein ziemlich schlechtes (Sonnen-)licht auf die Weihnachtszeit an sich – und ein noch schlechteres auf das Parade-Argument der Lebkuchen-Hass-Fraktion, die in ihrem beschränkten Vorstellungsvermögen Lebkuchen und Sonnenlicht nicht zusammendenken können. Also: Öffnet eure Herzen und lasst nicht nur die vom Klimawandel hervorgerufene Spätsommersonne herein, sondern auch die Lebkuchenherzen, die bereits Anfang November bei gefühlten 30 Grad am Christkindlmarkt hängen werden. Aber das ist wieder eine andere Geschichte.