Shaun Ross – Die Magie des Lebens

Sandra Keplinger

Der Experte für Männerdüfte und -pflege AXE launcht sein eigenes
Magazin und setzt damit entgegen dem Mainstream auf Einzigartigkeit.
Das Gesicht der damit einhergehenden Kampagne „Find Your Magic!“ ist
der US-Amerikaner Shaun Ross, ein Typ, der individueller kaum sein könnte.

Text: Jean Claude Mpassy
Fotos: Patrick Domingo / Constant Evolution

Er ist groß, blond und eines der erfolgreichsten männlichen Models der Welt: Shaun Ross. Wir haben den 25-Jährigen beim Launch des neuen AXE-Magazins im Soho Berlin zum Interview getroffen und mit ihm über seine großen Erfolge als Albino-Model gesprochen; außerdem haben wir erfahren, wie er mit dem Anderssein umgeht, philosophierten über gesellschaftliche Akzeptanz und den modernen Mann.

Du bist ein Kind aus der Bronx. Ist das so hart, wie es klingt? Ehrlich gesagt war es wie überall anders auch. Klar wurde ich viel gemobbt, aber das wurden wir damals irgendwie alle. Von daher war es nur halb so schlimm. Außerdem hatte ich immer starken Rückhalt von meinen Eltern, vor allem von meiner Mom.

War sie diejenige, die dich zum Modeln animiert hat? Sie war ja selbst jahrelang als Model aktiv. Ja, sie war sogar richtig gut im Modelgeschäft und hat damals für große Namen wie Betsey Johnson (eine US-Modedesignerin, Anm. d. Red.) gearbeitet. Ihre Verrücktheiten haben mich inspiriert und ich habe von ihr gelernt, wie man sich richtig präsentiert. Sie war auch diejenige, die mir immer wieder eingetrichtert hat, trotz meines Aussehens selbstbewusst zu sein.

Stimmt es eigentlich, dass du in einem fahrenden Auto geboren wurdest und deshalb den Spitznamen „Nissan“ hast? Ja, ist doch ganz cool, nach einem Auto benannt zu werden! (lacht) Im Japanischen bedeutet Nissan übrigens Sonne. Das Verrückte ist, dass meine Großmutter schon vor meiner Geburt einen Traum hatte, in dem sie einen Enkel mit einem goldenen Kopf prophezeite. Genauso ist es ja dann auch passiert. Muss ein doppelter Schock für meine Mutter gewesen sein. Erst das fahrende Auto und dann noch ich mit goldenen Haaren! (lacht)

Hattest du außer deiner Mom noch andere Vorbilder in deinen jungen Jahren? Nein, nicht wirklich. Dafür war ich einfach viel zu anders. Wenn andere Kids gesagt haben, sie wollen der nächste Michael Jordan oder Tupac werden, wusste ich, dass das auf mich nicht zutrifft. Ich lasse mich heute wie damals viel lieber von Menschen aus dem alltäglichen Leben inspirieren.

Du bist mittlerweile nahezu zehn Jahre als Model aktiv. Wie hat sich das Business verändert? Es hat sich extrem viel geändert. Mode und das Modeln  sind heute für jeden leicht zugänglich. Denn  irgendwie ist ja heute sowieso fast alles „fashionable“. Das hat natürlich Vor- und Nachteile.

Welche Vor- und Nachteile meinst du? Dass heute fast kein Unterschied mehr zwischen Amateur und Profi gemacht wird. Nehmen wir einfach dich als Beispiel: Ich mag deinen Style! Und du bist ein guter Beweis dafür, dass heute auch coole Leute Interviews führen, sich auskennen und sagen, was abgeht. Früher gab es das nicht, da wurde alles von oben herab diktiert. Heute hat jeder Zugang zu allem und kann das tun, was ihn glücklich macht. Das ist sehr positiv!

Was wäre dann die negative Seite? All die jungen Leute, die für Magazine schreiben, sich aber nicht richtig auskennen. Genau diese Leute kapieren den Wert von Mode nicht und sind auch nicht bereit, sich weiterzubilden, weil sie glauben, alles besser zu wissen. Das ist ganz klar die Kehrseite.

Wie lautet dein persönliches Resümee deiner Modelkarriere? Ich kann mir vorstellen, wie schwierig es am Anfang für dich war. Das stimmt! Aber ich glaube, ich habe meinen Teil dazu beigetragen, dass die Modebranche sich geöffnet hat, um Leute wie mich, die einfach anders sind, zu integrieren. Es haben aber schon andere vor mir eine Lanze gebrochen: Naomie Campbell, Tyra Banks, Tyson Belford oder Kate Moss  waren die ersten Models, die super-„edgy“ waren und genau deshalb Erfolg hatten. Sie haben den Grundstein gelegt.

Ich erinnere mich an ein Zitat von dir du hast einmal gesagt, dass es wichtig sei, zu seiner Meinung zu stehen, um etwas bewegen zu können. Ist das dein Geheimrezept? Klar. Genau das ist es! Ich denke, das habe ich mit den vorhin genannten Supermodels gemein: Wir sind eisern, stehen zu dem, was wir tun, und lassen uns nicht unterkriegen. Ich glaube, nur mit einer konsequenten Haltung kann man gesellschaftlich etwas verändern und zum Nachdenken animieren.

Ist vielleicht auch genau das ein Grund, warum du den Job als AXE-Testimonial angenommen hast? Ja, auch wenn AXE anfangs für mich nur ein Bodyspray für Kids war, die keinen Bock hatten, zu duschen (lacht). Nein, ganz im Ernst, AXE hat eine konkrete Vorstellung vom modernen Mann, und die gefällt mir. Sie fördern Leute, die anders, mutig, selbstbewusst und individuell sind. Genau dafür stehe ich ja auch. Und wenn wir ehrlich sind, ist das Bild des Mannes mit Sixpack und glatt rasierter Brust eh schon längst überholt.

Lass uns abschließend über den neuen Slogan von AXE reden. Er heißt „Find Your Magic“. Welche Bedeutung hat diese Aussage für dich? Ganz einfach: Jeder sollte das finden, was ihn glücklich macht. Etwas, das einem den Drive gibt, jeden Morgen aufzustehen und Gas zu geben. Das ist für mich die Magie des Lebens.