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Stadt, Land, Berg: Manuela Mandl

Manuela Mandl

Maximilian Barcelli

Mit einer dominanten Serie von Qualifier-Resultaten schaffte es Manuela Mandl auf die Swatch Freeride World Tour. Dort gilt die 28-jährige Snowboarderin als Exotin: Denn ihre Heimat sind nicht die Berge, sondern Wien.

Text: Hannes Kropik

Eine Flachländerin unter den besten Freeridern der Welt? Ja, warum denn nicht! Schon im vergangenen Winter konnte der in London beheimatete Sascha Hamm den World-Tour-Auftakt der Snowboarder in Andorra gewinnen. Die Architekturstudentin kann wegen ihres ungewöhnlichen Heimatortes jedenfalls keinen Wettkampfnachteil orten. Im Gegenteil, wie Sie dem Wilden Wiener bei einem höchst urbanen Gesprächstermin am Wiener Brunnenmarkt erklärte: „Ich habe ja immer eine weitere Anreise in die Berge als meine Kollegen, die schon in den Alpen wohnen. Wenn ich drei Stunden im Auto sitze, damit ich in den Schnee komme, will ich das Maximum aus so einem Tag herausholen. Mir ist es egal, ob es vielleicht kurz zuvor in die Piste hineingeregnet hat oder der Hang komplett verspurt ist. Ich kann es mir gar nicht leisten, nur bei perfekten Bedingungen zu fahren. Dass ich mich rasch an alle möglichen Situationen anpasse, könnte auf der Freeride World Tour vielleicht ein Vorteil für mich sein.“

Dazu kommt die Tatsache, dass Manuela als Sportlerin ja nicht am 425 Meter hohen Leopoldsberg sozialisiert wurde, sondern am Dachstein. „Ich hatte das große Glück, dass meine Eltern ein Wochenendhaus in der Region um Schladming hatten und ich dort im Winter alle meine Ferien verbringen konnte. Sie haben mich auf Ski gestellt, bevor ich noch richtig gehen konnte.“

Das Snowboarden entdeckte das Mitglied des Wiener Skiverbandes mit zwölf Jahren für sich – und damit die Liebe zum unpräparierten Gelände. Aus dieser Zeit stammt ihr dynamischer Fahrstil, der sie im vergangenen Winter unter anderem zu Siegen bei 4-Stern-Events in Nendaz (SUI) und Jasna (SVK) sowie beim traditionsreichen X-Over-Ride am Kitzsteinhorn führte: „Ich nutze das Gelände mit weiten Schwüngen und bin gerne mit mehr Tempo in steilen Hängen unterwegs.“ Das wiederum kommt nicht zuletzt daher, dass sie speziell in ihrer Jugend als einziges Mädel mit einer Gruppe Burschen mithalten musste: „Ich bin mit einer sehr guten Crew gefahren, aber die Jungs waren alle ein paar Jahre älter als ich. Und ich hatte immer den Ehrgeiz, mich von diesen Skifahrern nicht abhängen zu lassen.“

Trotz Unterstützung einiger Sponsoren kann Manuela – noch – nicht von ihrem Sport leben, „immerhin steht am Ende einer Saison aber zumindest die schwarze Null. Und ich bin ja auch nicht wegen des Geldes Snowboarderin geworden, sondern weil es mir einfach taugt.“ Vor allem die Unmittelbarkeit des Sports hat es der angehenden Akademikerin angetan: „In der Architektur dauert es eine gewisse Zeit, bis man ein Feedback auf seine Arbeit bekommt. Beim Snowboarden weißt du sofort, ob der Turn jetzt gerade eine gute Idee war oder nicht.“ Ihr Einstieg in die World Tour, sagt sie, ist auf jeden Fall eine gute Idee: „Solange ich snowboarden darf und in der Welt herumkomme, bin ich ein zufriedener Mensch.“MANUELA MANDL:
Geboren am: 5. Juni 1988 in Wien
Studiert: Architektur
Homespot: Dachstein
Größte sportliche Erfolge: Siege bei FWQ-4*-Contests in Andorra (2012), Hochgurgl-Obergurgl (2014), Hochfügen (2015), Nendaz (SUI, 2016), Jasna (SVK, 2016) und Røldal (NOR, 2016)
Ausrüster/Sponsoren: Furberg Snowboards, Julbo Eyewear, ­Penguin Clothing, Pieps, Mons Royale, SP, Icetools, Pow Gloves
Im Netz: manuelamandl.comBislang war Manuela vor allem in den Alpen, aber auch in den Karpaten unterwegs. Auf der Swatch Freeride World Tour hofft sie, vor dem Stopp in Alaska in den Top 4 der Snowboard-Ladys zu liegen, um erstmals im Freeride-Paradies Alaska starten zu können: „Die steilen Hänge könnten mir liegen!“Fotos: Maximilian „Maquez“ Lottmann, Andy Kocher