AKUT

Berufswunsch der Woche: Kuschler

Sarah Wetzlmayr

Endlich wird dieser leidige Spruch von Hobby und Beruf tatsächlcih wahr: Der professionelle Kuschler. 

von Sarah Wetzlmayr

Die Aussage „Glückwunsch, du hast dein Hobby zu deinem Beruf gemacht“ hat etwas Wunderschönes an sich. Gleichzeitig sollte man sie aber, beispielsweise, im Gespräch mit einem Uni-Bibliothekar nicht anbringen, denn der hat bestimmt sein vielgeliebtes Hobby „Lesen“ sicher nicht zum Beruf gemacht, wenn er tagtäglich die Schulden, samt dazugehöriger Bücher (inklusive der darauf verteilten Bolognese-Reste) von ein paar eingerauchten Studenten eintreiben muss. Hier tut sich rasch eine Lücke zwischen Hobby und Beruf auf, die einer todbringenden Schlucht verdächtig ähnlich sieht.

Elisa, Mitbegründerin der Kuschel Kiste, kann das wohl schon eher von sich behaupten. Sie ist professionelle Kuschlerin. Vor kurzem hat sie, mit einigen anderen Kuschlern einen Verein gegründet, der dieser neuen Sparte eine adäquate Plattform bieten soll. Ihre Inspiration fanden die professionellen Kuschler bei unseren nächsten Verwandten – den Menschenaffen, die 10 – 20 % des Tages damit verbringen, sich gegenseitig zu kraulen und zu lausen. Je weiter wir uns von diesem Verhalten entfernen – und hier die kleinen, hungrigen Bewohner der Kopfhaut nicht inkludiert – desto mehr nähern wir uns dem Leben als automatisierte Roboter an. Also: Kuscheln gegen das Robotertum!

„Anstatt in die Protestkultur der social media Plattformen einzusteigen, wollen wir zurück zum Ursprung, zu unserer eigenen Hardware, dem Körper. Ohne Zugang zu unserem eigenen Körper können wir schwer Entscheidungen fällen, vielen geht der Sinn verloren und wir verlieren uns in Banalitäten. Deswegen kämpfen wir für eine Enttabuisierung des Körpers, der zärtlichen Berührung ohne sexuellen Hintergrund, des Kuschelns.“

Gerade jetzt, in der bitterkalten Jahreszeit, wirkt sich ein etwaiger Kuschelmangel in besonderem Maße aus. Deswegen versuchen die Kuschler, das Kuscheln vom Privileg monogamer Zweisamkeit loszulösen und zu einer Selbstverständlichkeit zu erklären. Professionelle Kuschler werden immer gesucht – wer also den dauerhaften Kontakt zwischen Ellbogen und Schreibtischplatte gegen etwas mehr Wärme und Nähe tauschen möchte, sollte sich bei der Kuschel Kiste melden – bevor diese Kiste auf einem Meer der unendlichen Schreibtsichstunden davontreibt. Hobby zum Beruf machen geht also doch!