GENUSS

Der alte Mann und der Schnaps

Sarah Wetzlmayr

Bitterkeit mit bitteren Drinks bekämpfen. So lautet Ernest Hemingways Rezept gegen schlechte Zeiten.

Um die sogenannte Hochkultur zu verstehen, muss man vielleicht erst mal ganz am Boden sein. Nichts einfacher als das, wenn genügend Alkohol im Spiel ist. Das wusste auch schon Roman-Großmeister Ernest Hemingway und liefert zu seinen, zugegeben oft schwer verdaulichen Romanen, gleich das perfekte Verdauungsgetränk. Wie wir ja alle wissen, gehört – neben standardmäßigem Pfeifen- und Zigarettenkonsum – auch der Genuss von Hochprozentigem zum Basisprofil des Schriftsteller-Berufes. Glaubt man den Geschichten, die über diese Geschichtenerzähler erzählt werden, ist das jedenfalls so. Und da kommt Hemingways eigene Mixtur „Death in the Gulf Stream“ gerade richtig – vor allem in jenen Zeiten, die sich auf unseren Köpfen so schwer anfühlt, wie Trumps Frisur in genügend Haargel getunkt.

Das Rezept hat es in sich:

Einen Tumbler mit etwas Eis anfüllen, 4 Spritzer feinsten Angosturabitter dazu, sowie auch Saft und Schale einer Limette (ein wenig Vitamine müssen ja schließlich auch sein). Zum Abschluss das Gefäß einfach mit Gin auffüllen. Kein Zucker, kein Sirup – die Realität ist ja schließlich auch kein zuckersüßer Kindergeburtstag. Die Bitterkeit des Drinks wirkt, wie die Bitterkeit über den ein oder anderen aktuellen politischen Zustand, bis in den nächsten Tag hinein. Denn „einfach Runterschlucken“ funktioniert leider oft nicht so gut, wie man sich das vorstellt – diese Bitterkeit steigt einem zu Kopf und manchmal wird einem davon auch einfach nur speiübel. Doch wenn ein kluger Mann wie Hemingway diese Methode empfiehlt, kann es doch so verkehrt nicht sein.