AKUT

6 verschiedene Typen von After-Work-Einkäufern, die uns leid tun

Sarah Wetzlmayr

Sie verdienen meistens genug – und außerdem auch noch unser Mitleid: Die After-Work-Einkäufer in ihren Maßanzügen.

Es ist wahlweise 19.15 an der Billa-Kassa in der Wiener Gudrunstraße oder 20.43 im Spar Pronto am Wiener Hauptbahnhof. Für die meisten After-Work-Einkäufer  ist das die Primetime für soziale Interaktion abseits des Großraumbüros. Das soziale Spektrum ist jedoch limitiert: Die eine Person, die es sich für ein Telefonat vor den Packerlsuppen bequem gemacht hat und die man freundlichst zur Seite bitten muss und diese schon länger bekannte rot-gefärbte Kassafrau, der man stammelnd versucht die Augenringe vom letzten Mal zu erklären. Ohne Zweifel, die After-Work-Einkäufer erregen unser Mitleid. Die Frankfurter, die Bierdose und die Cola-Flascherl an den schwarzen Maßanzug gedrückt, hasten sie zur Kassa um jenen drei Grundgefühlszuständen zu entfliehen, die im Supermarkt auf so eigenartige Weise zusammenlaufen, wie das sogenannte Mund im Wasser beim Anblick einer Tiefkühlpizza: Gier, Lust und Einsamkeit. Sie streifen an den nun nicht mehr ganz so vollgestopften Regalreihen vorbei wie dieser Panther aus dem Rilke-Gedicht und fühlen sich beim Griff zur Bio-Dauerwurst der Natur beinahe so nahe, wie sie es einst getan haben, als sie mit Cousin und Cousinchen im großväterlichen Wald spielten. Ihre auf den ersten Blick nur lose zusammenhängenden Einkäufe erfüllen bestimmt nicht jenen Ernährungsauftrag, den uns die Ernährungspyramide vorzugaukeln versucht – sie ersetzen eher die mütterliche Hand, die in diesem Fall nicht den Kopf, sondern den Bauch streichelt. Wenn sich die Business-Panther erstmal aus dem Regal-Labyrinth gewunden haben, beginnt erst der richtige emotionale Strudel, der sie mit tatsächlich lebenserhaltenden Einkäufen konfrontiert: Babynahrung, Windeln, Milch, Hundefutter – ihr wisst schon was gemeint ist.

Grob unterscheidet man zwischen 6 verschiedenen Typen von After-Work-Einkäufern:

 

_01. „Der Koch“. Er trägt tatsächlich noch genug Lebensenergie in sich um die Herdplatte aufzudrehen, wie auch mehrere Zutaten miteinander zu vermischen. Der typische After-Work-Einkauf sieht ungefähr so aus: Bier, Mineral (für Spritzer), Erdäpfelpüree (fertiges Pulver), Knacker, Dani + Sahne (Nachtisch).

_02. „Der Ambitionierte“. Er kocht auch. Allerdings wirklich nur mit Wasser. Typischer Einkauf: Bier, Brot, Frankfurter, Cola-Flascherl (Nachtisch).

_03. „Der saure Fernseher“. Den Herd aufzudrehen ist nicht mehr drin. Schon das Chips-Packerl aufzureißen ist mühselig. Dieser Einkauf ist schnell erledigt, allerdings von der deprimierendsten Sorte: Bier, Chips, Happy Mix.

_04. „Der süße Fernseher“. Für diese Gruppe gilt dasselbe wie für Gruppe 3. Allerdings scheut man hier nicht der direkten Vermengung von Bier und Zucker, der nicht alle etwas abgewinnen können. Der klassische Einkauf: Bier und Mini-Nusscroissants und/oder Cola-Flascherl.

_05. „Der Frühstücker“. Es ist spät. „Kochen“ lohnt sich ja doch nimmer. Wird aufs Wochenende verschoben – dann aber richtig (mit Schneidbrett und so). Frühstück muss dann aber doch sein: Toast, Milch und Butter.

_06. „Der Lichtesser“. Der Kühlschrank ist gähnend leer. Und weil man außer Dauer-Gähnerei eh nichts mehr auf die Reihe bekommt, trinkt man das Bier schon am Weg und stopft daheim nichts mehr in den Mund, sondern nur noch die Wäsche in die Waschmaschine. Typischer Einkauf: Waschpulver.