AKUT

Nicht zu hasstig

Auf der Uni richtete sich euer Hass gegen den 65. Multiple Choice-Test in nur einem Semester. Nun soll genau damit gegen Hass (im Netz) vorgegangen werden.

Uni und Schule sind mittlerweile vor allem eins: Multiple Choice. Nicht weil sie einem eine solch große Bandbreite an Möglichkeiten selbstständig zu wählen eröffnen, sondern weil jeder Text nur in der Verbindung mit sogenannten „Textverständnis-Fragen“ daherkommt. Ein Text ohne „Textverständnis-Fragen“ ist nackt, wertlos und sowieso komplett unnötig. Damals haben wir uns darüber geärgert, nicht gewusst wofür und wollten bei jedem hingekritzelten Kreuzchen am liebsten auch gleich ein Kreuzzeichen über unser Studium machen.

In Norwegen weiß man nun, wofür das Ganze und möchte mit Multiple Choice gegen Hasspostings vorgehen. NRKbeta, das Tech-Portal des norwegischen Rundfunks hat das einfache und teilweise nervenzermürbende System übernommen und hofft damit Hasspostern ein Schnippchen zu schlagen. Die Devise lautet: Zuerst lesen, dann Fragen beantworten, dann kommentieren. Wenn es anders nicht geht, muss man eben den Weg einschlagen, der bereits in den großen Bildungshäusern alle Menschen zu Trotteln erzieht – die daraufhin nur noch in drei Punkten denken, aber selten noch darüber hinaus. Safety first. Oder so ähnlich. In Norwegen setzt man nun auf die Faulheit der Menschen, sowie auch darauf, dass durch die Zeitspanne, die dadurch entsteht sich die einzelnen Punkte mal durchzulesen, im Affekt in die Tastatur geklopfte Kommentare nicht ganz so dramatisch ausfallen.

Mit der hiesigen Medienlandschaft scheint dieses System jedoch nicht wirklich kompatibel zu sein – drei Fragen zu einem Text zu stellen, der lediglich aus drei Zeilen besteht (man braucht hier nur an die einschlägigen Gratis-Tageszeitungen dieses Landes zu denken) ist doch etwas schwierig umzusetzen.Foto @ Getty Images