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Wiener des Monats: Christopher Just

Modeaffiner Techno-Produzent und Neo-Romancier.

Text: Manfred Rebhandl
Foto: Maximilian Lottmann

Christopher Just trägt einen nacht­blauen Ermenegildo­-Zegna-­Mantel, als wir uns nach dem Fotoshooting für den WIENER im Café Westend auf eine Cola light treffen. Dazu einen lila Schal von John Smedley, einen grauen Pullover von Fred Perry, eine Hose von Tiger of Sweden sowie Schuhe von Salvatore Ferragamo, „bösartige Quastenschuhe“, die er mal in New York gekauft hat. Dabei bringt man sein Gesicht bis heute mit Parkas in Verbindung, weil er als junger Bub in den 80ern Mod war. Den letzten hat er sich vor drei Jahren gekauft, aber er kann noch immer stundenlang darüber referieren – über die Stoffqualität, über den Schnitt. „Es ist einfach ein gutes Kleidungsstück“, sagt er. 

Für eine Wiener Szenefigur, die in den 90er­-Jahren groß geworden ist, hat sich Just erfreulich gut gehalten. Das liegt womöglich an seiner Alkohol­ und Drogen­abstinenz, die er sich nach umtriebigen Jahren als Techno­-Produzent verordnete, zusammen mit DJ Pure gelangen ihm ein paar Hits. Als Ilsa Gold tourten die beiden durch die europäische Ravelandschaft. Reich ist er nicht geworden damit, aber er konnte mal ganz gut davon leben. Davor besuchte er die Modeschule in Het­zendorf, machte den DJ im alten Motto und studierte ein bisschen Malerei bei Wolfgang Hutter. Heute malt er nur noch Gerhard­ Richter­-Bilder nach, was gar nicht so schwer ist, wie er versichert. „Man darf nur nicht länger als einen Tag dafür brauchen.“

Das kommt ihm entgegen, denn der tenden­ziell Schüchterne ist schnell gelangweilt, und er mag das Glattgebürstete nicht. Dafür mag er Marcel Duchamp, „der immer wieder etwas Neues begonnen hat“ und dabei Dadaismus und Surrealismus den Weg bereitete. Also ging Just selbst irgend­ wann „lieber nicht mehr so oft in tolle Restaurants“, sondern blieb zu Hause und schrieb ein Buch mit dem schönen Titel „Der Moddetektiv“, das vor Kurzem im Milena Verlag erschienen ist. Tim und Struppi nennt er als Vorbild für seinen Detektivroman. Wer den Plot verstehen will, muss am Ende ein Kreuzworträtsel lösen.

Dieser August Johnny Sandemann sollte eine möglichst abseitige Figur werden, die sprachliche Arbeit daran war anspruchsvoll. Just hat drei bis vier Schreibstile in seiner Persiflage verwoben, von „Sie griffen sich aus und es war geil!“ bis hin zu Klassikern wie Charles Dickens oder Balzac. Die 14­-stündi­gen Schreibschichten, in denen er an dem Buch arbeitete, „belasteten manchmal schon die Ehe“. Dabei war es seine Frau, die ihm überhaupt erst den Anstoß gab zu diesem Projekt: „Willst du immer der Facebook­-Kasperl bleiben?“, fragte sie ihren Scherzbold. Da hatte er sich gerade mit Clemens Haipl darum gematcht, wer von ihnen den kleinsten Schwanz hat.

„Ich hoffe, dass ich die Frische nicht ver­liere!“, sagt Just zum Abschied und zündet sich entspannt eine Camel an. Dann schlüpft er in seinen nachtblauen Mantel und ent­schwindet in den sonnenhellen Tag.

Der Moddetektiv ist im Milena Verlag erschienen.