Essen

Eiernockerl – eine kulinarische Streitfrage

Text: Markus Höller

Kürzlich erreichte uns eine Aussendung an Wirte und Gastronomen in ganz Österreich vor, wonach eine bis dato unbekannte Gruppierung namens K.Oe.C.H. e.V. (Kameradschaft Oesterreichischer Culinarik-Hüter) eine Schwerpunktaktion am 20. April fordert – mit dem Ziel, „einen Kontrapunkt zu den drogenverherrlichenden Bewegungen weltweit“ zu setzen. Dies soll in erster Linie dadurch geschehen, dass Wirte an diesem Tag als Menü ausgesucht gesunde Speisen kredenzen, vorzugsweise vegetarisch.

Das alleine wäre keine Meldung wert, würden nicht in dem mitgesandten Vorschlag zur Menügestaltung nebst Bratkartoffeln, Spiegelei mit Spinat oder Nudeln mit Tomatensoße explizit Eiernockerl mit grünem Salat als besondere Empfehlung für diesen Tag hervorgehoben werden. Was von K.OE.C.H. e.V. mit dem Hinweis auf „hohen Eiweiß-, Lecithin- und Vitamin-D-Gehalt“ gerechtfertigt wird, ruft aufmerksame Beobachter auf den Plan, 
gab es doch in der Vergangenheit immer wieder Diskussionen um etwaige Wiederbetätigung.

Denn Eiernockerl werden als angebliches Lieblingsgericht Hitlers von Rechtsradikalen besonders gerne am 20. April, Hitlers Geburtstag, genossen. Nachfragen zur suspekten Urheberschaft des Schreibens bzw. K.OE.C.H. e.V. ergaben bis auf einen Eintrag mit einem nicht amtsbekannten Ansfried Hiefler als Vorstand keine weiteren Informationen. Doch die Wogen in der Gastronomie gehen hoch; liberale Köche setzen nun bewusst auf einen deutlichen Kontrapunkt und wollen ethnische Kost, wie zum Beispiel vegetarisches Curry und Ziegenmilch – Gandhis Leibspeise – anbieten.

Andererseits finden viele Wirte in der Steiermark und Oberösterreich die Initiative gut, um „amoi den Haschlern wos Urdentliches aus da Hoamat zan essn“ vorzusetzen, wie der verlässlichen Quelle mitgeteilt wurde.

Der Verfassungschutz hat Ermittlungen aufgenommen.

Foto © Edith Huber | Flickr