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WIENER Test – Museumsshops

Museumsshops sind manchmal die letzte Rettung, wenn es darum geht, schnell ein originelles und einigermaßen einzigartiges Geschenk aus dem Hut zu zaubern. Der WIENER hat sich in den Läden umgesehen.

Text: Günther Kralicek / Fotos: Maximilian Lottmann, Arthur Michalek

Die eh ganz nette neue Arbeitskollegin schmeißt morgen eine Geburtstagsparty und ich bin eingeladen. Wieso eigentlich? Ich kenn die doch kaum und hab auch nicht den blassesten Schimmer, was ich mitbringen soll. Blumenstrauß? Weinflasche? Fadgas? Schrott schenken kann jeder. Gut schenken ist eine Kunst. Wahrscheinlich boomen deshalb die Geschenkeläden. Eine ganze Industrie hat mittlerweile in den Shoppingmalls und Einkaufsstraßen ihre Nische gefunden. Das Problem: Je mehr Filialen der immer gleichen Mitbewerber aufmachen, desto größer ist die Gefahr, dass das Geschenk am Ende keine große Überraschung darstellt, weil der Beschenkte es nicht nur längst kennt, sondern auch besitzt und selbst schon zweimal weitergeschenkt hat. Die Frage ist auch, ob man sich über Kamasutra-Würfel und Penis-Pasta wirklich freut. Oder nur so tut, weil es schwer ist, bei derartigen Mitbringseln nicht mitzulachen.

Eine da und dort wirklich inspirierende Alternative sind Museumsshops. Das sind die Merchandisingstände der Hochkultur. Am Ende einer Ausstellung versucht man, den Besucherstrom noch einmal zu bündeln, um die letzten paar Euro aus ihm herauszuquetschen. Zwischen künstlerisch Wertvollem (Ausstellungskataloge, Bücher, Drucke) und Wertlosem (Schiele- Kugelschreiber, Klimt-Taschentücher, Hundertwasser-Regenschirme) finden sich immer wieder auch Dinge, die es anderswo so nicht gibt. In derart bunttrüben Gewässern fischt der Geschenkejäger und darf hoffen, dass doch noch irgendeine unerwartete Idee anbeißt. Na gut, man muss die Kirche im Dorf lassen. Wien ist nicht New York und die Shops im MOMA oder Metmuseum spielen bestimmt nochmal in einer anderen Liga. Vor allem die Wiener Kunstmuseen richten sich in ihren Shops weniger an Geschenkesuchende als an museale Typen auf Wienwoche. Oder, um es mit Bill Ramsey zu sagen: Souvenirs, Souvenirs.

Der Test

Wir waren museumsshoppen – mit besonderem Blick auf kleine Geschenke für oberflächliche Anlässe. Originalität ist Trumpf! Die Gesamtnote ergibt sich aus einem Mix aus Vielfalt und Einzigartigkeit des Sortiments im Shop. Preisangaben sind teilweise gerundet; der WIENER-Test erfolgt anonym und ohne jegliche Einbeziehung der vorgestellten Institutionen.

MuseumsQuartier

mqw.at/shopping

Das MQ ist ein wahres Museums­ shoppingcenter mit mindestens fünf einschlägigen Läden, alle nur ein paar Schritte voneinander entfernt, durch die man sich genüsslich stöbern kann. Die Summe ist hier mehr als ihre einzelnen Teile. Die gute Gesamtnote ergibt sich dank hoher Shop­Dichte.

Zutritt: Überall frei. Im Leopold Museum muss man an der Kassa ein Pfand (Ausweis, Handy) hinterlegen und erhält eine 30-Minuten-Eintrittskarte.

Shopping-Erlebnis: Der MQ Point beim Haupteingang ist so etwas wie der Flagship-Store des Museumskomplexes. Die Auswahl hier ist aber (immer schon) irgendwie enttäuschend. Querbeet durchgemischt, nicht ganz Fisch, nicht ganz Fleisch. Vielleicht mehr was für die Dame („Designerin des Monats“), weniger für den Herrn. Auf nette Einzelteile kann man aber durchaus stoßen. Feiner ist das Sortiment im mumok-Shop, für mich der zweitbeste Museumsshop der Stadt. Der Shop der Kunsthalle (neben Eingang Halle E+G) ist nur noch ein Abklatsch früherer Tage, der Laden
im Leopold Museum kommt weitgehend ohne Überraschungen aus.

Geschenke für: Menschen, die selber gern ins MQ gehen. Auch im Subotron vorbei- schauen (40 Jahre Videospiel-Geschichte) oder in der recht fein kuratierten Galerie der Komischen Künste (Comic-Hefte, Poster, Drucke, Originale). Die Kunstbuch- handlung Walther König hat’s sowieso in sich.

Lieblingsstücke: Werkzeugbox aus Metall (mumok, 55 Euro). Enzi-Schlüsselanhänger (MQ Point, 3,90 Euro) – wer ihn noch nicht kennt.

4,25 von 5 Punkten

NHM

nhm-wien.ac.at/shop

Welches der beiden Museen am Maria­Theresien­Platz ist noch mal das Naturhistorische … das linke oder das rechte? Kommt drauf an, von welcher Seite man es betrachtet! Wenn man sich in der Tür irrt: auch wurscht. Sehenswert sind sie beide. Auch einen Besuch im Shop wird man nicht komplett bereuen.

Zutritt: Die schwere Tür aufgestemmt, dann gleich links, vorbei an der Kassa.

Shopping-Erlebnis: Ein großzügiger Raum im Souterrain des altehrwürdigen Gemäuers bietet Platz für das recht exotische Warensortiment: Tiere am Spieß (Vogelspinne, Tausendfüßler, „Riesenkäfer- Set“), Spielkarten aller Arten, Poster und Schautafeln, jede Menge GEO-Hefte, Führer und Fachliteratur, Miniatur-Labors für Kids, Stofftiere, Urzeitkrebse, Fischpolster, Planeten-Teller-Set (8-teilig, ohne Pluto), Schmucksteine oder prähistorische Haifischzähne. Mindestens ein Dutzend Vogelstimmenflöten, vom Waldkauz bis zur Lachmöwe, inkl. der Musterexemplare, die man in den Mund stecken und ausprobieren kann (für alle, denen vor gar nix graust). Auch Venus-von-Willendorf- Anbeter kommen auf ihre Rechnung. Die vollbusige Ikone ist in den unterschiedlichsten Spielarten käuflich, u.a. als Hologramm mit 3D-Effekt (wow!).

Geschenke für: Hobby-Geologen und alle, die in der Schule gut in Bio waren, kurzum: naturwissenschaftliche Geister.

Lieblingsstück: „Horrorbox“ – drei fleischfressende Pflanzen im Mini-Gewächshaus zum Selberzüchten. Inklusive Wundpflaster (21,50 Euro).

  3 von 5 Punkten

KHM

shop.khm.at

Das Angebot in den Shops der Wiener Kunstmuseen – Albertina, Belvedere, BA Kunstforum, Leopold etc. – ist ziemlich fader Einheitsbrei: Poster, Kataloge, Kunstbücher plus ein paar (halb­)lustige Goodies. Hier etwas mehr Klimt, dort ein bisschen mehr Schiele. Der KHM­Shop sticht da ein wenig hervor und ist auf eine Art der Beste seiner Art in Wien.

Zutritt: Der junge Mann von der Security überreicht mir einen Shop-Besucherausweis zum Umhängen. Damit sehe ich gleich viel wichtiger aus.

Shopping-Erlebnis: Es ist nicht so, dass im KHM-Shop neben Kunstbüchern und -DVDs nicht auch jede Menge Kitsch und Souvenirkram herumkugeln würde: Puzzles berühmter Gemälde, griechische Säulenreste, ägyptische Artefakte, persische Reliefs (alles Repliken freilich, Ladendieb- stahl lohnt nicht), Modeschmuck, Notizbücher, Geschenkpapier, bla bla bla. Das Niveau des Sortiments im Shop hinkt der Sammlung des Hauses dann doch um einiges nach. Dazwischen entdeckt man aber immer wieder auch das eine oder andere herausragende Einzelstück. Den goldenen KHM-Helm z.B., entweder fürs Rad (49 Euro) oder für die Skipiste (dzt. im Sale: 29 statt 69 Euro). Der ist ja fast schon so was wie ein Maskottchen des KHM – und bestimmt sinnvoller als etwa der Albertina-Dürerhase (mit Staubfänger- Funktion).

Geschenke für: Kunstinteressierte mit traditionellem Geschmack.

Lieblingsstück: KHM-Liegestuhl, bedruckt mit historischen Porträts, etwa von
König Karl IX. von Frankreich (50 Euro).

3  von 5 Punkten

MAK

makdesignshop.at

Der Schwerpunkt des Museums für angewandte Kunst liegt eigentlich im Kunstgewerbe und Design – und diesem Kulturauftrag wird das MAK im haus­ eigenen Shop auch voll und ganz gerecht. Es finden sich ausnahmslos Teile, die total unpeinlich sind. Der Museumsshop im MAK ist der Beste der Stadt. Das kann man so stehen lassen.

Zutritt: Treppe rauf, in der Säulenhalle gleich links, vorbei am Info-Desk mit der freundlichen Dame aus Fernost, die hier offenbar durchgehend Dienst hat. Immer schön zurücklächeln!

Shopping-Erlebnis: Ein großer und doch überschaubarer Raum voll mit schönen Sachen. Wer hier auf Geschenkesuche geht, kann kaum in den Gatsch greifen. Neben speziellen Art-Editionen, (Freitag-) Taschen und Designermodestücken auch ein gut sortiertes Bücherregal für Aficionados und jede Menge Tools für den Alltag: Trinkgläser, Salzstreuer, geile Lunchboxen, DIY-Lampenschirme, Schmuck, Blumentopf in Ananasform. Klingt nach schnödem Designer-Schnickschnack, tatsächlich aber haben fast alle Teile hier das gewisse Etwas. Daneben zahlreiche Stücke mit Wienbezug fernab aller Touristenbus- klischees, z.B. Bücher aus der Perlen-Reihe. Das Eck mit den Kinder(spiel)sachen ist besonders liebevoll bestückt.

Geschenke für: Schöngeister aller Kunstgattungen, moderne Hausfrauen und -männer, kleine Kids.

Lieblingsstücke: Flaschenöffner in Zangenform (10 Euro); Berlin Boombox (ab 79 Euro) – ein Soundsystem fürs Smartphone aus Karton im Ghettoblaster-Look.

4,5 von 5 Punkten

Technisches Museum

technischesmuseum.at/museumsshop

Am anderen Ende der Mariahilfer Straße, wo anstelle von Geschäften der Auer­Welsbach­Park die Straße säumt, steht der Tempel für alle Kunstmuffel. Hier drin geht’s nicht um Kultur, son­dern um Technik – im Museum ebenso wie im Shop. Dessen Sortiment richtet sich hauptsächlich an junge und jung gebliebene Nerds.

Zutritt: Die Verkaufsfläche links hinten
im Foyer ist bereits in Sichtweite. Beim Passieren des Schrankens werde ich von einem Mitarbeiter zurückgepfiffen, der nach meinem Ticket fragt. Als ich ihm erkläre, dass ich nur zum Shop möchte, meint er, das sei schon okay, man müsse nur Bescheid sagen.

Shopping-Erlebnis: Auf relativ engem Raum am Rande der Eingangshalle wird hier ziemlich viel Kleinzeug zum Thema Technik feilgeboten: Chemiekästen, Kartoffel-Uhren, Plasma-Lampen mit zuckenden Blitzen (das überdimensionale Ausstellungsstück ist leider nicht zu kaufen), mechanisches Nostalgiespielzeug, Mondraketen, VR-Brillen (in die man einfach das Smartphone mitsamt spezieller App reinschiebt), Literatur rund um Autos und Eisenbahn.

Geschenke für: Ingenieure und Techno- kraten. (Psst, hier noch eine Adresse für – fortgeschrittene – Techies: der TU-Book- shop in der Wiedner Hauptstraße 6.)

Lieblingsstücke: Retro-Wetterhäuschen mit Trachtenpärchen (12,80 Euro) bzw. die Geschenkverpackung für Weinflaschen –
ein Holzkäfig mit Geduldsspiel, das man erst lösen muss, ehe man sich über die Flasche hermachen kann (25 Euro – ohne Wein).

2,5 von 5 Punkten

Haus der Musik

hausdermusik.com/besucherinfos/shop

Seit seiner Eröffnung zur Jahrtausend­ wende untermauert das Haus der Musik in der Seilerstätte 30 den Ruf der Musikstadt Wien. Ein interaktives Klang­museum mit spannenden Erlebnis­ welten, in denen man auch mal virtueller Chefdirigent der Wiener Philharmoniker sein darf. Cool! Nur der Shop ist ein kompletter Flop.

Zutritt: Am Kassapult fragen, die netten Kartenverkäufer weisen dir mit dem Finger den Weg zum Lift. Mit dem geht’s hinauf in den 4. Stock, jetzt muss man nur noch ums Eck biegen.

Shopping-Erlebnis: Wahnsinn! Der Laden ist ein Paradebeispiel dafür, wie „Museums- shop“ gar nicht geht. Eine Ansammlung unnützer Dinge, die keiner geschenkt haben will. Ähnlich wie im 1-Euro-Shop, nur mit höheren Preisen. Die thematische Klammer „Musik“ ist mehr Fluch als Segen: dekorative Orchesterfiguren, Weichei-Zerschneider in Gitarrenform, Maultrommeln, Blockflöten sowie Miniatur-Drehorgeln mit all den Melodien, die keiner mehr hören kann. Dazu Notizhefte, Häferln und – echt jetzt: Krawatten mit Klaviermuster. Das ist unter der Würde des Menschen und eine Beleidigung für jeden Humana-Container. Eine solche Krawatte wünscht man niemandem an den Hals.

Geschenke für: Verhasste Nachbarn und falsche Freunde. Wer Musikliebhabern eine Freude machen will, geht besser zum Doblinger, kauft Konzertkarten oder verschenkt Konservenmusik.

Lieblingsstück: Nichts gefunden. Am besten sind noch die Taktstöcke verschiedener Dirigenten (ab 11 Euro).

1 von 5 Punkten