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Verlässliche Quelle: Das Gänsehäufel den Gänsen

Der WIENER streut Gerüchte. Die wer erzählt hat, der wen kennt, der wen kennt. Wahr oder falsch? Man weiß es nicht – wie in diesem Fall: Das Gänsehäufel, eine über hundertjährige Institution in Wien, soll für den Badebetrieb geschlossen werden.

Text: Markus Höller / Foto Teaser: © Getty Images

„I steh aufs Gänsehäufel, auf Italien pfeif i!“ – die Songzeile aus Rainhard Fendrichs Hit „Strada del Sole“ könnte für künftige Generationen schon bald keine Bedeutung mehr haben. Denn die verlässliche Quelle hat erfahren, dass es laufende Bestrebungen gibt, das seit 1907 bestehende ­Strandbad an der Alten Donau bald zu schließen.

Diesem Vorhaben gehen mehrere Studien voraus, die sich vor allem mit zwei Punkten beschäftigen: Wirtschaft und Umwelt. Zum einen verweist die von der Wiener ÖVP in Auftrag gegebene Expertise darauf, dass das an guten Tagen von bis zu 30.000 Menschen besuchte Freibad maßgeblich für die schwindenden Besucherzahlen in Wiens Bädern (Stichwort Bädersterben) verantwortlich zeichnet. Die Aufteilung der Badegäste auf lokale Bäder und die Donauinsel würde nicht nur die einzelnen Bezirke wirtschaftlich stärken, sondern auch den Nahverkehr insbesondere entlang der Schüttaustraße entlasten. Zum anderen führt das von den Donaustädter Grünen beauftragte Gutachten eine Reihe von schützenswerten Gattungen auf, die sich in den letzten Jahren am Gänsehäufel angesiedelt haben. Darunter fallen unter anderem der Donaukammmolch, die Wimpernfledermaus oder der Eisvogel. Diese ­bedrohten Tierarten können nur erhalten werden, wenn ein entsprechendes Biotop als Naturschutzgebiet ohne Zutritt gewidmet wird, so die Studie. Auch einen Namen für dieses Projekt gibt es schon: „Biosphäre Konrad Lorenz“.

Erwartungsgemäß sind die Wiener SPÖ und ihr Koalitionspartner nicht erfreut. Wiewohl die Wiener Landespartei der Grünen den Vorstoß ­grundsätzlich für richtig hält, kritisiert sie scharf den nicht abgesprochenen ­Schulterschluss der Bezirksfraktion mit der ÖVP. Letztendlich aber liegt die Entscheidung aufgrund komplizierter Pacht- und Eigentumsverhältnisse bei der Wiener SPÖ. Diese will aber erst durchrechnen, ob das Vorhaben budgetär die an dieselbe Kostenstelle gebundene Förderung der Wiener Weingärten nicht gefährdet.