AKUT

Diese Woche hassen wir: Sommerhits

Sarah Wetzlmayr

Ja ja, es ist aufg’legt. Und trotzdem würden wir all denen, die diesen Müll auflegen ganz gern eine auflegen. Punkt. 

Wir wissen es schon, dass es sich sowieso gar und überhaupt nicht lohnt sich darüber aufzuregen. Besser sollten wir vermutlich irgendwas Sinnvolles tun, wie den Kühlschrank abzutauen oder die Zehennägel zu schneiden. Wir machen es aber trotzdem – weil die Sommerhits gefühlt Jahr für Jahr schlimmer werden. Obwohl man das schon damals, beim Ketchup-Song, kaum vermuten konnte.

Dieses Jahr ist also „Despacito“ dran. Er ist von hochoffizieller Stelle zum Sommerhit 2017 gekürt worden. Ein Song, der sich genüsslich in Gleitgel gebadet hat um sich dann schnellstmöglich in deine Ohren zu schieben. Ja, auch in deine – obwohl du anfangs dachtest sämtliche Sommerhit-Sensoren hätten rechtzeitig eine Blockade errichtet. Doch dieses schlüpfrige, kleine Ding hat sich einfach hineingebohrt – bis ganz nach vor in dein Hirn. Natürlich verstehen wir den Hintergedanken dieser Hits: Abschalten, sich treiben lassen, ein Stück weit die Welt vergessen und sie damit, zumindest für sich selbst, ein wenig besser machen. Macht das Sinn? Nein, aber die Sinnfrage ist an dieser Stelle sowieso despacito, äh, deplatziert. Wir rufen noch einmal – ein letztes Mal – den Ketchup Song in Erinnerung. Das alles könnte man aber tatsächlich auch mit weniger Idiotie-angereicherter Musik schaffen, wie beispielsweise mit der neuen Platte der Indie-Band Phoenix, die ebenfalls einen kleinen aber feinen Ausstieg aus der Brutalität des Alltags verspricht.

Despacito bedeutet übersetzt ungefähr so etwas wie „ganz gemächlich“. Das Gemächliche ist bei uns, Sommerhit-Verachtern, allerdings schnell in seinen großen, bösen Bruder umgeschlagen – die Resignation. Wer immer schon mal wissen wollte, wie sich resignierte Hüften bewegen, wird es wissen, wenn er uns an irgendeiner Strandbar lehnend sieht. Im Hintergrund, das Sommerloch, äh, der Sommerhit.

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