Film & Serie

TV-Serie Preacher: Der blutige Pfad Gottes

Auf dem Highway ist die Hölle los: Von den Fesseln des Vorspiels befreit brettert die Comic-Adaption „Preacher“ in ihrer zweiten Staffel endlich ihrer glorreich blasphemischen Bestimmung entgegen.

Text: Christoph Prenner

Sollen die Dinge in Bewegung geraten, braucht es den Big Bang nicht bloß in der Theorie. Als im Finale der ersten Staffel der Serien-Übersetzung der Graphic-Novel-Reihe „Preacher“ der bis zu diesem Zeitpunkt einzige Handlungsort, ein Südstaatenkaff namens Annville, mit kräftigem Hollodaro in die Luft flog, durfte man das folglich recht unmissverständlich als Signal verstanden wissen. Als echte Ansage an die zweite Spielzeit.

Und in der Tat: Nachdem die gesamte Einstandssaison noch für die Etablierung von Story- und ­Figuren-Hintergründen aufgewandt worden war, soll es jetzt ohne weitere Verzögerung rastlos ­vorwärtsgehen – mit einem wilden, weirden Road Trip, der das zentrale Trio Infernal aus über­zeugungskräftigem Schlawiner-Prediger (Dominic Cooper), nicht nur mit Waffen scharf schießender Gangster-Braut (Ruth Negga) und ewigem Junkie-­Vampir (Joseph Gilgun) mit bis ganz nach unten durchgetretenem Gaspedal auf Konfrontationskurs mit der Welt und ihrem Wahn schickt. Des Dreiers Mission: niemand Geringeren als den eben mal untergetauchten Herrgott selbst aufzuspüren und ihn wegen all des täglich passierenden Bull­shits auf Erden tüchtig zur Rede zu stellen. Bis es allerdings dazu kommen kann, gilt es freilich noch einschneidende Begegnungen mit einem düsterbunten ­Figurenarsenal aus religiösen Weltverschwörern, waffennärrischen Hinterwäldlern und nicht ­zuletzt einem direkt aus der Hölle entstiegenen Cowboy, dem Säulenheiligen aller Killer, ­schrammenfrei zu überstehen. Aus dieser ver­stärkten Fokussierung auf Drive und Dynamik der phänomenalen Print-Vorlage von Garth Ennis und Steve Dillon geriert „Preacher“ nun einiges ­Bonus-Momentum: Wiewohl mit Verspätung ­findet dieser blasphemische Bastard aus Western und Fantasy, aus Pulp und Splatter, aus saftiger ­Romantik und rabenschwarzem Witz solcherart umso entschlossener zu seiner wahren Bestimmung als genuines Glanzlicht der Seriengegenwart.

Foto – Header: (c) Lewis Jacobs/Sony Pictures Television/AMC