KULTUR

Im Wordrap: Eberhard Forcher

Anneliese Ringhofer

Eberhard Forcher kuratiert gemeinsam mit der Musikerin Ana Threat das heurige Popfest Wien. Wir haben die Radio-Legende zum Wordrap gebeten und erfahren, was sein erster Gedanke zur Kuratorenanfrage war, warum sein Vater Anfang der 80er-Jahre mit der „Bravo“ durch Lienz gelaufen ist und welche die beste Melodie aller Zeiten ist.

Steckbrief
Name: Eberhard Forcher
Geboren am: 16. August 1954
Geboren in: Lienz
Derzeitiger Wohnort: Wien
Beruf: Allrounder
Augenfarbe: blau

Lieblingsgeräusch?
Meeresrauschen

Deine erste Platte?
Meine erste selbstgekaufte Single war „Crosstown Traffic“ von Jimi Hendrix – in der Buchhandlung Geiger in Lienz im Abverkaufkisterl um 9 Schilling gefunden.

Deine Assoziationen zu Vinyl und Musikkassetten?
Kassetten waren am Anfang meiner musikalischen Sozialisation fast wichtiger als Schallplatten, da ich mir letztere kaum leisten konnte; deswegen bin ich immer am Radio gesessen und habe die Songs aufgenommen, die mir gefallen haben. Blöderweise war dann fast immer auch ein Stück Moderation mit drauf …

Was ist musikalisch ein Tabu für dich?
Ballermann-Schlager

Was war dein erster Gedanke, als du gefragt wurdest, das heurige Popfest zu kuratieren?
Nein zu sagen

Wieso?
Ich war mir nicht sicher, ob ich meine Ideen auch tatsächlich umsetzen würde können. Allerdings hat sich bereits beim ersten Gespräch herausgestellt, dass die meisten meiner Vorschläge gut ankamen.

Deine Handschrift des Popfest 2017?
Ana Threat und ich sehen das Popfest 2017 in erster Linie als unser gemeinsames Programm – es war uns wichtig, alle Entscheidungen gemeinsam zu tragen, egal von wem der ursprüngliche Vorschlag gekommen ist. Natürlich lassen sich die meisten Bands relativ einfach dem jeweiligen Kurator „zuordnen“. Mir war jedenfalls wichtig, auf der Seebühne wieder vermehrt Acts zu featuren, die es schaffen können, den Fokus der Besucher wieder mehr auf die Musik als aufs „Picknickieren“ zu richten. Acts wie Mono & Nikitaman, Bluatschink, KFJ, Salute oder Mother‘s Cake sollten das locker hinbekommen 😉

Wen hast du als Erstes angerufen, um von deiner Popfest-Kuratoren-Tätigkeit zu erzählen?
Niemanden, denn ich telefoniere extrem ungern; nur wenn es gar nicht anders geht, greife ich zum Hörer.

Dein Statement zum Popfest allgemein?
Seit Jahren Fixpunkt des Wiener Konzertsommers!

(c) Simon Brugner / THEYSHOOTMUSIC.COM

Welcher Songtext beschreibt dein Leben sehr gut?
„When I`m Sixty Four“ (Beatles) – ich werde nächstes Jahr 64.

Welche/n Musiker_in bewunderst du und warum?
Zuviele um sie hier aufzuzählen.

Dein Song des Sommers 2017?
Thundercat ft. Michael Mc Donald & Kenny Loggins – Show You The Way

Die beste Melodie aller Zeiten?
TV-Signation zu „Kasperl“

Dein bestes Konzert mit „Tom Pettings Hertzattacken“?
Konzert mit Nena, Spliff u.v.a. in der Olympiahalle München

Wann war das Konzert?
Irgendwann zwischen meinen Erinnerungslücken Anfang der 80er. Wir haben damals öfter in München gespielt, u.a. auch im Olympiapark und in der Alabamahalle. Dort hat uns einmal sogar eine Reporterin für die „Bravo“ interviewt. Ich weiß noch, wie mein Vater in Lienz mit der „Bravo“-Ausgabe herumgelaufen ist und sie jedem unter die Nase gehalten hat, um die Story vom „weltberühmten“ Sohn herzuzeigen 😉

 

 

Was ist von der „Musicbox“ geblieben?
Music

Zeitgenössischer Austropop: Voodoo Jürgens oder Nino aus Wien?
Beide

Wanda oder Bilderbuch?
Ebenso. Wieso sollte man sich für einen Act entscheiden, wenn beide auf ihre Art gut sind.

Wie alt fühlst du dich und warum?
Ich fühle mich wie 63, weil ich es bin.

Worauf kommt es im Leben wirklich an?
Zu lieben und geliebt zu werden.

Worüber kannst du lachen?
Über Katzenvideos, über Babys, über Homer Simpson

Was macht dich grantig?
Dummheit gepaart mit Arroganz.

Hund oder Katze?
Hund. Bin Katzenallergiker.

Kaffee mit Milch und Zucker?
Capuccino manchmal mit, manchmal ohne

Bier oder Wein?
Bier gerne, Weißwein ebenso. Rotwein lasse ich gerne aus.

Was oder wer entspannt dich und warum?
Musik … immer und überall. Und natürlich die gemeinsame Zeit mit meiner Frau – es gibt nichts Schöneres!

Wovor hast du Angst?
Angst wird überbewertet.

Wofür hast du zwei linke Hände?
Für fast alles

Welches Jahr möchtest du nochmals erleben und warum?
Keines. Hab‘s ja eh schon erlebt. Lieber noch möglichst viele, die hoffentlich noch vor mir liegen …

Was oder wer fordert dich heraus?
Derartige Fragen

Lieblings-Anekdote oder Lieblingswitz?
Ich kann mir keine Witze merken.

 

Eberhard Forcher

Bekannt wurde der ehemalige Lehrer 1980 als Gründer der österreichischen New-Wave-Band „Tom Pettings Hertzattacken“, mit der er durch Österreich und Bayern tourte. Mit der Single „Bis zum Himalaya“ landete er 1983 einen Austropop-Hit. Seine musikalische Karriere setzte der gebürtige Osttiroler als Ö3-Moderator (u.a. „Musicbox“, „Treffpunkt Ö3“ oder „Nachtexpress“) und Radio-DJ fort. Heute moderiert er die Sendungen „Ö3 Solid Gold“ und „Ö3 Forchers Friday Music Club“, außerdem stellt er in seinem Youtube-Kanal „Austrozone“ wöchentlich österreichische Pop-Acts vor, die teils noch unbekannt sind. Für sein Engagement in der heimischen Popmusik-Branche erhielt er 2014 den Amadeus Award. Seit heuer ist er im Rahmen des Songcontests auch als Musikscout für den ORF tätig.

(c) Simon Brugner

Das Popfest 2017 findet vom 27. bis 30. Juli am Kunstplatz Karlsplatz statt – mit rund 60 Konzerten an unterschiedlichen Locations, darunter die Seebühne, das Wien Museum, die Karlskirche, das Club Roxy oder der TU Prechtlsaal, und heuer finden erstmals auch Live-Acts im atmosphärisch grandiosen TU Kuppelsaal statt. Eberhard Forchers und Ana Threats Programmierung spannt einen abwechslungsreichen Bogen vom österreichischen Pop-Qualitätsmainstream bis hin zur Subkultur. Details zum Programm gibt es hier!

 

Foto – Header: Ana Threat & Eberhard Forcher by Yavuz Odabas