Mode

Sprungbretter, die die Welt bedeuten

Die MQ Vienna Fashion Week bietet nicht nur heimischen Designern eine Plattform, sondern schlägt auch Brücken zwischen Ost und West – und wird dadurch zum Knotenpunkt für den europäischen Markt.

Dass Wien keine klassische Modemetropole ist – und dank seiner limitierten Marktgröße wohl auch nie werden wird –, stört Zigi Müller und Elvyra Geyer nicht. Seit 2009 setzen sie sich nicht nur für den heimischen Modemarkt ein, sondern ermöglichen auch ausländischen Designern den Einstieg ins große Geschäft. Dieses Jahr wählte Zigi Müller in Bangkok die talentiertesten thailändischen Designer persönlich aus und holte sie für die MQ Vienna Fashion Week nach Wien. Nicht ohne Vorbereitung. „Wir haben in Bangkok einen Workshop veranstaltet, an dem 80 Designer teilgenommen haben. Dort haben wir ihnen nicht nur erklärt, wie der europäische Modemarkt funktioniert, sondern ihnen auch bewusst gemacht, dass sie anders schneiden müssen. Die Asiaten schneiden generell klein, ihnen war beispielsweise nicht bewusst, dass Hosenbeine weiter geschnitten werden oder Armlöcher mit dem Kleidungsstück wachsen müssen“, so Zigi Müller.

Black Sugar. Zigi Müller in Bangkok im Atelier von Black Swan.

Außerdem waren Farben und Nachhaltigkeit ein großes Thema. „Die traditionelle thailändische Kleidung ist sehr grell. Die Designer müssen lernen, mit gedeckteren Farben zu arbeiten, wenn sie den Einstieg in den europäischen Markt schaffen wollen. Außerdem ist Polyester tabu.“

Wien kann als Sprungbrett für thailändische Designer in Europa gesehen werden. Wonder Anatomie etwa zeigte seine erste Show in Wien, hat mittlerweile einen Showroom in Paris und gilt als wertvoller Insidertipp unter Fashionistas. Was die Thailänder auszeichnet, ist ihre extreme Genauigkeit und Liebe zum Detail. Das Label Issi wird in engen Linien handgesteppte Jacken zeigen. LalaLove verwendet traditionelle Kostüme aus Thailand und kombiniert sie mit modernen Schnitten. Munzaa wiederum wird eine farbenfrohe Kollektion aus handgefärbten Gewändern zeigen, während Black Sugar auf grafische Elemente setzt. Highlight der „Thai Fashion Night“ wird die Show des thailändischen Designers Paul Direk, der mit dem österreichischen Label Pitour für eine Kollektion kollaboriert hat. „Paul war einen Monat lang in Wien, um mit Maria Oberfrank Designs zu konzipieren“, erzählt Zigi Müller. „Materialien wurden gemeinsam ausgewählt, danach lief die Zusammenarbeit nur noch über Videokonferenzen.“ Nachdem er schon Artist in Residence im MQ war, zeigt Paul Direk heuer zum 4. Mal in Wien. „Mit unserer Kollektion CHANGE wollen wir eine Brücke zwischen den Stilen aus Österreich und Thailand bauen und Dresscodes vermischen“, erzählt Direk. Die meisten Teile der Kollektion sind unisex und im Pitour-Shop bestellbar.

Die „Thai Fashion Night“ findet am Donnerstag, 14.9., im MQ statt.

Pail Direk and Pitour. Erstmals kollaborieren ein Designer aus Bangkok und eine Designerin aus Wien.

Issi. Designer Weeneggsin Kaewphongsri wird in Bangkok von seiner Mutter an der Nähmaschine unterstützt.

Elvyra Geyer & Zigi Müller. Seit 2009 Organisatorinnen der VFW.

Fotos: Vanessa Hartmann (2), Labels (2), Wolf Steiner, Privat (2)