Mode

Stilkunde: Der Trenchcoat

Wie ein Mantel, der ursprünglich für das britische Militär gedacht war, zum Lieblingsstück von Filmdetektiven und Exhibitionisten wurde.

Text: Alex Pisecker / Fotos: Getty Images

Woher kommt der Trenchcoat?
Definitiv aus Großbritannien. Das Wort setzt sich aus „trench = Schützengraben“ und „coat = Mantel“ zusammen. Als einer seiner Erfinder gilt John Emary, der 1851 eine Schneiderei in der Regent Street eröffnete. Er entwickelte einen speziellen Regenmantel, der bis zum Knöchel reichte und doppelreihig geschnitten war. Er nannte ihn Aquascutum (lat. aqua = Wasser/scutum = Schild) und verkaufte ihn schon bald in hohen Stückzahlen an die Royal Army. Knapp 20 Jahre später erfand der aus Dorking in  Surrey) stammende Thomas Burberry einen Stoff, dem er den Namen „Gabardine“ gab und den er 1888 patentieren ließ. Die daraus produzierten Mäntel fanden ebenfalls regen Absatz beim britischen Militär. Sein erstes Modell „Tielocken“ aus 1895 wurde 14 Jahre später durch zusätzliche Schulterklappen, den Gürtel und die D-Ringe ergänzt, somit war der klassische Trench geboren. Zuvor experimentierten der Schotte James Syme und der aus Manchester stammende Charles Macintosh schon mit Mänteln aus gummibeschichteten Materialien auf Kohle-Teer-­Naphta-Basis. Deren Verhalten gegenüber Wärme und Kälte war jedoch suboptimal, außerdem gaben sie übelriechende giftige Dämpfe ab, woran das Unterfangen letztlich scheiterte.

Der Trenchcoat ist der Klassiker unter den Mänteln. (c) Getty Images

Aus welchem Material ist ein Trenchcoat?
Defi­nitiv aus Gabardine. Dabei handelt es sich um ein sehr robustes, wasserdichtes und atmungsaktives Baumwollgarn in Köperbindung. Bei den teuren Varianten wird meist langstapelige ägyptische ­Mako-Baumwolle verwendet. Das Garn wird vor dem Weben imprägniert. Neben 100 % Baumwolle werden auch Mischungen aus 51 % Baumwolle und 49 % Polyester sowie 33 % Baumwolle und 67 % Polyester als Gabardine bezeichnet, alle anderen Materialzusammensetzungen aus diesen ­beiden Komponenten heißen nicht so.

Welche Farben und Längen machen einen Trenchcoat aus?
Die beliebteste Farbe ist ein ­neutraler Sandton. Aber auch Oliv und Khaki ­zählen so wie Marineblau zu den Klassikern. Das Innenfutter ist seit den 1880er-Jahren ausschließlich kariert, empfehlenswert ist die ein- und ausknöpfbare Lösung. Die Längen reichen von oberhalb des Knies bis zu den Knöcheln, obwohl sich die Variante bis knapp unters Knie wahrscheinlich für die meisten Träger bewährt. Die ­Ärmel sollten zur Daumenwurzel reichen.

Wer machte den Trenchcoat berühmt?
Definitiv Hollywood und allen voran natürlich Humphrey Bogart in „Casablanca“. Aber auch Horst Tappert als Derrick, Peter Falk als Columbo sowie Peter Sellers als trotteliger Inspector Clouseau schürten die ­Legende. Alain Delon und Robert Mitchum mimten in ihm gerne abgewrackte, alkoholsüchtige Bullen. Audrey Hepburn hingegen hopste fast nur mit Trenchcoat bekleidet als Holly Golightly zum „Frühstück bei Tiffany“. In Cartoons werden Exhibitionisten immer in Trenchcoats dargestellt.

 

Expertentipp von Ralph Schmidt
Buying Director Peek & Cloppenburg

Der Trenchcoat tritt diese Saison zweireihig, stärker aber einreihig auf. Innenausstattungen mit Funktionsfutter und kürzere Längen sind up to date. Angesagt: Two-in-One-Optiken mit herausnehm­baren Innenwesten. Der Athleisure-Trend, also Techno-Fasern, hält intensiver Einzug bei den Oberstoffen. Gechintzte Baumwolle, Nylon und Schurwollqualitäten zeigen sich in einem neuen Camelton und Grau/Blau-Nuancen. Der Trench ist ein optimales Fashion-Item, um die eigene Persönlichkeit zu unterstreichen.