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Finanztipps Teil 3: Welcher Anlegertyp bin ich?

Django oder Amtsrat? Gordon Gekko oder Max Mustermann? Keith Richards oder Lang Lang? Das sind die Fragen, die mich derzeit beschäftigen. Weil ich nämlich herausfinden muss, welcher Anlegertyp ich bin.

Brav dem Ratschlag aus der letzten Ausgabe folgend war ein geeignetes Anlageziel schnell gefunden: meine ererbte Kohle in möglichst kurzer Zeit möglichst risikolos möglichst sehr zu vermehren. Mein Bankberater hat dann sehr gelacht. Und mir, obwohl ich derlei schon geahnt hatte, mitgeteilt, er sei weder die gute Fee mit den drei Wünschen noch der Nikolaus oder gar der Weihnachtsmann.

All die vielen Variablen, die dem effizienten Veranlagen von Vermögen naturgemäß so anhaften, können recht unübersichtlich auftreten. Was ­insofern kompliziert ist, weil deren Performance kommunizierenden Gefäßen gleich direkt von­ei­nander abhängig ist. Also gilt hier, wie so oft, die Regel, den Gipfelsturm nicht mit einem großen Satz bewältigen zu wollen, sondern Schritt für Schritt vorzugehen und in Etappen zu arbeiten. Man sollte oben genanntes Veranlagungsziel schön filetieren und nach und nach der höchstpersönlichen Vermögenssituation anpassen.

In meinem Fall ist das Ziel insofern zweitrangig, da mir der plötzliche Geldsegen ja „passiert“ ist. Da empfiehlt es sich freilich, an Vorsorge zu denken. Auch der Zeitraum ist bei mir eher zweitrangig, da in meiner aktuellen Lebenssituation keine größeren Anschaffungen geplant sind und auch für Unvorhergesehenes ein gewisser Polster besteht.

Andererseits widerstrebt es meinem Wesen, einen doch größeren Geldbetrag auf einen unübersicht­lichen Zeitraum gebunden zu wissen. Derlei bringt nun folgerichtig den Begriff Risiko aufs Tapet. Und damit wird die ganze Chose erst so richtig kompliziert …

Warum? Weil Risiko ein höchst volatiler Begriff ist, dessen Größendefinition doch sehr individuell ausschlägt. Wenn ich beispielsweise einen Bungee-­Jumper vom Donauturm springen sehe, wird mir flau im Magen – ein Gefühl, dass der Base-Jump-­Profi, der sich vom Lauterbrunnen in die Tiefe stürzt, nicht ganz nachvollziehen kann. Für ihn wäre es ein hohes Risiko, ohne Fallschirm aus einem ­Verkehrsflugzeug geworfen zu werden. Ähnliche Tödlichkeit traut einer wie ich dem 3-Meter-Turm im Schwimmbad zu.

Lustigerweise geht meine Risikobereitschaft exponenziell in die Höhe, wenn ich in einem schnellen Auto sitze und eine gut abgesicherte Rennstrecke befahre. Vorm Tempo fürchte ich mich kaum, auch Bodenhaftung und Straßenlage kann ich gut einschätzen – solange kein Reifen platzt oder anderes Unvorhergesehenes passiert. Denn, wie erklärte einst der legendäre Formel-1-Pilot David Coulthard einem Journalisten des WIENER: „300 km/h spürst du erst, wenn du wo dagegenfährst.“

Damit wäre nun eigentlich eine schöne Analogie zur Geldveranlagung gefunden, wie ich finde. ­Welcher Risikotyp ich bin, weiß ich deshalb noch immer nicht. Also schlage ich mir selbst vor, mich am Risikoseil eher langsam emporzustemmen. Und vereinbare einen neuen Termin mit der guten Fee in der Bankfiliale.

 

Klug zu investieren bedarf einiger Vorbesprechungen:
Markus Kaller, Experte für Veranlagung bei der Erste Bank
Risiko hat viele Dimensionen: Um das Risiko einer Finanzveranlagung abwägen zu können, ist es unter anderem wichtig, vorab einzuschätzen, mit welcher Wahrscheinlichkeit ein gewisses Ereignis eintritt oder eben nicht.

Ist die Veranlagung riskant oder nicht? Eine essenzielle und ­gleichzeitig nicht eindeutig zu beantwortende Frage. Spannend, wie aus einem einfachen Problem ein unlösbares Dilemma zu werden scheint. Doch warum ist das so schwierig zu beantworten? Ganz einfach: Risiko hat viele Dimensionen. Es geht dabei darum, die Eintrittswahrscheinlichkeit eines Ereignisses abzuwägen und gemäß dieser Beurteilung zu handeln. Und da sind wir auch schon bei der Lösung: Ob eine Veranlagungsform riskant ist oder nicht, kann jeder Anleger nur für sich selbst beurteilen.

Es gilt allerdings, die Dimensionen abzustecken. Eine dieser Betrachtungen ist z.B. die Ausfallswahrscheinlichkeit. Insbesondere beim Erwerb von Anleihen ist die Bonität des Schuldners ganz besonders wichtig.

Eine andere Richtung ergibt sich aus der Beurteilung von Kursbewegungen. Wer darüber nachdenkt, Wertpapiere zu kaufen, muss sich im Klaren sein, dass der Preis der Papiere oftmals täglich berechnet wird. Kann ich mit Kursschwankungen nicht leben, ist es besser, das Sparschwein zu füllen. Dass ich dabei das Risiko der Geldentwertung trage, steht auf einem anderen Blatt. So gesehen ist das Geld sicher, und die Kaufkraft über die Jahre aber auch sicher weg. http://produkte.erstegroup.com | http://www.erste-am.at

 

Fotos: Getty Images, Erste Bank / Norbert Novak