AKUT

Gestatten: Professor Loose Tie

Prostatakrebs ist die häufigste Krebserkrankung des Mannes. Und bringt noch viel zu oft den Tod. Was verhindert werden kann, sagt Professor Paul Sevelda, Präsident der Österreichischen Krebshilfe. Der uns Männern mit der „Loose Tie“-Aktion den besten aller Ratschläge ans Herz legt: Lockere deine Krawatte, Mann, und geh zur Prostatavorsorge. Es tut nicht weh.

Text: Manfred Sax

Ja, die Männer. Sie haben generell so ganz andere Attitüden als die Frauen. Was sich unter anderem in einer ebenso ominösen wie zeitlosen Statistik zu Buche schlägt: Männer haben geringere Lebenserwartung. Was ein „gestandener“ Mann ist, der beißt im Schnitt um sieben Jahre früher ins Gras als die Frau. Was häufig eben mit diesem „gestanden“ zu tun hat. Mit mangelnder Flexibilität in eigener Sache.
Man stelle sich vor: Wenn sein Auto eine kleine Havarie hat oder auch nur der Motor etwas seltsam brummt, ist das Vehikel auch schon beim ­Mechaniker, kleiner Check, Problem ­gefunden und repariert, Karre läuft wieder. Wenn nun aber der Autobesitzer selbst nicht mehr ganz so funktioniert, wenn etwa das Urinieren nicht mehr den gewohnt stolzen Strahl produziert, sondern, nun, nur noch vergleichsweise kümmerlich tröpfelt, geht er … eher nicht zu seinem Mechaniker, dem Arzt. Leider nicht. Denn der Arzt könnte ihm was flüstern. Er könnte den Mann mustern und konstatieren: hm, 45+. Er könnte ihm mitteilen, dass die Prostata des Mannes, jene kastaniengroße Drüse unter der Blase, ab diesem Alter die unangenehme Angewohnheit entwickeln kann, sich zu vergrößern und solcherart auf die Blase zu drücken, daher also das Tröpfeln. Er könnte ihn beschwichtigen, dass diese Vergrößerung in den meisten Fällen eine gutartige ist, es ist nicht immer gleich Krebs. Aber jedenfalls sei eine Vorsorgeuntersuchung schwerstens zu empfehlen. Weil Krankheiten leichter zu behandeln sind, wenn sie früh erkannt werden. Ist doch gar nicht so schwer zu begreifen, oder?

Professor Paul Sevelda, jüngstes von vier Kindern eines Schneidermeisters: Ausgestattet mit dem „Loose Tie“-Konzept – und den rosa Boxhandschuhen von Hans ­Orsolics – zieht er in den Kampf gegen Prostatakrebs. Foto: (c) Billy Sax

In diese Kerbe schlägt Professor Paul Sevelda, Präsident der Österreichischen Krebshilfe. „Frauen gehen früher zum Arzt als Männer“, sagt der 62-jährige Wiener, er weiß das, er ist im Hauptberuf Gynäkologe. Aber für Frauen wie für Männer gilt eine Vo­raussetzung: Früherkennung ist der beste Weg zur Heilung. „Im Gesundheitswesen“, sagt Sevelda, „haben wir drei Säulen: erstens Information zur Prävention und Früherkennung von Krebs, zweitens die Betreuung und Begleitung von Kranken, drittens die wissenschaftliche Forschung.“ Letz­teres werde bei der Krebshilfe eher bescheiden betrieben, „dafür fehlen uns die Mittel“.

Aber mit Information zum Thema und Aufklärung zur Früherkennung beschäftigt sich die durch Spenden finanzierte heimische Krebshilfe seit ihrer Gründung im Jahr 1910. Sevelda, jüngstes von vier Kindern eines Schneidermeisters, wurde 1984 in die Organisation geholt, seit dem Jahr 2000 ist er ihr Präsident. Und vor drei Jahren wurde geboren, was zum großen Anliegen wurde: die „Loose Tie“-Initiative zur Früherkennung von Prostatakrebs. „Aus Liebe zum Leben“, heißt es in der neu aufgelegten Broschüre zur Sache, die diesmal im Teaser den Mann an seiner Männlichkeit packt („Wahre Männer gehen zur Prostatavorsorge“).

Loose Tie-Botschafter: Professor Paul Sevelda. Foto: (c) Billy Sax

Früherkennung von Prostatakrebs ist eine relativ junge, erst seit den 80er-Jahren kompetent betriebene Sache. „Wir haben“, sagt Sevelda, „den PSA-Test. (PSA = Prostataspezifisches Antigen, ein Enzym, Anm.) Der Begriff dazu ist Tumormarker. Jeder Mann hat einen PSA-Spiegel, und der PSA-Wert kann durch Krebs raufgefahren werden.“ Es gibt gute Gründe, den Test zu machen. Er kostet nichts, wenn dein Wohnsitz Österreich ist. Er hat schon vielen Männern bei der Früherkennung geholfen. Und er tut nicht weh, abgesehen davon, dass man „vor dem Test keinen Sex haben soll“, (Sevelda). Was nun natürlich doch ein wenig schmerzlich ist.

Früherkennung ist sinnvoll, betont der Präsident, „spätestens sobald man 45 Jahre alt ist. Wenn der Lifestyle fraglich ist, Übergewicht ist da ein großes Thema. Überhaupt wurzeln die Grundprinzipien aller Krebsvorsorge im Lifestyle“. Und erst wenn man mal 70 oder 80 ist, sei der Krebs nicht mehr so relevant, meint er abschließend. Aber wie schon eingangs angedeutet: Welcher „gestandene“ Mann hat schon das Problem, 80 Jahre alt zu werden?

Auch WIENER-Chefredakteur Franz J. Sauer schaut sich die Sache mit der Prostata mal genauer an – naja, er begeht sie sogar, wie man im Video sehr schön sehen kann!

 

Mehr Infos über die „Loose Tie“-Aktion
der Österreichischen Krebshilfe unter loosetie.at, Spenden und zusätzliche Infos auch via krebshilfe.net