Essen

Schwimmen im Ton-Topf – Das Vikas in der Wiener Innenstadt

Fisch holt sich Wien lieber von der Adria als aus der Donau. Im Vikas findet man Argumente dafür und bringt Urlaubsgeschmack in die City. Wir sagen nur: Garnelen-Bolognese.

Text: Roland Graf

Der gelernte Wiener kratzt sich am Kopf: Was war denn da früher? Nun, lange sorgte am Wildpretmarkt 3 das Salut für die kleine frankophile Gemeinde der Stadt. Das ehrwürdige Mobiliar fetzte schon der Vorbesitzer Gökhan Umar heraus, er gab dann doch schnell w.o. Mittlerweile heißt man Vikas und bietet unter der Ägide des ­Meeresfrüchte-Spezialisten Ivan Cokolov kreative Fischküche. Die adriatischen Wurzeln (oder besser: Laichgründe) hinter den Gerichten sind immer erkennbar, doch auch einen asiatischen Touch hält man für Krustentiere und Co. bereit.

Frische Austern – die Entrées sollte man im Vikas nicht versäumen. Foto: (c) Maximilian Lottmann

Die Wahl des Entrées fällt schwer: Wird es eher das Thunfisch-Tartar mit Erdnuss oder doch die Version vom Lachs? Letztere gewinnt und enttäuscht nicht; wie bei einem Creme­dessert vermengen sich die Kräuter und Zitrusnoten mit dem leicht süßen Fischfleisch. Die Fischsuppe für die Puristenfraktion kommt klar und mit einer dezenten Miesmuschel plus Tagesfisch-Schnitz als Einlage (6,90 Euro), die pikante Version ist da definitiv vorzuziehen.

Fisch-Tatar à la Vikas. Foto: (c) Maximilian Lottmann

­Dalmatien-Feeling löffelt man da gleich mit. Das Feuerwerk der pikanten Aromen zündet die Vikas-Crew aber dann mit den Zwischengerichten so richtig. Calamari mit Blunzen etwa entpuppt sich als Ansammlung gummiringerldünner Jungtintenfisch-Arme in einer chinesisch ­anmutenden, süßsauren Aromen­mischung – ein Pflichtgericht (14,90 Euro)! Parallel empfiehlt sich die mustergültige Tomaten-Oregano-Sauce, in der die Wildgarnelen für die Neptun-Fassung der „Spaghetti Bolognese“ baden dürfen.

„Vikas Tontopf“ vereint knackiges Gemüse und zarten Fisch in einer schlotzigen Sauce, deren Schärfe perfekt ­dosiert ist. Foto: (c) Maximilian Lottmann

Eine der Hausspezialitäten für alle, die nicht zum ganzen Fisch aus der Vitrine greifen, stellt „Vikas Tontopf“ dar. Die DNA erinnert an die Feta-Garnelen-Mischung „Garides Saganaki“, im ersten Bezirk doppelt man aber zunächst mit Seeteufel in der Tomatensauce auf. Dazu spart man mit dem Käse, nicht aber mit frischem Paprika, der dem Gericht mächtig Bums verleiht. Gut so, denn das Ergebnis vereint knackiges Gemüse und zarten Fisch in einer schlotzigen Sauce, deren Schärfe perfekt ­dosiert ist. Wer noch mehr Segeltörn-­Reminiszenzen von den Kornaten oder sonstwo zwischen Rijeka und Split braucht: Natürlich gibt es Mangold und Salzkartoffeln zu den im Ganzen gebratenen ­Apparaten aus dem Meer.

Best of Adria einen Steinwurf vom Stephansdom – mit dem Vikas liegt Wien am Meer. Foto: (c) Maximilian Lottmann

Infoporn Vikas
Adresse: Wildpretmarkt 3, A-1010 Wien
Öffnungszeiten: Montag von 18 bis 24 Uhr, Dienstag bis Samstag von 12 bis 23 Uhr,
Info: vikas.wien
Preise: Guter Fisch muss seinen Preis haben, „Sparefrohs“ haben neben dem Tagesteller (9,50 Euro) auch die Option Calamari fritti (11,90 Euro).
Pflichtkauf: Die witzige Garnelen-Bolognese (14,90 Euro) sollte man kosten. Nie verkehrt: der Tagesfisch, dazu ein Žlahtina von der Insel Krk (6 Euro/Glas).
Ideal für: Den-Urlaub-auf-Balkonien-Genießer und Kalorienbewusste, denen Salat schon auf die Nerven geht.