Ich bin extrem

Ein Floridsdorfer, der vor 31 Jahren auszog, um Hawaii zu erobern. Jetzt will Windsurf-Legende Michael Ribolitz alias Mickey Eskimo auch als Künstler durchstarten. Wir trafen den Wassermann beim Heimatbesuch.

Er surfte mit Haien, glitt in Hawaii mit dem Board über brodelndes, von glühender Lava aufgeheiztes Wasser und ritt die wildesten Wellen. Ein Verrückter? Nein, schlicht Mickey Eskimo. Ein Mann, der seit Jahrzehnten unbeirrbar dem Lockruf des Abenteuers folgt. Alles Extreme zieht den Wahl-Hawaiianer geradezu magisch an. Jetzt war die lebende Legende für ein paar Wochen auf Heimatbesuch in Österreich. Aufs Wasser verzichtet Eskimo aber selbst in der Stadt nicht. Seiner neuen, großen Leidenschaft – dem Stand Up Paddeln – frönt er, mit größter Hingabe, an den schönsten Plätzen der Welt. Und dazu zählt auch der Brunnen auf der Gloriette im Park von Schloss Schönbrunn. Der WIENER traf den gebürtigen Floridsdorfer bei seinem Wien-Trip und sprach mit ihm über die Sonnen-, aber auch die Schattenseiten, eines extremen Daseins.

„Für mich war Surfen immer mehr eine Kunstperformance. Durch das Foto, das entsteht, malst du ein Bild.“ Und Bilder genauer Collagen sind – neben dem Wasser natürlich – Mickeys große Leidenschaft. „Die Schere ist mein liebster Freund. Schneiden, Reißen und Kleben war immer mein Ding. Ich bin wie ein DJ und mische wirklich alles: Briefe eines Papstes aus dem 16. Jahrhundert, Softpornos, italienische Comics, Geld aus der ganzen Welt, alte Manuskripte, Seekarten, Rechnungen, Postkarten. Und es ist immer die Message vom Wasser drin.“ Für März 2012 ist eine Ausstellung in Den Haag geplant.

Sein Leben beginnt nicht ganz so bunt. Die Mutter ist bei der Geburt erst 16. „Sie ging weg, als ich zwei Jahre alt war. Mein Vater war schwer kriegsgeschädigt.“ Erst vor sieben Jahren lernt er sie, eine ehemalige Burgschauspielerin, kennen. „Das Wiedersehen war ungezwungen, herzlich und erstaunlich normal. Wir kannten einander ohne uns zu kennen. Ein toller Mensch, von dem abzustammen mir ein Glück und eine universelle Ehre ist.“

Mickey wächst bei der Großmutter auf, zum Vater hat er ein schwieriges Verhältnis. Schwimmen lernt er mit drei auf der Alten Donau. „Mein Vater hat mich von einem Tretboot aus ins Wasser geschmissen. Er ist gestorben, als ich 16 war. Dann war ich superfrei. Keiner hat mir gesagt, was ich zu tun habe.“ Die Kindheit verbringt Michael Ribolitz in Floridsdorf. „Ohne den 21. Bezirk wäre nie dieser Wassermensch aus mir geworden. Ich bin geschwommen und geschwommen. Das war meine Therapie. Meine Freunde und ich haben uns immer im Wasser gemessen. Wir haben Floße gebaut und ich bin von allen Brücken in die Donau gesprungen. Das war unser Extrem.“

Der Traum vom Windsurfen

Zum Windsurfen kommt der ehemalige Karate-Staatsmeister mit 16, als er beim Segeln auf der Alten Donau zwei Windsurfer sieht. „Ich habe gewusst, dass ich das machen muss.“ Nach einem Australien- Aufenthalt spaziert der Surfwear-Apostel schon Ende der 1970er in Quicksilver-Shorts und Bally-T-Shirt durch die Kärntnerstraße. „Da war ganz Europa noch in Speedos.“ Sein Traum: Hawaii. „Ich habe ein Bild von Robby Naish im Surfmagazin gesehen, wo bei einem Sprung das erste Mal die Finne aus dem Wasser ragte.“ Das hat ihn beeindruckt. Als Friedhofsgärtner verdient er sich ein bisschen Geld und auch die Oma steuert etwas bei. Mit 100 Dollar in der Tasche zieht der Wiener schließlich aus, um die Welt zu erobern.

 

http://www.youtube.com/watch?v=ylOd57w_oEQ

Info

Mickey Eskimo: geboren am 12. juni 1962 in Wien. Wird 1979 Österreichischer Karate-Champion. Mit 16 lernt er auf der Alten Donau windsurfen. Inspiriert von Robby Naish verlässt er Österreich und zieht nach Maui, wird einer der waghalsigsten Big Wave Windsurfer der Welt und designt 22 Jahre lang für Windsurfing Chiemsee. 1998 beginnt er mit dem Kite-Surfen, 2004 mit Stand Up Paddling. Er arbeitet als Künstler und hat vor eineinhalb Jahren seine eigene Marke „eskyflavor“ kreiert.