Heiner Lauterbach: Altwerden ist nichts für Weicheier

Heiner Lauterbach – er war der wilde Mann par excellence. Einer, der exzessiv der Lust und dem Laster frönte. Jetzt, mit 57, will er der Welt mehr hinterlassen als geplünderte Bars und ein paar launige Storys – was das ausgerechnet mit Windeln zu tun hat, erzählt er im WIENER.

Er war nicht nur gierig nach dem Leben, er hat es gesoffen. Heiner Lauterbach tauchte mit so unendlicher Begeisterung ins Meer des Erfolges ein, dass wir nicht nur glaubten, er wolle jede noch so kleine Welle genießen. Es schien vielmehr, als wolle er dieses Meer nie wieder verlassen, es in sich aufsaugen, ganz und gar. Wie ein Ertrinkender – doch seine Frau Viktoria hat ihn rechtzeitig an Land gezogen und das hat er ihr nie vergessen. Er änderte sein Leben, wurde vom Macho zum treuen Ehemann und zum, ja, zufriedenen Familienvater.

So lässt sich auch das Älterwerden ertragen. Es ist noch gar nicht lange her, dass ihm bewusst wurde, dass auch er, der Wilde von früher, die Jugend nicht ewig gepachtet hat. Es passierte, als Heiner Lauterbach in einem Tonstudio eine Synchronisation zu sprechen hatte. „Da dachte ich dann: Irgendetwas stimmt hier nicht, mein Text passt gar nicht zu dem, was der Typ auf der Leinwand sagt! Bis mich die anderen darauf aufmerksam gemacht haben, dass ich auf den falschen Typen spreche! Ich sollte den Alten synchronisieren und ich hatte automatisch den Jungen genommen – so wie früher halt. Das war ein kleiner Schock!“

Altersbeschwerden? „Wer mit 60 morgens aufwacht und dem tut nichts weh, der ist tot“, sagt Lauterbach. Und: „Altwerden ist nichts für Weicheier. Ich bin exakt so alt, wie ich bin und fühle mich auch so alt – keinen Tag jünger, aber auch keinen Tag älter. Das Älterwerden gehört zum Leben, wie alles andere. Auf die Frage, ob ich Angst davor habe, sage ich immer: Ich hab höchstens Angst vorm Nicht-Altwerden. Es ist müßig, sich darüber Gedanken zu machen.“

Wie haben sich die Rollenangebote verändert? „Als Tom Sawyer werde ich nicht mehr angefragt, leider!“, meint er schmunzelnd. Als Schauspieler ist Lauterbach aber immer noch eine große Nummer. Im Jänner 2010 war er in der Bestseller-Verfilmung „Ken Folletts Eisfieber“ zu sehen. Ab Dezember spielt er in München Theater und dreht parallel dazu einen Film über Kindesmissbrauch, „ein Thema, vor dem man sich nicht verschließen kann und sollte“.

Der gebürtige Kölner ist auch sozial engagiert und gab mehr als nur seinen Namen für die aktuelle Pampers-für-UNICEF-Aktion. Gemeinsam mit seiner Frau besuchte er im August für fünf Tage den Kongo und überzeugte sich davon, dass die Hilfe auch wirklich ankommt. Was er von dieser Reise mitnimmt, ist die Erkenntnis, „dass an solchen Plätzen eigentlich mehr gelacht wird, als in europäischen Metropolen. Es war für mich eine Freude zu sehen, dass die Menschen dort nicht traurig sind, sondern – trotz aller Widrigkeiten – zufrieden.“ Glücklich kann sich Lauterbach schätzen, wenn Viktoria ihn anstrahlt und sagt: „Mir gefällst du jetzt besser als vor 20 Jahren. Du alterst einfach wunderschön!“ Gemeinsam mit ihren beiden Kindern leben sie am Starnberger See bei München. Natürlich geht Lauterbach dort auch schwimmen. Aber nur das.

Info

Heiner Lauterbach, geboren am 10. April 1953 in Köln, nahm Unterricht bei Marianne Jentgens und arbeitete auch als Synchronsprecher. Er spielte u.a. in „Dresden“ und „Opernball“. Seit 2001 ist er mit Viktoria Skaf verheiratet und hat mit ihr zwei Kinder (Maja, 8 und Vito, 3). Ein 22-jähriger Sohn stammt aus erster Ehe. www.heinerlauterbach.de