Keira Kneightley: “Meine Güte, ist das außergewöhnlich”

Keira Knightley, 26, über ihre Angst vor dem Freud-Film. Warum Dreharbeiten für sie keine Therapie sind. Und was sie an Tragödien ganz besonders fasziniert. Das WIENER-Interview zum Kinostart von „Eine dunkle Begierde“.

Mit 26 eine englische Lady, mit zarten 18 noch Johnny Depps toughe Piratenbraut. Keiras sehr physisches Spiel ist bei Kritikern umstritten, Regisseure reißen sich um sie. Gerade dreht sie die Tolstoj-Verfilmung „Anna Karenina“… Ist die Schöne jetzt an gewagteren Rollen mehr interessiert als früher? „Nein“, sagt sie im Interview, „Das hat mit den Angeboten zu tun. So ein Angebot wie das für Eine dunkle Begierde hatte ich noch nie, aber hätte ich es vor fünf oder sechs Jahren bekommen, hätte ich genauso zugesagt. Ich hätte die Figur vielleicht anders gespielt, doch ich hätte sie auf jeden Fall spielen wollen.“
Welche Geheimnisse wir ihr sonst noch entlocken konnten? Hier ein kleiner Vorgeschmack – Das vollständige Interview inklusive Martin Pesls großem Report zum Freud-Film gibt es ab 20.11. im neuen WIENER!

Die Sex-Szenen in „Eine dunkle Begierde“ – alles digitale Animationen?

(lacht). Ganz genau. Wir waren gar nicht da. Sie haben nur Abdrücke von unseren Körpern gemacht und damit angestellt, was sie wollten. Nein, als ich das Drehbuch von meinem Agenten bekam und er meinte, „David Cronenberg möchte dir eine Rolle in seinem nächsten Film anbieten“, sagte ich nur: „Oh mein Gott.“ Dann erfuhr ich auch noch, dass das Drehbuch von Christopher Hampton stammte. Als ich das Skript las, dachte ich, „Meine Güte, das ist außergewöhnlich“. Aber es gab da diese beiden Szenen und obwohl ich das Skript für großartig hielt, dachte ich nicht, dass ich sie spielen kann. Ich wollte es auch nicht. Schließlich gibt es das Internet mit all diesen Websites.


Was finden Sie an Filmfiguren, die gegen den Wahnsinn ankämpfen, interessant?

Menschen an sich können sehr leicht zerbrechen. Am Ende jeder Emotion lauert der Wahnsinn, wenn man sie zu weit treibt. Und die ganze Zeit verlieren sich Menschen in ihren Gefühlen. Was ist das, was uns geistig gesund hält? Was ist überhaupt geistige Gesundheit? Haben wir uns selbst unter Kontrolle? Diese Fragen finde ich enorm faszinierend. Liegt es daran, dass ich eine Schauspielerin bin? – Ich weiß es nicht.

Haben Sie mit dieser Rolle das Geld für eine Psychotherapie gespart, die Sie sonst vielleicht absolviert hätten?
Nein, ich nutze die Schauspielerei nicht als Therapie. Viele Kollegen machen das, und das ist in Ordnung, denn das Ganze hat eine kathartische Wirkung. Aber so seltsam es klingt, wir hatten beim Dreh eine großartige Zeit. Wir gingen viel aus. Gerade weil das Thema sehr düster ist, war es sehr kathartisch, sich damit zu beschäftigen. Wenn du alles nach draußen gebracht hast, kannst du den Rest deiner Zeit genießen, weil du von all diesen anderen Emotionen befreit bist. Allerdings würde ich es nicht als therapeutisch bezeichnen.


War es schwer, diese Figur zu spielen?

Die ganze Rolle war faszinierend. Es gibt Figuren, die ich von meinen eigenen Erfahrungen her verstehen kann, weil es da Ähnlichkeiten gibt. Aber bei Sabina gab es nichts. Christopher Hampton gab mir einen Riesenstapel Bücher. Ich arbeitete mich zu dieser Person durch, wählte bestimmte Elemente aus und lernte so, die Dinge aus ihrem Blickwinkel zu verstehen.