Entdecker-Freude: in Spaniens Norden
Mit Hartnäckigkeit und perfektem Englisch hat es José doch geschafft. Denn eigentlich kann man den Bedarf Österreichs an spanischem Weißwein ohne Dünkelhaftigkeit als überschaubar bezeichnen. Daher stammte auch die Skepsis, als er seine Weine vorstellen wollte. Mittlerweile muss ich dem Vermarkter der im Rias Baixas-Gebiet beheimateten Bodega „Terras Gauda“ aber schwere Abbitte leisten. Denn zumindest der nach dem Weingut benannte 2011er widerlegt viele Vorurteile eindrucksvoll. Bislang kannte man eigentlich nur zwei Gruppen hispanischer Weißer: Entweder (zu) früh gelesen, um wenigstens eine gewisse Spritzigkeit aus den sonnenverwöhnten Lagen zu retten, oder voluminös und schwer, im Extremfall noch mit starkem Holzeinsatz um den letzten Sortencharakter gebracht.
Der „Terras Gauda“ hingegen geht in Blindproben durchaus als Österreicher durch. Nicht, dass das per se gut oder ein Qualitätsausweis wäre, aber es gelingt ihm vor allem durch Mineralität und stützende Säure. Und diese beiden Eigenschaften sind gemeinhin keine, die man mit Spaniens Weißen verbindet (beim Roten sieht es nicht nur im Priorat anders aus, was die erste Eigenschaft betrifft). Bei den für die Cuvée verwendeten Sorten setzt man auf Einheimisches: 70% Albariño und 20% Loureira und 10% Caiño Blanco). Der Duft nach gelbem Apfel, Honigmelone und Steinobst (Marille) tut ein Übriges, dass man instinktiv an Riesling oder Veltliner zu denken beginnt. Zumal auch im Mund alle diese Noten erhalten sind, hinzu gesellt sich Limetttenzeste und ein zart herbes Finish, das dem Wein bei aller Fruchtigkeit auch kleine Widerhaken verleiht, an denen das Herz des Weißweintrinkers hängen bleibt.
Nach den poetischen Eindrücken sei noch etwas Wein-Technisches nachgetragen: Die Honignote bringt im „Terras Gauda“ nämlich die wieder entdeckte Caiño Blanco ein. Während er beim Terras Gauda eine untergeordnete Rolle spielt, stammen im „La Mar“ aus dem Jahr 2010 85% vom Caiño Blanco. Das Ergebnis ergibt einen fast aberwitzigen Honiggeschmack, auch im Duft erinnert er an Met und Honigmelone, dazu auch an Holundersirup. Mit ihrer intensiv-aromatischen Art und der milden Säure unterscheidet sich die Cuvée (Albariño und Loureira sind die ergänzenden 15%) deutlich vom österreichischen Weinstil. Wer aber keinen frischen, knochentrockenen Wein braucht und ohne Holzgeschmack auskommt, wird hier vielleicht genau „seines“ Weißen finden. Mit zartem Pfirsich und deutlicher Exotik (Ananas und Mango) am Gaumen bietet er jedenfalls ein ungewöhnliches Trinkerlebnis, das auch Seltenheitswert besitzt: Vom „La Mar“ gibt es nur 7.000 Flaschen.
Bezugsquelle: Bodegas Terras Gauda, „Terras Gauda“ 2011 bzw. La Mar 2011 25,30 EUR bzw. EUR 14,39 beim Spanien-Spezialisten „Bodega Rioja“, www.bodegarioja.at