CD Kritik: The Goo Goo Dolls ‚Magnetic‘

Mit „Iris“ hatten sie 1998 einen Welthit, jetzt veröffentlichen die Goo Goo Dolls mit „Magnetic“ ihr zehntes Album.

Mit den Goo Goo Dolls ist das so eine Sache. 1985 in Buffalo gegründet und eigentlich aus der vermeintlichen Punkrock-Ecke stammend, machte das Trio rund um Hauptsongschreiber/Sänger/Gitarrist Johnny Rzeznik in erster Linie durch Akustikgitarren-getragene Balladen von sich reden. Den ersten richtigen Achtungserfolg hatte man zehn Jahre nach der Bandgründung mit dem übertraugigen und schönen “Name” (auf “A Boy Named Goo”, 1995), den Welthit und Übersong dann mit “Iris“, bekannt durch die Hollywood-Schmonzette “City Of Angels”. Bei letzterem war die Band längst mainstreamtauglich, hatte sich aber – Alben wie das (bis auf die obligatorischen zwei von Bassisten Robby Takac gesungenen Lieder) durchwegs gute “Dizzy Up The Girl” belegen das – noch jene Ecken und Kanten bewahrt, textlich wie musikalisch, welche die Band vor dem drohenden Schicksal bewahrten, eine Art Bon Jovi für Arme zu werden.

Nach “Dizzy Up The Girl” kam dann “Gutterflower“, das wahrscheinlich letzte gute Album der Band. Da verarbeitete Rzeznik, der wohl immer dann am besten ist, wenn sein Privatleben in Scherben liegt, eine Scheidung – herauskamen ein paar gute Nummern wie “Here Is Gone” oder “Big Machine“. 2002 war das, danach: Ebbe. 2006 fing Rzeznik an, sich Gedanken darüber zu machen, dass nur Liebe die sich in einem schlechten Zustand befindende Erde retten kann, und veröffentlichte “Let Love In”: und auch wenn er das Songwriting (90% perspiration, 10% inspiration) vielleicht perfektionierte, waren die Goo Goo Dolls fortan nur noch eine verwässerte, immer unerträglicher werdende Version ihrer selbst, die Bon Jovi-Falle omnipräsent. Das Cover vom Supertramp-Schunkler “Give A Little Bit” tat sein übriges. Das Folgealbum “Something For The Rest Of Us” war ein Stück besser, aber immer noch vernachlässigbar.

Jetzt also “Magnetic”, das zehnte Studioalbum, das man mit der Vorabsingle “Rebel Beat” ins Rennen schickte. Auch wenn es der Titel suggerieren will, rebellisch ist hier nichts, ebenso wenig wie magnetisch. Zum ersten Mal holte sich Rzeznik Co-Songschreiber mit ins Team, angeblich weniger aus Ideenlosigkeit als aus dem Grund, andere Anknüpfpunkte zu finden. “Rebel Beat” ist als fröhliche, lebensdurstige Hymne gemeint – und würde als solche wohl am ehesten in eine Mobilfunkanbieter-Hochglanzwerbung passen. Große Gefühle und große Gesten für jedermann, bissgerecht zubereitet und alles wohldosiert. Im Disneyland wie auf der Kuschelrock Volume 192.

Magnetic” ist eine bunte Goo Goo Dolls-Wundertüte aus Mid-Tempo Hadern und obligaten Akustik-Balladen, aus perfektem und deshalb so vergessenswertem Pop-Songwriting. Und in die lyrische Plattitüdenkiste hat Rzeznik auch ganz, ganz tief gegriffen:  when the world breaks your heart I can put it back together / Write your name across the sky. Das ginge in Ordnung, wäre Rzeznik 18 und nicht 47. Hier wird viel away-gefaded und heartgebreakt, jeder einzelne Song könnte mit Meg Ryan in der Hauptrolle verfilmt werden. So wie damals, bei “Iris”, nur vernachlässigbarer.

Derzeit touren die Goo Goo Dolls mit Matchbox Twenty, und da haben sich genau die Richtigen gefunden. Wenn jetzt noch der schöne Jon aus New Jersey anruft, wäre der Kreis vollendet – uns lassen die Goo Goo Dolls jedenfalls mit einem high gloss-Popalbum zurück, das weder stört noch hängen bleibt, das vielleicht Rzezniks Songwritingkunst auf die Spitze treibt, die Band aber noch unwesentlicher macht, als sie das seit einer Dekade ohnehin ist.