Le Mans: Kurztrip nach Le Mans

Normal verfolgt man die 24 Stunden von Le Mans im Internet oder im TV-Abendsport. Außer man fährt ein Auto wie den Nissan GT-R. Dann bleibt einem gar nichts anderes übrig, als vor Ort zu sein.

Was wusste ich bislang über Le Mans? Es ist eine Stadt an der französischen Sarthe, von uns aus betrachtet nicht weit hinter Paris. Außerdem gibt es da die 24 Stunden von Le Mans im Umland der 150.000 Einwohner-Stadt, teils auf Rennstrecken, teils auf Landstraßen gefahren. Das tödlichste Autorennen der Welt – 118 Menschen, Rennfahrer oder Zuschauer, haben seit der Erstaustragung 1923 im Zusammenhang des Rennens ihr Leben gelassen. Aus heimischer Sicht sollte man eigentlich bös’ sein auf das Sportwagen-Spektakel; schließlich war der letzte im Rennbetrieb zu beklagende Tote unser Jo Gartner, an dessen Porsche 1986 ausgerechnet auf der fünf Kilometer langen, 380 km/h schnellen Hunaudière- Geraden die Hinterradaufhängung brach. Andererseits hat Le Mans auch ein Herz für Österreicher; 1964 gewann Jochen Rindt auf Ferrari die 24 Stunden-Hatz, 1971 knallte Dr. Helmut Marko bei seiner Porsche-Siegesfahrt einen Distanz-Rekord in den französischen Asphalt, der ganze 39 Jahre lang hielt. Und der Perchtoldsdorfer Waldviertler Alexander Wurz konnte das Marathon-Ding bereits zweimal gewinnen. Einmal per Porsche 1996, als jüngster Sieger aller Zeiten und 2009, sozusagen als Routinier, auf einem dieselbetriebenen Peugeot.

All das freut den Chronisten. Und wenn unsereiner liest, dass der Alex heuer wieder gute Chancen auf den Gesamtsieg hat, dann wird man sein Sensorium für die Berichterstattung im Fernsehen schärfen und im Laufe des Wochenendes öfter mal auf die Motorsportseiten klicken. Außer man fährt gerade zufällig einen Nissan GT-R als Testwagen.

Das Rennfahrzeug

530 PS, Allradantrieb, die Optik eines UFOs. Schalensitze, Rennsound, Doppelkupplungsgetriebe mit Schaltwippen und hinten drunter, unter dem Bügelbrett- Spoiler, den ferraristischen Rundleuchten und den fetten Auspuffröhren ein kleiner Diffusor, wie in der Formel 1.

So ein Auto macht einen anderen Menschen aus einem. Man trägt plötzlich dünn besohlte Sporthammerln, achtet auf den Sitz des Polo-Shirtes beim Aussteigen, gibt sich fantastisch elastisch beim Vom-Auto-zum-Wirten-federn und kriegt unbändige Lust, 1.446,8 Kilometer weit, quer durch ganz Mitteleuropa, zum 24 Stunden-Rennen von Le Mans zu reisen. Auf Achse. Per GT-R.