Johnny Depp: Quo Vadis, Johnny

Nach dem Flop von „Lone Ranger“: Hat Johnny seine Strahlkraft verloren?

Eigentlich war es viele Jahre lang ein beinahe empirisch belegbares Faktum, dass Johnny Depp eine der coolsten Säue der Welt ist. Wer Leute wie Keith Richards oder Hunter S. Thompson zu seinen engen Freunden zählt, kann so falsch nicht liegen – wer letzterem dann auch noch den letzten Wunsch erfüllt und seine Asche für teures Geld ins Weltall schießen lässt, umso mehr. Wer mit Winona Ryder zusammen war, und sich aus dem Winona-Tattoo nach der Trennung „Wino forever“ machen lässt, beweist nicht nur guten Frauengeschmack, sondern auch Tattoo-Humor – überhaupt war Johnny Depp mit einigen tollen Frauen zusammen, die schöne Vanessa Paradis zu heiraten war auch kein Fehler. Von den Filmen ganz zu schweigen: besser als Johnny in Jim Jarmuschs „Dead Man“ geht’s fast nicht mehr, seine Freundschaft zu Tim Burton hat uns auch einige super Filme beschert, mit seiner Darstellung des Captain Jack Sparrows hat er einen kommerziellen wie unterhaltsamen Geniestreich hingelegt – und auch, dass er manchmal mit seiner Gitarre auf Konzerten von Leuten wie Eddie Vedder auftaucht und ein wenig mitklampft, macht Johnny nicht uncooler.

Irgendwo ist der Hund drin bei Johnny.

Irgendwo ist jetzt aber der Hund drin, und es scheint, dass Johnny nicht mehr der Garant ist, der er einmal war. Nachdem, wir erinnern uns, der furchtbare „The Tourist“ gefloppt ist (Zitat Ricky Gervais at Golden Globe Awards: „Seems everything this year was three dimensional. Except the characters in „The Tourist“), hat er jetzt mit „Lone Ranger“ einen ordentlichen Bauchfleck hingelegt, er gibt den Kritikern die Schuld, diese wiederum meinen, dass Johnny’s Tage vielleicht gezählt sind. Er selbst meinte vor einiger Zeit, dass er nicht mehr ewig Schauspieler bleiben wolle und seine Karriere überschaubar lange dauern würde. Quo vadis, Johnny?

Johnny Depp als spooky Indianer, das wäre normal ein Volltreffer gewesen – vielleicht ist das Publikum aber schon mit Depp übersättigt, vielleicht ist seine extravagante Auswahl von Charakteren mittlerweile vorhersehbar geworden ? Für Depp ist es klar: die Kritiker hätten „Lone Ranger“ keine Chance gegeben, sind gleich mit vorgefestigter Meinung an die Sache rangegangen.

Vielleicht sollte Johnny Depp einfach mal versuchen, wieder etwas überraschendes zu machen. Oder sich eine Auszeit nehmen, vielleicht ist man auch nur übersättigt mit seiner Präsenz. Oder, anders gedacht: vielleicht ist es auch normal, dass Filme mal floppen und man nicht immer nur gewinnen kann.