Wein-Blog: Promille-Bremse ohne Geschmacksmanko

Surf-Dorado Podersdorf?

Das Schielen auf den Alkoholgehalt eines Weines ist grundsätzlich eine suspekte Sache. Wie jeder Einzelwert sagt der gemessene „Alk“ noch nichts über die Balance und Harmonie – und damit über das Geschmackserlebnis – aus. Gern erzähle ich ja von dem Heurigenwirt, den der Gast lobte, dass sein Wein wenigstens zu trinken sei, während der Nachbar ja nur mehr solche mit 13,5% anzubieten hätte. Der Winzer lachte innerlich, denn seiner hatte stattliche 14,2%, nur standen diese klugerweise nicht auf der Getränkekarte angeschrieben. Es gibt aber auch die Kehrseite. Manchmal soll es bewusst ein leichter Wein sein. Etwa dann, wenn Georg Humer, Besitzer des kulinarischen Juwels namens „Uferhaus“ (www.uferhaus.at), seinen alljährlich wechselnden „Fischwein“ kürt. Mit ihm saß ich im Frühjahr dieses Jahres kopfschüttelnd beisammen, denn einen heimischen Weißwein zu finden, der unter 12,5% Alkohol aufweist, kein „Wasserl“ ist und zum sensationellen „serbischen Karpfen“ des Hauses passt, erwies sich als überaus schwierig.

Allerdings kannten wir beide damals Gerhard und Brigitte Schaller aus Podersdorf noch nicht. Das Winzerpaar hat sich ausgerechnet am Neusiedler See, an dem unter anderem der traditionelle Hitzepol Andau liegt, in den Kopf gesetzt, leichte und bekömmliche Weine (das „und“ ist hier wesentlich) zu keltern. „Schaller vom See“ nennt sich diese Linie, die mit einem „deutschen“ Alkoholwert von 11% aufwartet. Das Etikett erinnert uns daran, dass Fred Astaire angeblich auch Burgenländer war, soll aber auch die Leichtfüßigkeit des abgebildeten Tänzers unterstreichen (und damit des Weins, den sein Konterfei umhüllt). Das lokale Dream Team des Wein- und Winzer-Visualisierens, Niki Eberstaller und Steve Haider, zeichnen für den Auftritt der Schaller’schen Leichtigkeit verantwortlich – dennoch muss uns der Wein selbst überzeugen.

Die „Cuvée weiß“ besteht aus 55% Welschriesling, 38% Grünem Veltliner und einem Touch Gelben Muskateller, wobei der Welsch am wenigsten durchschlägt. Zu ausgeprägt sind die Veltliner-Aromen und auch das Muskatnusserl. In jedem Fall signalisiert schon der Geruch die erfrischende Art: Zitruszeste, etwas Golden Delicious und Anflüge von Birne, dazu weiße Blüten, die etwa an Flieder und Holunder erinnern. Beim Kostschluck überrascht die fast prickelnde Säure, die sich über die fruchtigen Aromen, wieder Apfel und Birne, spannt. Große Länge darf man nicht erwarten, doch eindimensional ist der weiße „Vom See“ keinesfalls. Am Gaumen saftig, schafft er Trinkspaß der Marke „zisch-frisch“. Ob mit oder ohne Sodawasser ist das jetzt genau so richtig.

Übrigens: Wer keine kräftigen Rotweine mag, findet bei Schaller auch eine Zweigelt-St. Laurent-Cuvee mit zarten 11,5 Prozent Alkohol.

Bezugsquelle:
Schaller vom See, Cuvée Weiss 2012, EUR 7,90 bei Sailer’s Vinothek, www.sailers.at