Babyshambles: Pete Doherty is back

Sequel To The Prequel: Das neue Album der Babyshambles.

Damals, down in Albion

Dandy mit exzessivem Hang zum Dionysischen, Libertine und Romantiker im Sinne der Smith’schen „Cemetery Gates“, wo uns irgendwann einmal Keats und Yeats, vielleicht sogar Shelly abholen kommen werden und im besten Fall mit uns und einer ganzen Bootskajüte voll Wein im Schiff Albion gen „Arcadia“ segeln werden. Dieses mythologische, archaische Arkadien von dem uns Pete Doherty gemeinsam mit Carl Barat und den Libertines vorsang, diese Mischung aus scheinbar nachlässig und betrunken aus dem Ärmel geschüttelten und poesieverliebten Rock’n’Roll mit einer Tonne Punk im Herzen: Pete ließ einen all das in den letzten Jahren recht oft vergessen, auch warum man ihn damals Anfang der 2000er Jahre ins Herz geschlossen hatte.Was in der Spätphase der Libertines außermusikalisch passierte, sah man damals noch als „Seemannsgarn“, die Exzesse und Blödheiten, der Einbruch bei Carl, die Versöhnung im Pub und die Freundschaftstättowierungen. Irgendwann war man aber, sofern es einem nicht egal war, eher besorgt, dass Pete seinen dreißigsten Geburtstag nicht erleben würde. Und wenn Pete mal an der Oberfläche auftauchte, war das im Großteil der Fällen mit irgendwelchen Obskuritäten, Dummheiten oder Heroin-Geschichten.

Nicht, dass seit den Libertines nichts mehr gekommen wäre. Nur sind die Zeiten, in denen Pete in einer sorglosen Beiläufigkeit mehr Songs aus seinem Hemdsärmel schüttelte, als er hätte veröffentlichen können, vorbei. 

Sequel To The Prequel

Es ist Frühstück, lass uns erstmal eine Pulle Wein aufmachen, heißt es im Opener „Fireman“ des neuen Babyshambles-Albums. Sequel To The Prequel“ hat man Pete, der mittlerweile in Paris wohnt, quasi maßgeschneidert, ihm das Fundament gegeben, ihn ins Studio geholt und ihn was darüber machen lassen – vielleicht weil’s von den Umständen her einfach anders nicht möglich gewesen wäre, vielleicht auch, weil man wusste, dass die Idee einer neuen Babyshambles-Platte sonst zu vergessen wäre. Neben dem Bassisten Drew McDonnell, der sich für den Großteil des Schreibens verantwortlich zeigt, ist es in erster Linie dem Produzenten Stephen Street zu verdanken, dass das Ding einerseits überhaupt passiert ist und zweitens auch funktioniert, wie man es sich nicht mehr gedacht hätte.

Überraschenderweise ist „Sequel To The Prequel“ nämlich ein stringentes Album geworden: das Chaos, die Beiläufigkeit ist nunmehr wohldosiert, eine gewisse Ordnung, eine Bedachtheit hält „Sequel To The Prequel“ zusammen. Über diese Bedachtheit kann Pete sich dann austoben – und von seiner lyrischen Schlagfertigkeit hat der mittlerweile 34-jährige schönerweise nichts eingebüßt. Viel optimistischer als noch auf „Shotter’s Nation“ klingt er, streckweise sogar völlig unbeschwert, beispielsweise auf „Nothing Comes To Nothing“.

So pointiert, so selbstverständlich, so schlampig und doch auf den Punkt gebracht wie Pete das in der Vergangenheit mehrmals geschafft hat, ist hier nichts mehr. Was bleibt ist ein durchaus eingängiges Lebenszeichen und die Hoffnung, dass Peter Dohertys kurze Karriere ihren Zenit – auch wenn vieles darauf hindeutet – überschritten hat. 

Drunten in Albion sind sie jedenfalls immer noch mit schwarzen und blauen Flecken übersät. Aber darüber reden sie nicht mehr.