Genuss: Rioja für die Hauptsaison des Steak-Pfeffers

Spaniens alter Star hat sich für das Comeback schlank gehungert

Was waren das für Zeiten, als man soviel von Condes und dem Marquez sprach, als wäre man gerade am Erstellen eines Stammbaums des Hauses Aragon. Dabei ging es in den späten 1990ern lediglich um Rioja, den damals letzten Schrei, nachdem man mit Bordeaux und den „Supertuscans“ die internationale Weinwelt entdeckt hatte. Mittlerweile stammen wieder 84% der in Österreich konsumierten Weine aus den heimischen Rieden. Was bei allem Patriotismus auch seine Schattenseiten hat, schließlich drehte sich auch anderswo der Erdball weiter.

Und bei alten Lieben heimlich zu gucken, wie sexy sie heute noch sind, ist immer ein „guilty pleasure“ von Rang. Als darf es heute die Tempranillo-Cuvée von Remelluri sein. Die anfangs noch rote Frucht im Duft, am ehesten Erdbeer-Marmelade evozierend, dreht mit der Zeit in Richtung sattem Bass: Heidelbeeren und Powidl, garniert mit etwas Minze, signalisieren, hier thront ein vollmundiger Wein.

Die reife Dunkelfrucht begleitet den Spanier auch am Gaumen, hier ist aber vor allem die Würze seine Trademark, die sich von anfänglichem schwarzem Pfeffer immer mehr Richtung Kakao bewegt, je länger der Rioja im Glas atmen kann. Die größte Überraschung stellt aber der gekonnte Holzeinsatz dar, kein Quentchen zuviel an Toasting und Lagerzeit, sondern eine echte Stütze der natürlichen Aromatik wurde hier im Keller verabreicht. Fast schon banal mutet da die Speiseempfehlung an, aber dieser Wein begleitet ein herrliches Dry Age-Steak vom Grill einfach kongenial. Steakpfeffer schroten, etwas Butter auf das in der Alufolie „rastende“ Fleisch und fertig. Si, Señor, weniger ist mucho mehr.

Bezugsquelle: Bodega Remelluri, „Lindes de Remelluri“, EUR 15,99 bei Wein&Co, www.weinco.at