Rebekka Bakken: Wien war wie ein Wunder für mich

Die Sängerin Rebekka Bakken im Portrait.

Mit den Worten „As I was walking down third avenue“ eröffnete Rebekka Bakken vor mehr als zehn Jahren ihr Debütalbum „The Art Of How To Fall“, aber auch wenn sie den Grundstein ihrer Karriere in New York legte, ist die Solo-Karriere der Osloer Schönheit untrennbar mit Wien verbunden. Jazz-Afficionados war sie zu jener Zeit durch ihre Alben mit dem österreichischen Ausnahmegitarristen Wolfgang Muthspiel sowie dem Julia Hülsmann Trio längst ein Begriff, als es sie Anfang des noch frischen Jahrtausends von New York hier her verschlug. Auch wenn sie vor einigen Jahren wieder weggezogen ist: Wien ist für sie immer noch eine besondere Stadt, und die Zuneigung basiert – wie ihr Konzert in der Staatsoper (wo das Publikum mit Standing Ovations dankte) wenige Tage nach unserem Gespräch im Café des Hotels Rennweg zeigt– auf Gegenseitigkeit.

Geboren wurde Rebekka Bakken eine halbe Autostunde außerhalb Oslos. Sie war fünfundzwanzig, als sie in die USA zog, zu dieser Zeit hatte sie bereits einige Erfahrung in Bands und mit bezahlten Jobs als Background-Sängerin gesammelt. Daran, professionelle Musikerin zu werden, dachte sie nicht im Geringsten – und trotzdem, oder vielleicht genau deshalb, war New York und die Zusammenarbeit mit dort ansässigen Szenemusikern der Beginn ihrer musikalischen Karriere: „Wenn du selbst noch nicht auf deren musikalischem Level bist: du wirst dorthin gehievt, wo die Luft dünner ist, aber du kannst dich anhalten.“

Anfang des noch frischen Jahrtausends kam sie der Liebe wegen nach Österreich. „Ich erinnere mich noch genau, wie es damals war, hierherzukommen und mein erstes Album aufzunehmen. Ich bekam von meiner Plattenfirma die Möglichkeit, zu tun, was auch immer mir vorschwebte. Das war eine immens wichtige Zeit für mich. Hier hat alles in meinem Erwachsenenleben begonnen“.

Ob es damals nicht ein kleiner Kulturschock gewesen sei, vom Big Apple nach Wien zu ziehen? „Wenn du einmal in New York gelebt hast, ist gar nichts mehr ein Kulturschock“, entgegnet sie, und nippt an ihrer Melange. „Einfach, weil du sehr anpassungsfähig wirst. Es war für mich wirklicher Luxus nach Wien zu kommen: alles so schön und sauber, tolle Wohnungen, die noch dazu leistbar waren. Und dass ein Glas Wein nicht fünfzehn Dollar kostete wie in New York: das war ein wirkliches Wunder für mich“.

Markus Dörfler Markus Dörfler

 Mittlerweile hat Rebekka Bakken fünf Solo-Alben veröffentlicht, das letzte, „September“ vor zwei Jahren. „Damals in New York war es mir unangenehm, wie simpel meine Songs waren. Ich habe immer versucht, sie ein wenig komplexer zu machen – aber mit der Zeit begann ich, diese Einfachheit zu erlauben“. Für ihr neues Projekt hat sie sich mit der hR-Bigband zusammengetan: Rebekka Bakken singt Tom Waits, ein interessantes wie gewagtes Projekt: „Ich war immer ein Fan von Waits süßlicheren Nummern. Ich habe niemals vorgehabt, ihn zu covern: warum sollte ich Waits singen, wenn er selbst das schon so perfekt tut? Ich habe aber ja gesagt, weil ich dazu eingeladen wurde, und es immer interessant ist, mit einer großen Gruppe Menschen zu arbeiten. Ich habe schnell bemerkt, dass ich mich in seinen Songs extrem wohl fühle. Außerdem ist die Bigband wirklich genial. Als wir die Songs auswählten, habe ich mich durch Waits gesamtes Werk durchgehört, du kannst dir vorstellen, dass es da auch eine Menge raues Zeug gibt (imitiert Waits‘ Gesangsstil). Und lustigerweise waren das dann auch genau diese rauen Stücke, die mir für mich am inspirierendsten und energetischsten waren“.

Von Wien ging es vor einigen zurück nach New York, und nach einem kurzen Zwischenstopp in Schweden ist Rebekka Bakken wieder, der Liebe wegen, bei ihren Wurzen gelandet: „Vor kurzem bin ich wieder zurück nach Norwegen gezogen. Kannst du dir das vorstellen? Ich habe immer gewusst, dass ich das irgendwann tun würde. Aber dass es so früh passiert ist, überrascht mich“.

Ihr perfekter Tag in Wien? „Zuerst ins Kaffeehaus. Dann Frühstück am Naschmarkt, anschließend noch mehr Kaffeehäuser. Gutes Mittagessen, gutes Abendessen – und, ganz wichtig: guter Wein“. Spezielle Orte? „Da gibt es zu viele gute, aber Naschmarkt muss auf jeden Fall sein!“.

Das Gespräch finden Sie in der Septemberausgabe vom WIENER.