Stand Up Vienna: Dylan Morans großer Sardonismus

Zum zweiten Mal lud das Gartenbaukino zur hochkarätig besetzten Stand Up Comedy-Nacht: nach Eddie Izzard gastierte gestern der irische Comedian Dylan Moran im bis zum letzten Platz ausverkauften Kino.

Die große Kunst des Sardonismus: es war vor allen Dingen die zweite Hälfte des Abends, in der der irische Comedian Dylan Moran die Quintessenz seiner Beobachtungscomedy locker aus dem Ärmel herausspielen konnte. Nicht, dass die erste Hälfte nicht bereits äußerst amüsant gewesen wäre: das Gespräch mit dem Publikum suchend elaborierte der ein wenig über sein Alter hinaus lebensgegerbt wirkende 41-jährige in erster Linie den politischen wie sprachlichen Lokalkolorit betreffendes und kotzte sich auch ausgiebig und gut informiert über das prozentuelle Plus von FPÖ-Chef Strache und dessen Person aus und nahm von dort aus den für Stand Up-Einleitungen ja nicht wirklichen untypischen Weg zu ortsspezifischen Besonderheiten in puncto Sprache und Habitus. 

Wenngleich es bei Moran nie um typische Wuchteln und Pointen geht (genau hier scheiterte beispielsweise wenige Monate vorher Michael Mittermeiers anglophiler und furchtbar gewollt kumpelhafter Stand Up-Versuch im Vorprogramm von Eddie Izzard) , die Lacher hatte er ohnehin auf seiner Seite.

Die Bühnenfigur des Dylan Moran wird ja gerne als unglücklich und grantelnd beschrieben, aber vielmehr als um allumfassenden und wenig zielgerichteten Zynismus geht es bei Moran eben um das Sardonische, und das definiert die Charakteristik seiner Komik. Genau hier, wohin das erste Set ab seiner Mitte schon steuerte, setzte nach einer zwanzigminütigen Pause das zweite Set Morans an: die Stimmung um gleich ein paar Nuancen dunkler, ackerte sich Moran thematisch durch zwar überspitzte, aber nie ins Lächerliche gezogene oder zur Unkenntlichkeit mit gewollten Pointen verunstaltete Lebens-, Beziehungs- und Alterungsbeobachtungen, die Phrasierung und das Timing getragen von einer nonchalanten Lakonie.

So handelte Moran mit dem Publikum so pessimistisch wie freundlich die thematischen Schwergewichte des Lebens ab, um sich dann – vortrefflich gemacht – auch ohne große Schlusspointe vom Publikum zu verabschieden. Dass das alles nicht nur oft grimmig und düster, sondern auch salopp gesagt, saulustig war, dass das resultierende Gelächter darüber weder kathartisch noch zynisch war – eben das definiert den genannten Sardonismus, der Moran auszeichnet.

Ein erneuter Volltreffer des Gartenbaukinos, das die Eventreihe „Stand Up Vienna“ in diesem Rahmen schönerweise fortsetzen wird. Man darf gespannt sein, was da noch kommt. Als Vorprogramm castete man dieses Mal übrigens den Stand Up-Novizen Patrick Lamb, der einen kurzen und amüsanten Auszug seines ersten Programms „The Tao Of Beer“ performte.

(Markus Brandstetter)

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