Smart Home: So wird das Heim zur Multimedia-Zentrale

Streaming von Filmen und Musik: Endlich ist das Smart Home mehr als ein vages Versprechen der Werbung. Was es braucht, um Ihr Heim für den einfachen, grenzenlosen Genuss aufzurüsten.

Punkt 20 Uhr 15 versammeln wir uns vor dem Fernseher und hoffen, dass es endlich mal was G’scheites spielt. Das Radio liefert tagsüber je nach Stimmungslage passende oder ärgerliche Musikberieselung. Der Computer fristet sein jämmerliches Dasein als Arbeitsgerät. Die Fotos vergilben in abgegriffenen Alben, für die Videos vom letzten Urlaub interessiert sich ohnedies kein Mensch. So sahen multimediale Erlebnisse bis vor wenigen Jahren aus -und tun es in vielen Haushalten noch immer. Dabei wird doch seit Jahren das „Smart Home“ propagiert, das neunmalkluge Wohnen, in dem alle Geräte lustig miteinander kommunizieren und wir von der Couch aus alles bedienen, fernsteuern und warten können. Die gelebte Praxis sieht freilich ganz anders aus – doch das ändert sich nun langsam, aber sicher. Wie immer bei technologischen Umbrüchen wurden die kurzfristigen Auswirkungen von Apple TV, YouTube, Smart TV und anderen Wunderdingern übertrieben, die langfristigen Folgen hingegen unterschätzt.

Jetzt wird’s also wirklich ernst: Am Fernseher YouTube-Filmchen ansehen und Twitter-Nachrichten lesen, über das Radio tausende Stationen aus aller Welt empfangen, Fotos vom PC aufs Tablet und von dort auf den Fernseher schaffen und dann noch Videos vom letzten Urlaub via Xbox One herzeigen, die Musiksammlung ins letzte Winkerl übertragen, Instagram-Bilder vom Smartphone am großen Bildschirm präsentieren – alles kein Problem. Grundlage dafür ist die Vernetzung des Haushalts mit WLAN bzw. mit Internet über die Stromleitung.

Ketchup mit Senfgeschmack?

Der seit langem propagierte Kühlschrank mit Internet-Anbindung scheint zwar so sinnvoll zu sein wie Ketchup mit Senfgeschmack, doch andere Gadgets erleichtern tatsächlich das Leben: Die „Urban Weather Station“ von Netatmo beispielsweise ist eine speziell für die Bedienung mit Apple-Geräten gedachte Wetterstation, die neben Außentemperatur auch die Luftqualität misst und bei Unterschreiten einer Mindesttemperatur im Raum (etwa während man auf Urlaub ist) eine Warnung aufs iPhone sendet. Ebenfalls nützlich sind Babyfons, die via iPad abgehört werden können. Oder Bewegungsmelder, die über Android-Smartphones ferngesteuert werden und den Strom in einem Raum abschalten. Oder eben doch der Kühlschrank: Eine Webcam zeigt dessen Inhalt am Tablet – so weiß man, was man unbedingt noch kaufen muss. Ketchup vielleicht?

Abschied vom linearen Fernsehen

Wichtiger als Essen ist für uns Multimedia-Fanatiker aber natürlich die Frage, wie bequem und sinnvoll jetzt oder in unmittelbarer Zukunft Live-Fernsehen (etwa Fußballspiele), Filme, Musik und Fotos erlebt werden können. Fakt ist: Das lineare Fernsehen mit fixen Zeiten ist passé, wir machen uns unser Programm selbst. Auch Live-Bilder können via HD-Festplatten-Receiver angehalten und fortgesetzt werden; intelligente Geräte wie die Samsung Smart Control lassen uns den Fernseher über Sprache und Gesten steuern; HiFi-Anlagen wie jene von Sonos spielen im gesamten Haus die Musiksammlung, die irgendwo auf einem normalen Computer oder gleich im Internet (Stichwort Cloud Computing) abgespeichert ist; die neuesten Games können via Xbox One mit einer Handbewegung aufgerufen und gespielt werden. Überhaupt sind die Spielkonsolen als zentrales Element des Wohnzimmers 2.0 gedacht – sowohl die erwähnte Xbox One von Microsoft als auch die PlayStation 4 von Sony sollen sich als Entertainment-Zentrale bewähren. Die Japaner wollen mit einem neuen Streaming-Dienst namens „Playstation Now“ das Zocken von Games auf allen möglichen Geräten ermöglichen, Microsoft kann mit seiner Kinect-Steuerung das Wohnzimmer zur interaktiven Tanz-und Fitnesszone machen.

Ein Zauberwort ist Streaming – gemeint ist damit das Abspielen von Inhalten wie Musik und Filme über das Internet, ohne dass dafür Dateien irgendwo lokal abgespeichert werden (siehe YouTube). Apple, Google, Sony, Amazon, Microsoft: Alle wollen den Fuß in unser Wohnzimmer (und wohl auch ins Schlafzimmer) kriegen, und im Prinzip kann uns das nur recht sein, denn Konkurrenz sorgt für gute Produkte und niedrige Preise.

Fraglich wird aber sein, ob wir dann selbst noch die Kontrolle haben oder – im besten Wortsinn -ferngesteuert werden. Die gute Nachricht: Einen Ausschalt-Knopf wird es mit Sicherheit auch im vernetzten Smart Home der nahen Zukunft geben.

 

Wie wird man smart?

Die Voraussetzungen, um sein Heim wirklich „smart“ zu machen: – Breitband-Internet: Ohne rasches Internet geht gar nichts, am besten ist die Anbindung ans Web via Glasfaserleitung. – Internet im Haushalt: In Wohnung oder Haus muss das Internet klug verteilt werden – am einfachsten geht das über Wlan-Router, als Alternative bietet sich Internet über die Stromleitung an, das bietet zum Beispiel Devolo an. – Vernetzte Geräte: Die Hardware muss angeschlossen werden können, daher muss beispielsweise der Fernseher ein Smart-TV sein, also internet-tauglich sein. Audio-Komponenten sollten Wlan-Empfänger haben. Auch die herkömmlichen Kabeln sind nicht unnötig, dabei gilt: Je mehr Anschlussmöglichkeiten (bspw. HDMI und USB) ein Gerät hat, desto besser. – Plattform-übergreifend: Sich auf eine einzelne Plattform wie iOS von Apple zu konzentrieren macht die Sache einfacher, raubt einem aber Ausbaumöglichkeiten. Auch Android-Smartphones bieten gute Möglichkeiten. Gemeinsame Standards wie DLNA ermöglichen die einfache Übertragung von Daten.