Happy Birthday Sir Mick: Die Geschichte der Rolling Stones

Ihre Welttournee gestaltete sich ebenso wie die hocherfolgreiche Wien-Show der Rolling Stones als voller Erfolg. Heute wird ihr Frontman Mick Jagger 71 Jahre alt.

Es scheint, als hätte in den frühen, wilden Sechziger-Jahren jeder eine Band gründen können, aus der später mal was wird, wobei das freilich nur in der Rückschau so wirkt. Aber der Nährboden für neue Musiker schien jedenfalls fruchtbar, als ein gewisser Keith Richards anno 1962 den entfernt bekannten Kommilitonen Mick Jagger am Bahnsteig seiner Heimatstadt Dartford traf und begann, sich mit ihm über Musik zu unterhalten. Beide entdeckten sie ihre Vorliebe für Chuck Berry und Muddy Waters, bald machte man gemeinsam Musik und die erste Band, mit von der Partie war ein gewisser Dick Taylor, nannte sich „Little Boy Blue and the Blue Boys“.

London Calling

Das London der frühen Sechziger Jahre war voll von spielgeilen Musikern, die sich ihr Taschengeld mit schlechten Gigs in schummrigen Kaschemmen. Eine jener Kaschemmen war der „Crawdaddy Club„, deren Manager ein gewisser Giorgio Gomelsky und als Hausband fungierte im Sommer 1962 ein gewisser Alexis Korner mit seiner „Blues Incorporated“. Korner war halb Österreicher, halb Türke, bereicherte die Londoner Blues Szene schon seit den frühen Vierziger Jahren mit seiner Präsenz und gilt gemeinsam mit John Mayall als Ziehvater der Londoner Sixties-Bluesrock-Szene, aus der später das britische Pop-Imperium erwuchs. Auch unsere „Little Blue Boys“ wehte es zufälligerweise immer wieder ins „Crawdaddy“, man lud zu diversen Jam-Sessions ein und Impressario Gomelsky wähnte bald ein Set Up er „Little Boys“ gemeinsam mit einem gewissen Tony Chapman an den Trommeln sowie dem exzentrischen Lead-Gitarrero Brian Jones für vielversprechend. Auch der Pianist Ian Stewart war damals mit von der Partie, die Gruppe benannte sichnach dem englischen Sprichwort „A rolling stone gathers no moss“ das so viel bedeutet wie: „Ein rollender Stein setzt kein Moos an“.

Rochaden und der erste Gig

Am 12. Juli 1962 hätten eigentlich Alexis Korner und die Blues Inc. ein Konzert im zu jener Zeit sehr angesagten Marquee Club spielen sollen, mussten aber zu TV-Aufnahmen in die BBC-Studios. Also übernahm die frische Truppe rund um Jagger und Richards die abendliche Verpflichtung – die Rolling Stones waren geboren. Bald wurde Bassist Taylor durch einen gewissen Bill Wyman ersetzt, Schlagzeuger Chapman wähnte die Truppe als „künftigen Rohrkrepierer“ und steig ebenfalls aus. An seine Stelle trat der jazzinspirierte „Blues Inc.“-Drummer Charlie Watts. Der schnell zum Manager avancierte „väterliche Freund“ Giorgio Gomelsky wurde bald durch den im wahrsten Sinne des Wortes vielversprechenden Andrew Loog Oldham ersetzt, weil dieser der Band einen Plattendeal mit „Decca“ vermittelte.. Am 7. Juni 1963 wurde die erste Single „Come On“, eine Cover-Version des gleichnamigen Chuck Berry-Hits, veröffentlicht, dies bereits ohne Keyboarder Stewart, weil Oldham einen Tastenspieler nicht als zu wenig „böse“ für das angestrebte Image der Band befand. Am 16. April 1964 erschien die erste LP Namens „The Rolling Stones“, die Single „It’s All Over Now“ wurde die erste Nummer eins in Großbritannien und der Hit-Train der rollenden Steine hatte den Bahnsteig von Dartford endgültig verlassen.

Hitwunder

Mit „Satisfaction“ (1965) stürmten die Stones erstmals auch an die US-Chartspitze, „Get Off Of My Cloud“ (ebenfalls 1965), „Paint It Black“ (1966), „Ruby Tuesday“ (1967), „Honky Tonky Woman (1969) und „Brown Sugar“ im Jahr 1971 ließen die Stones zu Chartstürmern in Beatles-Manier aufsteigen. Gleichzeitig bildete der Longplayer „Exile on Main St.“ anno 1972 einen Kulthit des Underground. Bereits 1986 erhielten die Rolling Stones eine Grammy Award für ihr Lebenswerk, vor rund 23 Jahren wurde die Band in die Hall of Fame des Rock’n’Roll aufgenommen. Im Jahr 1994 wurde das Album „Voodoo Lounge“ veröffentlicht und die Stones schafften es abermals, wie zuletzt 13 Jahre zuvor, auf den Thron der Albumcharts in Großbritannien. Das Durchschnittsalter der Band betrug zu diesem Zeitpunkt bereits stolze 50 Jahre, womit sie die älteste Band an der Spitze der Charts waren. Das letzte reine Studioalbum „A Bigger Bang“ datiert aus dem Jahr 2005, es schaffte „nur“ Platz zwei und drei in den UK- und US-Charts. Aktuelle Schätzungen gehen bislang von über 200 Millionen verkauften Tonträgern aus.

Die Besetzung

Wilde Zeiten forderten ihren Tribut auch in der Besetzungsliste der Stones. Gitarrist Brian Jones etwa wurde 1969 aus der Band geschmissen und ertrank kurz darauf in seinem Pool. Für ihn trat der Gitarrenvirtuose Mick Taylor den Stones bei, er zog sich 1974 den Unbill von „Urstein“ Richards zu und wurde wenig später ebenfalls gefeuert. Ihm folgte Ron Wood nach, der neben Mick Jagger, Keith Richards und Charlie Watts bis heute offizielles Bandmitglied ist, dafür hatte Bassist Wyman anno 1993 genug vom Leben eines rollenden Steines. Anders offensichtlich als die Herren Jagger (70),  Richards (70),  Wood (67) und  Watts (72), die erneut und unermüdlich touren. Und es diesmal sogar verabsäumen, die „14 on fire“-Tour wie sonst üblich als ihre letzte zu bezeichnen.