Für Autofreaks: Apps zeigen Fahrdaten wie im Rennwagen an

Manchen Auto-Enthusiasten fasziniert der Tanz der Instrumente im Cockpit. Wem Tacho und Drehzahlmesser nicht genug sind, der kann sich per Spezialadapter und Smartphone-App Drive-Deck zusätzliche Uhren in den Wagen holen. Die zeigen zum Beispiel an, welches Drehmoment gerade anliegt.

Normale Autos geben längst nicht so viele Fahrinformationen preis wie sie könnten: Anzeigen im Cockpit halten den Fahrer zwar über Geschwindigkeit, Motordrehzahl oder die Wassertemperatur auf dem Laufenden. Doch die meisten Pkw verraten noch viel mehr, wenn man sie lässt: Wie viel Leistung und Drehmoment entwickelt das Triebwerk beim Tritt aufs Gaspedal? Welche Kräfte wirken beim Bremsen oder in Kurven auf den Fahrer? Klar, ein Auto lässt sich auch ohne dieses Wissen bedienen. Aber wer sich dafür interessiert, muss keine teuren Spezialinstrumente für Rennwagen nachrüsten, um Antworten zu bekommen: Ein Adapter für den sogenannten OBD-2-Anschluss, ein Smartphone und eine App reichen dazu aus.

Die Abkürzung OBD steht für „On-Board-Diagnose“ und bezeichnet ein Fahrzeugdiagnosesystem, das für Autos mit Benzinmotor seit 2001 Pflicht ist und seit 2004 für Diesel. An die OBD-2-Buchse, die sich meist links unten am Armaturenbrett befindet, klemmen Kfz-Mechaniker ihre Diagnosegeräte an, um zum Beispiel Fehlerdaten auszulesen, die die Steuergeräte im Fahrzeug festgestellt und abgespeichert haben. Das erleichtert die Ursachenforschung nach technischen Defekten enorm. Die OBD-2-Schnittstelle lässt sich aber eben auch dazu verwenden, um einem Auto Fahr- und Fahrzeugdaten zu entlocken, diese in Echtzeit auf dem Handy anzuzeigen und aufzuzeichnen.

Eine nette Spielerei

„Das ist eine nette Spielerei für Menschen, die mit ihrem Auto mehr auf Du und Du als auf Sie stehen“, sagt Harald Schmidtke vom Verband der Automobil Tuner (VDAT). Also für solche, die sich für technische Abläufe beim Fahren begeistern. Für Motorsport-Enthusiasten, die Rennwagen-Flair in ihre Familienkutsche bringen wollen. Oder für Autofahrer, die gelegentlich Abstecher auf die Rennstrecke machen und ihre schnellen Runden später am Computer im Detail auswerten wollen.

Dafür benötigte OBD-2-Adapter sind zum Beispiel das Drivedeck Sport Pro oder der Adapter von Lescars. Beide Geräte lieferten kürzlich in einem Test der Zeitschrift „Computerbild“ (Ausgabe 5/2014) ordentliche Ergebnisse ab.

Der Drivedeck Sport Pro (299 Euro) überträgt per Bluetooth unter anderem Werte für Leistung, Drehmoment, Querbeschleunigung oder Luftmasse live aufs Android-Smartphone oder iPhone, wo sie per mitgelieferter App teils mit Runduhr-Grafik dargestellt und für die spätere Auswertung am PC mitgeschnitten werden können. Die Aufnahme von Fahrvideos ist parallel möglich, wenn das Smartphone so im Wagen befestigt wird, dass dessen Kamera auf die Straße gerichtet ist.

Die Motordatenbank zur Abstimmung der Drivedeck-App aufs eigene Auto enthält laut „Computerbild“ 500 Modelle, fehlende Daten reiche der Hersteller auf Anfrage nach. Die App funktioniert allerdings nur bei Benzinern, nicht bei Dieseln, stellten die Tester fest.

Den OBD-2-Adapter von Lescars hat sich die „Computerbild“ in der Version mit WLAN-Übertragung (50 Euro) vorgenommen. Dieses Gerät ist mit diversen Apps kompatibel, die Wahl fiel auf die für Android und iOS, jedoch nur in Englisch erhältliche Anwendung Dashcommand (rund 10 Euro), die für Benziner und Diesel geeignet sei. In dem Bericht heißt es: „Die App liest alles aus, was die OBD-Schnittstelle hergibt.“ Entsprechend groß ist die Vielfalt an Funktionen und Anzeigemöglichkeiten. Die Bedienung sei aber etwas knifflig.

Exakte Daten wie bei einer Messung auf dem Fahrzeugprüfstand oder mit Nachrüstinstrumenten mit eigenen Sensoren dürfen Nutzer bei beiden Adapter-App-Gespannen nicht erwarten. „Viele Werte wie etwa das Drehmoment werden von der Fahrzeugelektronik nur berechnet und nicht gemessen“, erklärt „Computerbild“-Redakteur Manfred Barth. Dafür ist diese Lösung bei weitem nicht so kostspielig wie Spezialinstrumente.

Opel hat ein ähnliches System ab Werk für die Sportmodelle Corsa OPC und Astra OPC sowie für weitere Modelle zum Nachrüsten im Programm. Das läuft auf iPhone, iPad und dem iPod Touch, kostet ab 290 Euro plus 89 Cent für die App und stellt etwa Daten zu Querbeschleunigung, Über- und Untersteuern des Fahrzeugs oder den Drehmomentaufbau dar.

„Wer diese Technikspielerei in seinem Wagen installieren möchte, braucht keine Angst zu haben, dass er damit in der Fahrzeugelektronik Schaden anrichtet“, sagt Vincenzo Lucà vom TÜV Süd. „Das sind nur Lesegeräte, die greifen nicht in die Elektronik ein.“ Vielmehr sollten Nutzer aufpassen, dass sie sich von den zusätzlichen Anzeigen beim Fahren nicht ablenken lassen und das Smartphone das Sichtfeld möglichst nicht beeinträchtigt, betont Lucà. Und Schmidtke gibt zu bedenken: „Das Anzeigeinstrument ist und bleibt ein Telefon – und daran darf man während der Fahrt nicht herumfummeln.“

(APA)