Musik: Samy Deluxe hat nicht allzu viel Scham

Der deutsche Rapper begeht sein Musiker-Jubiläum mit Fragen nach der Männlichkeit.

Der deutsche Rapper Samy Deluxe feiert heuer seinen 18. Musikergeburtstag. Sein vor kurzem erschienenes Album „Männlich“, angelehnt an seine musikalische Volljährigkeit, befasst sich intensiv mit diesem Thema und der Frage: „Was ist männlich?“ Auf seiner „Testosteron-Tour“ macht Samy Deluxe am 28. April auch Halt im Grazer Orpheum und tags darauf in der Wiener Arena.

„Ich finde die Fragestellung interessanter als die Antwort“, sagt Deluxe im Gespräch mit der APA auf die Frage, was seine Definition von „männlich“ sei. Eine konkrete Antwort könne er darauf gar nicht geben, doch das wäre auch nie sein Ziel gewesen. „Ich fands eher interessant einfach so ein Schlagwort zu haben und sich damit auseinanderzusetzen und ein paar Blickwinkel auf das Thema zu präsentieren.“ Samuel Sorge, wie der Rapper mit bürgerlichen Namen heißt, wurde am 19. Dezember 1977 als Sohn eines sudanesischen Vaters und einer deutschen Mutter in Hamburg geboren. Sein Vater verließ die Familie, als er zwei Jahre alt war und schon früh begann Deluxe damit, seine Probleme und Erlebnisse in Rap-Texten zu verarbeiten.

Mit 18 entschied er sich für eine Rap-Karriere und ließ Schule und Zivildienst zurück. Für Jugendliche, die ihm in dieser Hinsicht nacheifern würden, sei es seiner Meinung nach wichtig, „ihr eigenes Talent und ihre eigene Leidenschaft zu finden“. Er habe damals zwar viel riskiert, für ihn persönlich sei es aber auch nie relevant gewesen, in der Schule „Dinge auswendig zu lernen, die du zu 99 Prozent in deinem Leben nicht mehr brauchst.“ Für Deluxe ist es wichtiger sagen zu können: „Ich habe mich meiner Leidenschaft gewidmet und bin mit meinem Talent gewachsen.“ Dabei sei er immer schon sehr ehrgeizig gewesen und sagt: „Ich bin jeden Tag im Studio und mach‘ mein Ding, tu‘ was ich mag und verdiene damit noch Geld.“

Für Deluxe wäre es – ganz im Gegensatz zum männlichen Klischee – kein Problem, seine Schwächen zu zeigen, wie er auch in der sechsteilen Fernsehsendung „Männlich Deluxe“ auf dem deutschen Fernsehsender DMAX unter Beweis stellte. „Ich habe nicht so viel Scham“, sagt er und fügt noch hinzu: „Als ich da beim Boxen in den Ring gekotzt habe, haben meine Kameraleute leider nicht hingehalten.“ Ein Besuch im Stripclub wäre ihm dabei jedoch unangenehm gewesen, besonders deshalb, weil er nicht ein „blödes Rapperklischee, was du in jedem zweiten Rap-Video schon gesehen hast“ bedienen wollte.

Von dem TV-Auftritt abgesehen entziehe sich der Rapper den Medien ganz bewusst. „Ich lese keine Zeitung, ich höre kein Radio und ich guck kein Fernsehen.“ Er steht den dort verbreiteten oberflächlichen und skandalhungrigen Inhalten sehr kritisch gegenüber und ist der Meinung, „viele Medien nutzen ihre Reichweite nicht aus, um auch mal was Positives zu bewegen“. Die Rezipienten hingegen „eifern den ganzen Tag nur irgendwelchen reichen Leuten nach“.

Für ihn stelle dieses Jubiläum dar, was er sich erarbeitet habe und sei „nicht nur ein plumpes Datum“. Im Laufe seiner Musikkarriere hätte es zwar Jugendsünden gegeben, vergessen möchte er diese aber trotzdem nicht. „Fehler die man gemacht hat, helfen einem sehr in der Entwicklung.“ Öffentliche Auseinandersetzungen und sogenannte Battle-Raps, die er sich früher lieferte, würde er inzwischen meiden und sich von der Meinung anderer gar nicht mehr beeinflussen lassen. Auf seine „Testosteron-Tour“, die am 19. April startet, freue er sich schon sehr. „Auf der Bühne zu stehen und zweieinhalb Stunden zu schwitzen und die Leute abgehen zu sehen – das ist schon ein wichtiger Teil meines Lebens.“