Filmkritik: Amazing Spiderman 2 – Faden zwischen Romanze und Action gerissen

Schon wieder ein Spiderman-Film? Regisseur Marc Webb versucht es mit einer Mischung aus Liebesfilm und den üblichen Tschinbumm-Szenen. Das Ergebnis ist wenig berauschend.

Mit einem Erdbeben beginnen und dann langsam steigern – so eine (angebliche) alte Hollywood-Weisheit, was den dramaturgischen Aufbau eines Blockbusters betrifft. In dieser Hinsicht macht Amazing Spiderman 2, die Fortsetzung der Fortsetzung des Spiderman-Franchise-Systems, nichts falsch.

Es beginnt mit einem dramatischen Raufhandel in einem abstürzenden Flugzeug geht. Das ist laut, schnell, dramatisch und eigentlich stellen wir uns darauf an, dass es so den ganzen Film weitergehen wird: Laut, schnell, dramatisch.

Doch dann schmiert Spiderman 2 ab, wird zur Romanze rund um einen leicht neurotischen Studierenden, der ständig den Geist des toten Vaters seiner Angebeteten vor sich sieht. Der Typ (zugegebenermaßen hervorragend gespielt von Andrew Garfield) ist überhaupt ein ziemlicher, naja in Wien würden wir sagen: Dillo. In der Werkstatt stellt sich Peter Parker mindestens so dumm an wie in der Liebe und stolpert eher durchs Privatleben, sodass man sich wundern muss, was die von ihm hofierte Gwen (eloquent-zynisch: Emma Stone) davon abhält, mal seinen Medikamentenschrank unter die Lupe zu nehmen. Wenn er dann aber den Latex (ist das Latex?)-Anzug überstreift, ist er natürlich super drauf, witzig, auch redegewandt und hart. So wie es halt den Menschen im Fasching, bei der Weihnachtsfeier oder im Stadion geht: Eigentlich Duckmäuser, werden sie dann zu Bestien.

Also ist das jetzt ein Liebesfilm oder eine Tschintarassa-Comicverfilmung? Regisseur Marc Webb konnte sich wohl nicht ganz entscheiden und hat daher beides versucht. Doch sowas geht meistens schief. Zwar gibt es auch bei anderen Comic-Verfilmungen romantische und nachdenkliche Momente, doch hier wirken die Szenen ungefähr so ineinander verwoben wie das Netz einer alkoholkranken, altersschwachen Spinne aus Tschernobyl.

Am Drehbuch haben angeblich drei Personen gewerkt, es könnte aber auch einfach eine neue Google-Funktion namens „Write a Script“ gewesen sein, denn etwas Dümmlicheres wurde selbst nach Hollywood-Maßstäben schon lange nicht mehr produziert. Vom Reinfall ins Aal-Becken (Aal = elektrisch, ich hoffe Sie verstehen…) samt anschließender Verwandlung in einen neurotischen Stromkassier (bemüht: Jamie Foxx) über Kampfszenen in und mit Kraftwerken bis zum (Achtung, Spoiler!) Geheimlabor in einem U-Bahn-Waggon: Nichts gegen comic-hafte Ideen und fantastische Handlung, das ist ja schließlich kein Dokumentarfilm. Aber sollten die Drehbuchautoren doch menschlicher Natur gewesen sein, sollte das, was sie beim Verfassen geraucht haben, doch verboten werden. Jedes Pixie-Buch ist dramaturgisch besser aufgebaut als diese wahllose Ansammlung abstruser Ideen, unterbrochen von Gefühlsduselei.

Der Film ist dennoch recht unterhaltsam, man lehnt sich zurück, lässt sich zwischen Romantik und Action ungefähr so hin- und herreißen wie zwischen Pommes und Cheeseburger: Fast Food, made in Hollywood eben. Es sättigt rasch, doch danach bleibt ein seltsames Gefühl der Leere zurück. Und die Gewissheit, dass es demnächst mehr davon geben wird….